(BZfE) – Immer mehr Menschen nutzen regelmäßig Intervallfasten, um das Körpergewicht zu kontrollieren oder ein paar Pfunde zu verlieren. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, vor allem Frauen, kann dieses Essverhalten allerdings Essstörungen begünstigen. Das zumindest lässt eine kanadische Studie vermuten, an der über 2.700 Probanden im Alter von 16 bis 30 Jahren beteiligt waren.
Unter Intervallfasten, auch intermittierendes Fasten, versteht man den Verzicht oder starke Einschränkung von Nahrung in bestimmten Zeitfenstern, die von Perioden mit normaler Nahrungsaufnahme unterbrochen werden. Es gibt verschiedene Formen. Besonders verbreitet ist, dass man innerhalb von acht Stunden am Tag normal isst und die restliche Zeit fastet (16:8). Beim 5:2-Protokoll folgen auf fünf Tage Essen zwei Tage mit reduzierter Kalorienaufnahme. Es gibt auch die Möglichkeit, jeden zweiten Tag zu fasten („alternate-day-fasting“).
Die Forschenden werten Daten aus der „Canadian Study of Adolescent Health Behaviors“ aus, die Informationen über Ess- und Lebensgewohnheiten sowie die soziale Gesundheit von jungen Menschen sammelt. Die Untersuchung fand im November und Dezember 2021 statt. Intervallfasten war in der Stichprobe weit verbreitet: Knapp 48 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer hatten die Fastenmethode in den vergangenen zwölf Monaten genutzt.
Vor allem bei Frauen stand Intervallfasten mit ungesunden Einstellungen und Verhaltensweisen in Zusammenhang, die auf eine Essstörung hindeuten oder deren Entwicklung begünstigen können. Dazu zählten beispielsweise Überessen, Konsum von Abführmitteln, Essanfälle und bewusst herbeigeführtes Erbrechen. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern war die Wahrscheinlichkeit höher, zwanghaft Sport zu betreiben. Das ist bedenklich, da Fasten in Kombination mit übermäßiger sportlicher Betätigung das Herz-Kreislauf-System belasten kann.
Möglicherweise ist Intervallfasten nicht so unbedenklich, wie es häufig eingestuft wird. Die Forschenden rufen in der Fachzeitschrift „Eating Behaviors“ dazu auf, die Fastenmethode vor allem für Heranwachsende nicht zur Gewichtskontrolle und -abnahme zu empfehlen. „Wir brauchen mehr Aufklärung im Gesundheitswesen und eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit, auch in den sozialen Medien, für mögliche Schäden des Intervallfastens“, erklärt Studienautorin Kyle T. Ganson von der Universität Toronto. Allerdings steht die Wissenschaft noch am Anfang. Weitere Studien müssen folgen, um die Hintergründe zu beleuchten und die Zusammenhänge besser zu verstehen. Der nachhaltigste Weg zur Gewichtsabnahme ist nach wie vor nicht Fasten oder eine Diät, sondern eine langfristige Ernährungsumstellung hin zu einer vollwertigen und ausgewogenen Kost mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
https://doi.org/10.1016/j.eatbeh.2022.101681
Wie Intervallfasten empfohlen wird, lesen Sie hier: https://www.bzfe.de/fileadmin/resources/import/pdf/online_spezial_7_2017_intervallfasten.pdf
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