- Rund ums Essen und Trinken können Kinder in vielen Bereichen mitreden und mitbestimmen.
- Die Möglichkeiten der Partizipation beginnen mit dem Basisrecht der Kinder, über Dinge informiert zu werden, die sie und ihren (Ess)Alltag betreffen. Sie reichen bis hin zur altersgerechten Selbstbestimmung des Kindes als Individuum und innerhalb der Gruppe.
- Gefördert werden wichtige Kompetenzen, das Demokratieverständnis und die Sinnesschulung der Kinder.
- Kinder lernen durch Vorbilder. Partizipation sollte deshalb auch innerhalb des Teams und im Umgang zwischen KiTa-Leitung und Team (vor)gelebt werden.
Kinder in alltägliche Ess-Entscheidungen einbeziehen
Partizipation ist als Kinderrecht gesetzlich verankert:
UN-Kinderrechtskonvention:
- Artikel 12 Berücksichtigung des Kinderwillens
Rechtliche Grundlage in Deutschland:
- Sozialgesetzbuch VIII, Kinder‐ und Jugendstärkegesetz
- Bundeskinderschutzgesetz
- Gesetze zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Kindertagespflege in den Bundesländern
- Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungspläne der Bundesländer
Partizipation ist ein Prozess, von dem Kinder langfristig profitieren. Indem sie mitreden und mitbestimmen, entwickeln sie wertvolle soziale Kompetenzen und ein Verständnis für Demokratie. Erleben Kinder, dass ihre Bedürfnisse respektiert werden und ihre Meinung zählt, erfahren sie Selbstwirksamkeit und sehen sich als wichtigen Teil der Gruppe. Auch im Selbstbildungsprozess spielt Partizipation eine wichtige Rolle. Die Partizipation von Kindern ist dabei kein Zugeständnis der Erwachsenen, sondern als Kinderrecht gesetzlich verankert.
Das gilt auch für die Ernährungsbildung: Wird Essen und Trinken partizipatorisch gestaltet, fühlen sich Kinder mit ihren Vorlieben, Abneigungen und Bedürfnissen ernst genommen. Sie lernen, diese zu kommunizieren und auszuhandeln. Besonders kleine Kinder entwickeln so eher eine positive Haltung zum Thema Essen. Partizipation heißt also nicht, dass Kinder beispielsweise alleinig bestimmen was gegessen wird. Aber sie haben das Recht, sowohl in Gesprächen als auch in Entscheidungen, die sie selbst und die Gruppe betreffen (z.B. zum Speiseplan), ernstgenommen und altersgemäß beteiligt zu werden.
Wie Sie Kinder beim Essen und Trinken beteiligen können:
Ernährungsbildung und Partizipation im Kita-Konzept
Unter einer gelungenen Ernährungsbildung versteht das BZfE, die Menschen zu befähigen, ihr Essen und Trinken reflektiert, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu gestalten (Wie kann Ernährungsbildung gelingen?)
„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsame Lösungen für Probleme zu finden.“ Dieses Zitat von Richard Schröder, dem ehemaligen Leiter des ersten Kinderbüros in Deutschland, bringt auf den Punkt, worum es bei der Partizipation geht. Für Kinder und Erwachsene in Kindertageseinrichtungen bedeutet Partizipation „die altersgemäße Beteiligung der Kinder am Einrichtungsleben im Rahmen ihrer Erziehung und Bildung. (Redaktion Kindergarten heute (2023): Partizipation).
Es ist sinnvoll die Umsetzung der partizipativen Ernährungsbildung auch im KiTa-Konzept festzuhalten. Dabei ist sie als Prozess zu verstehen, der von allen Beteiligten getragen und immer wieder überprüft und angepasst werden sollte. Die Beteiligung der Kinder kann in vier Abstufungen erfolgen. Untenstehend finden sich Beispiele um die Abstufungen mit dem Fokus der Ernährungsbildung zu verdeutlichen:
Die vier Stufen der Beteiligung | Beispiele für die Ernährungsbildung | ||
Erste Stufe:
| Informiert werden (Basisstufe) | Kinder können nur dann eine selbstbestimmte Entscheidung treffen, wenn sie wissen, worum es geht. Fachkräfte haben daher die Aufgabe, notwendige Informationen altersgerecht für die Kinder aufzubereiten. Auch wenn es z. B. aus Gründen der Sicherheit oder aufgrund rechtlicher Vorgaben nicht möglich ist, die Kinder in einer Sache partizipieren zu lassen, so muss der Sachverhalt den Kindern zumindest verständlich begründet werden. |
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Zweite Stufe:
| Gehört werden | In dieser Stufe der Beteiligung dürfen die Kinder ihre Bedürfnisse und Ideen darstellen und werden gehört. |
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Dritte Stufe:
| Mitbestimmen | Nun geht es darum, gemeinsam zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen. In einem Austausch „auf Augenhöhe“ werden Argumente diskutiert und Standpunkte gehört. |
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Vierte Stufe:
| Selbst bestimmen | In dieser Stufe überlassen die Erwachsenen den Kindern die Entscheidung. Sie umfasst die Selbstbestimmung der Kinder als Gruppe und die Selbstbestimmung des Kindes als Individuum. Entscheidungen wie „Ziehe ich Hausschuhe an oder laufe ich barfuß?“ trifft jedes Kind eigenverantwortlich für sich selbst. Die pädagogischen Fachkräfte haben in diesem Fall eine ausschließlich moderierende Rolle |
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Quelle: Redaktion Kindergarten heute (2023): Partizipation. Beispiele ergänzt durch BZfE
Ernährungsbildung in den Bildungsplänen der Bundesländer
Die Bildungspläne der Länder geben einen Einblick in die Definitionen und Umsetzungsmöglichkeiten der Partizipation im Betreuungsalltag. Auf dem deutschen Bildungsserver finden sich alle Bildungspläne für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen der einzelnen Bundesländer. Schauen Sie gern in den für Sie passenden Plan. Untenstehend finden Sie Auszüge aus drei Bundesländern in den Kontext Ernährungsbildung gesetzt.
Das Berliner Bildungsprogramm
Eine zeitgemäße Ernährungsbildung ist ohne die Partizipation der Kinder nicht denkbar, denn „jeder Junge und jedes Mädchen ist von sich aus bestrebt, sich an allem zu beteiligen, was ihm seine Mitwelt bietet“ (Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege). Im Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege ist die „Wahrnehmung mit allen Sinnen“ als „Grundlage der frühkindlichen Bildungsprozesse“ genannt. „Durch den Einsatz all seiner Sinne – Tasten und Fühlen, Riechen und Schmecken, Sehen und Hören – beginnt ein Kind sich selbst und sein Umfeld zu erfassen und zunehmend zu strukturieren, macht es sich sein Bild über die Welt und sich selbst.“ Gerade Alltagssituationen rund um Essen und Trinken eignen sich für diese Art von Erfahrungen.
Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan
Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung definiert die Bildungs- und Erziehungsziele für den Bereich Ernährung zum Beispiel wie folgt:
- Essen als Genuss mit allen Sinnen erleben
- Unterscheiden zwischen Hunger und Appetit
- Anzeichen von Sättigung erkennen und dementsprechend darauf reagieren
- Wissen über kulturelle Besonderheiten erwerben
- Grundverständnis erwerben über Produktion, Beschaffung, Zusammenstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln
- Erfahrungen mit der Zubereitung von Speisen sammeln
- Signale des eigenen Körpers auf Lebensmittel wahrnehmen und ernst nehmen
Bildungsgrundsätze in Nordrhein-Westfalen
Es zeigen sich viele Möglichkeiten der Ernährungsbildung durch Partizipation der Kinder im Betreuungsalltag, denn „das Kind ist aus sich selbst heraus bestrebt, die Welt zu verstehen und Handlungskompetenzen zu erwerben. Es agiert mit Neugierde, Lernfreude und Spontaneität“ (Bildungsgrundsätze für Kinder von 0-10 Jahren in Kindertagesbetreuung und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen).
Für den fachlichen Hintergrund
Ernährungsbildung / Sinnesschulung
Schmecken lernen: Sinnesschulung im pädagogischen Alltag
Ernährungskommunikation/Sprache in der Ernährungsbildung
Sprache in der Ernährungsbildung: Zeitgemäß kommunizieren
Mit Kindern am Esstisch
Netzwerk Gesund ins Leben: Für Ihr Kleinkind
Informationen rund um die Hygiene mit Kindern in der Küche
Hygiene beim pädagogischen Kochen: Koch-Aktionen mit Kindern in Kindertagespflege, Kita und Schule