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Passt das Essensangebot an unserer Schule zu dem, was wir im Unterricht lernen? Hier finden Sie Beispiele zur Verknüpfung: Von kleinen Aktionen bis zu ganzheitlichen Ansätzen.

Drei Schülerinnen mit Kuchschürzen und Kochmützen kochen
NVB Stocker - stock.adobe.com
  • Die Verzahnung von Unterricht und Schulverpflegung beginnt mit Reflexionen, Beobachtungen, Umfragen, Akteursanalysen, Interviews und Exkursionen, z. B. zum eigenen Caterer.
  • Hier finden Sie Materialien für Unterricht oder AGs, die dabei helfen, Veränderungen im Kleinen auszuprobieren.
  • Zahlreiche Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Schulen liefern Ideen für eine langfristige Verknüpfung von Unterricht und Schulverpflegung
  • Besonders erfolgversprechend sind systemische Ansätze, die Schulleitungen und Caterer mit ins Boot holen.

Warum Ernährungsbildung und Schulverpflegung zusammendenken?

Ernährungsbildung findet nicht nur im Unterricht, sondern bei jeder Mahlzeit statt – und damit auch in der Frühstückspause und beim Mittagessen in Schulen und den dazugehörigen Betreuungseinrichtungen. Darin liegt eine große Chance: Schule kann Ernährungsgewohnheiten prägen.

Kinder und Jugendliche können dort Neues kennenlernen und ausprobieren: Zum einen neue Lebensmittel und einen wertschätzenden, genussvollen Umgang damit. Zum anderen können sie im Unterricht und durch die Mitgestaltung ihrer Pausen selbst aktiv werden und verschiedene Kompetenzen erwerben. Neben Ernährungskompetenz sind das Gestaltungs- und soziale Kompetenzen. 

„Können Kinder über die Verpflegung mitbestimmen und sich aktiv einbringen, sind sie nicht nur zufriedener mit den Mahlzeiten, sondern erwerben auch wichtige Kompetenzen“ (Quelle: NQZ)

Pause als Chance: Die Theorie genussvoll umsetzen

Doch wie kann die Verzahnung von Schulverpflegung mit Ernährungsbildung gelingen? Welche Ansätze haben sich bewährt? Nachfolgend stellen wir Ihnen eine Reihe spannender Ideen und Projekte vor. Angefangen bei kleinen Aktionen bis hin zu ganz großen Schritten.

Wer im Unterricht lernt, was zu einer ausgewogenen und umweltfreundlichen Ernährung gehört, darf sich auch fragen: Finde ich an meiner Schule überhaupt ein entsprechendes Angebot? Wenn ja, ist dieses mindestens genauso attraktiv, leicht verfügbar und preiswert wie andere Optionen? Und wenn nein: was kann ich daran ändern?

Die Antwort: Vieles, aber nicht alles auf einmal. Wenn mit kleinen Projekten der Ball erst einmal ins Rollen gekommen ist, kann jederzeit mehr daraus werden. Deshalb lohnen sich auch kleine Schritte, wie das Analysieren der Ist-Situation oder das Ausprobieren von Veränderungen. Sie können durchaus zum großen Ziel beitragen: ein schulisches Gesamtkonzept für eine gelingende Ernährungsbildung und eine dauerhaft hochwertige Schulverpflegung.

Analysieren und verstehen

Um etwas zu verändern, muss man es verstehen. Die Verzahnung von Unterricht und Schulverpflegung beginnt also mit Reflexionen, Beobachtungen, Umfragen, Akteursanalysen, Interviews und Exkursionen: Was bieten uns Cafeteria und Mensa an? Wo kommt das Essen her? Wer entscheidet mit, was es gibt? Wie sehen die Beteiligten das Thema? Mit diesen Fragen kann Unterricht den Grundstein legen, um Veränderungen in der Mensa anzustoßen.

Passendes Unterrichtsmaterial

Klima-Check: Wie ticken wir? Was motiviert andere?

Schülerinnen und Schüler reflektieren ihr eigenes Essverhalten und versetzen sich dann in unterschiedliche Gäste der Schulmensa. Anschließend überlegen sie, wie sie diese zu klimagesünderem Essen motivieren könnten.

>> Arbeitsblatt: Klimacheck

>> Arbeitsblatt: Persona-Methode

>> Didaktische Anleitung der VNS-Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (Seiten 35 bis 36)

Checkt den Schulkiosk und schreibt dem Mensa-Ausschuss!

Der Check unterstützt Schülerinnen und Schüler, das Angebot am Schulkiosk (oder der Mensa) unter verschiedenen Gesichtspunkten zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Eine Briefvorlage hilft, die Änderungswünsche an den Mensa-Ausschuss weiterzugeben.

>> Arbeitsbatt aus SchmExperten "Check den Schulkiosk" und "Brief an den Mensaausschuss"

Mensa-Rallye: Analysiert den Speiseplan und beobachtet die Situation

Schülerinnen und Schüler analysieren den Speiseplan ihrer Mensa, beobachten die Ausgabe- und Essenssituation und befragen einzelne Gäste. Im Anschluss hinterfragen sie, ob es den Gästen leicht gemacht wird, sich klimagesund zu verhalten.

>> Fragebogen: Speiseplancheck

>> Fragebogen: Beobachtungen in der Mensa

>> Didaktische Anleitung der VNS Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (S. 27 bis 30)

Wer arbeitet in unserer Mensa und woher stammen die Lebensmittel?

Ein beispielhaftes Interview mit der Betriebsleiterin einer Schulkantine dient als Leitfaden für ein eigenes Gespräch. So erfahren die Schülerinnen und Schüler, wo die Lebensmittel für ihr Essen tatsächlich herkommen und lernen die Perspektive der „anderen Seite“ kennen.

>> Beispielinterview aus „Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun?“ 

Veränderungen im Kleinen ausprobieren

"Was können wir als Schülerinnen und Schüler schon verändern?". Die folgenden Beispiele zeigen, wie Jugendliche Engagement üben und dabei für das Leben lernen. Sie setzen sich für vorübergehende Veränderungen in ihrer Mensa ein und können damit durchaus den Ball ins Rollen bringen. Darüber hinaus sammeln sie Erfahrung in Team- und Projektarbeit und erleben Partizipation. 

Passendes Unterrichtsmaterial

Unser Restaurant-Tisch: In besonderer Atmosphäre essen

Wie wäre es, in der Schulmensa mal wie im Restaurant bedient zu werden? Das Unterrichtsmaterial "Unser Restaurant-Tisch" zeigt, wie Schülerinnen und Schüler diese Idee umsetzen und ausgewählten Mitschülerinnen und Mitschülern das Essen in besonderer Atmosphäre servieren können. Das setzt die Reflexion über die Essatmosphäre in Gang.

Zum BLE-Medienservice

Tellerreste-Challenge: Welche Klasse hinterlässt die wenigsten Reste?

Schülerinnen und Schüler ermitteln die Tellerreste pro Mensagast, fragen nach den Gründen und initiieren Veränderungen bei der Essensausgabe sowie beim Speisenangebot.

>> Arbeitsblatt: Warum werfen wir Lebensmittel weg?

>> Grafik: Tiere für den Müll

>> Arbeitsblatt: Tellerreste-Challenge

>> Vorlage: Wiegeprotokol

>> Vorlage: Plakatideen Tellerreste-Challenge

>> Information Mensateam: Tellerreste

>> Didaktische Anleitung der VNS Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (Seiten 37 bis 42)
 

Probieraktion in der Mensa: Welches Veggie-Gericht darf es öfter geben?

In enger Zusammenarbeit mit dem Caterer organisieren Schülerinnen und Schüler eine Probieraktion. Dafür wählen sie aus einer Rezeptliste vegetarische Gerichte aus und bewerben sie am jeweiligen Angebotstag. Die beliebtesten Gerichte nimmt der Caterer später in den Speiseplan auf.

>> Übersicht: Rezeptdatenbanken

>> Rezeptempfehlung

>> Didaktische Anleitung der VNS Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (Seiten 47 bis 48)

Vegetarische-Woche-Challenge: Welche Klasse wählt am häufigsten Veggie?

Schülerinnen und Schüler bewerben vegetarische Gerichte und bauen pro Klasse eine Zählstation auf. Wenn der Caterer Vorher-Nachher-Bestelldaten zur Verfügung stellt, können die Schülerinnen und Schüler den Erfolg ihrer Werbekampagne beurteilen.

>> Didaktische Anleitung der VNS Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (Seiten 49 bis 52)

Nudging in der Mensa: Anreize für klimagesunde Essenswahl schaffen

Eine Liste mit Nudging-Ideen hilft den Schülerinnen und Schülern eine passende Aktion für ihre Mensa zu finden, z. B. Obst auch nochmal an der Kasse anbieten. Gemeinsam mit dem Caterer setzen sie diese Aktion um.

>> Arbeitsblatt: Die klimagesunde Wahl anstubsen

>> Didaktische Anleitung der VNS Niedersachsen: AG-Fahrplan "Klimagesunde Mensa" (Seiten 53 bis 54)

Nudging am Schulkiosk: Klimagesunde Speisen attraktiver präsentieren

Wie ein Projektkurs eines Gymnasiums die Speisekarte seiner Cafeteria verändert hat, berichtet die Lehrerin in einem Artikel der Zeitschrift „Ernährung im Fokus“ (ab S. 191).

>> Artikel "Public-Health-Nutrition-Ansätze in weiterführenden Schulen"

Less Waste Breakfast: Ein verpackungsfreies Klassenfrühstück organisieren

Eine Gruppe engagierter Schülerinnen und Schüler hat praktische Tipps für die Planung, den Einkauf und die Durchführung eines verpackungs- und restefreien Klassenfrühstücks zusammengetragen. Darüber hinaus gibt es Hintergrundinformationen und Quizze zum Thema Plastik sowie Tipps gegen Lebensmittelverschwendung. 

>> Weitere Informationen

Andere Zugänge als Gesundheit oder Klima nutzen

Die bisherigen Beispiele betrachten die Schulverpflegung aus Gesundheits- und Klimasicht. Tatsächlich lohnt sich die Beschäftigung mit der eigenen Schulverpflegung auch aus anderen Gründen: Soziale und wirtschaftliche Aspekte oder konkret die Themen Globalisierung und Fair Trade bieten ideale Anknüpfungspunkte.

Beispiele aus der Praxis

Thema Globalisierung führt zu Fair Trade und Lebensmittelwertschätzung

Die Jena Planschule unterrichtet Kinder von der Kita bis zum Abitur. Die Themenkomplexe Globalisierung, Entwicklungspolitik, Migration und Welthandel bilden in der Schule einen Schwerpunkt. Das Fairtrade-Schulteam hat unter anderem dafür gesorgt, dass es im Schülercafe fast nur fair gehandelte Produkte gibt. Auch für die Lebensmittelwertschätzung setzt sich die Schulgemeinde ein: Im Rahmen eines Pilotprojekts gegen Lebensmittelverschwendung holt die Initiative „Foodsharing“ täglich Mittagessen-Reste ab, die sonst in der Tonne landen würden. Der Essensanbieter hat sich auf die Kooperation eingelassen.

Wirtschaftskurs entwickelt Pausen-Riegel

Am >> Hamburger Heisenberg-Gymnasium hat der Wirtschaftskurs das Start-up „Kraft-Kante“ gegründet. Hinter dem Namen verbirgt sich konkret auch ein Müsliriegel, den die Schülerinnen und Schüler entwickelten und testeten. Der ballaststoffreiche Snack soll dem Konsum von zu süßen Riegeln entgegenwirken. Die Kraft-Kante soll künftig auch in der Schule verkauft werden. Dafür wird auch an einer eigenen Webseite gearbeitet. Der Lerneffekt: mehrdimensional.

Wie du mir, so ich dir!

Wertschätzung gegenüber Ehrenamtlichen zu zeigen, das war das Anliegen von Schülerinnen und Schülern der Pestalozzischule Heilbronn. Nach dem Motto: „Wie du mir – so ich dir, wir leben Wertschätzung“ haben die Fünftklässler im Rahmen des Fachunterrichts eine Dankeschön-Aktion für die „Brotzeitfrauen“ realisiert, die jeden Morgen vor Schulbeginn in die Schule kommen und für die Grund- und Förderschulkinder ein gesundes Frühstück zaubern: in Bildender Kunst gestalteten die Kinder Einladungskarten, im Fach Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES) kochten sie Marmelade ein und stellten Seifen her, in Deutsch probten sie das Rezitieren eines Gedichts für das Programm. Am Aktionstag im März bereiteten die Kinder mit der Unterstützung von Lehrkräften gemeinsam ein 3-Gänge Menü zu. Danach gab es Muffins und Kaffee, die Schülerinnen und Schüler trugen das Gedicht vor und überreichten die Geschenke. Der Aktionstag war ein voller Erfolg, die Frauen der Aktion Brotzeit waren gerührt und haben sich sehr gefreut.

Schülerfirmen gründen: Dann geht’s lecker zu

Noch viel mehr Möglichkeiten zur Gestaltung der Schulverpflegung bieten Schülerfirmen. Hier können die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Aspekte der Wirtschaftslehre, der Mathematik, aus Biologie und Ernährungsbildung mit allen Sinnen begreifen. Und das im Team.

Beispiele aus der Praxis

Thüringer Regelschule bietet Frühstück im Multifunktionsraum

Die Regelschule Goetheschule in Eisenach trägt den Titel „Umweltschule in Europa“. In diesem Rahmen wurde vor über zehn Jahren eine Schülerfirma gegründet. Mentoren sind Lehrende des Wahlpflichtfachs Hauswirtschaft. Zusätzlich bietet die Schule das Sonderprojekt „Nachhaltiges Leben und Arbeiten“ an. Dafür wurde ein Multifunktionsraum geschaffen; er wird für Sprachunterricht genutzt, aber auch als Hausaufgabenzimmer und Frühstücksraum. Das Frühstück, das die Schülerfirma dort dreimal pro Woche anbietet, stammt aus regionalen und saisonalen Zutaten oft in Bioqualität.

www.goetheschule-eisenach.de

Schulkiosk: Jede Klasse ist mal dran!

Auch den Schulkiosk der weiterführenden Frieda-Stoppenbrink-Schule in Hamburg betreiben Schülerinnen und Schüler. Jeweils eine Schulklasse übernimmt für einen festgelegten Zeitraum die Verantwortung für den Kiosk. Die Kinder und Jugendlichen gehen einkaufen, belegen Brötchen, schneiden Rohkost und verkaufen diese schließlich in der großen Pause. Unterstützung dafür erhalten sie von unterschiedlichen pädagogischen Fachkräften, die zugleich das theoretische Hintergrundwissen vermitteln.

www.rebbz-suederelbe.hamburg.de

Lebensweltklasse verkauft Brötchen und mehr: Schmackofatz!

Der Schulkiosk Schmackofatz ist fester Teil der Schulgemeinde der Nahetal-Schule mit Förderschwerpunkt Lernen im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein. Das Projekt ist verknüpft mit der Lebensweltklasse. Die Schülerinnen und Schüler bereiten täglich frische Brötchen zu. An bestimmten Tagen verkaufen sie außerdem Obstsalat mit Naturjoghurt oder Musli. Im Rahmen des Unterrichts lernen die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Preiskalkulation, Wareneinkauf und den Umgang mit Geldbeträgen.

www.nahtetalschule.de

Schülerfirma „Essbar“ öffnet einmal pro Woche

Die Förderschule Gutzmannschule im niedersächsischen Langenhagen hat sich dem Themenbereich Ernährung ganzheitlich verschrieben: Das Thema zieht sich in unterschiedlichen Niveaustufen durch alle Jahrgänge. Dazu gehört beispielsweise die Schülerfirma Essbar, die wöchentlich frische Pausensnacks für die Schulgemeinde herstellt.

www.gutzmannschule-langenhagen.de

Kochen für die Schulgemeinde: Sinnvoll und lehrreich

Besitzt eine Schule eine große Küche, eröffnen sich weitere spannende Ansatzpunkte. Im Folgenden finden Sie drei Beispiele aus Förderschulen, in denen Schülerinnen und Schüler das Mittagessen für die gesamte Schulgemeinde kochen. Selbstbestimmter geht es nicht.

Beispiele aus der Praxis

Arbeitslehre-Kurs kocht Mittagessen für Schule mit Förderstufe

Gekocht wird in der Haupt- und Realschule mit Förderstufe Adolf-Reichwein-Schule im hessischen Heusenstamm schon immer. Das ist Teil des Hauswirtschaftsunterrichts. Inzwischen kochen hier aber auch Schülerinnen und Schüler für die gesamte Schulgemeinde: sie sorgen für die Mittagsverpflegung. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schulgarten ist das in der Schulküche angebotene Essen teilweise dem regionalen Saisonkalender unterworfen.

www.ars-heusenstamm.de

Pro Tag arbeiten sechs Schülerinnen und Schüler in der Selbstversorgerküche

Auch in der Salierschule Schifferstadt schwingen die Schülerinnen und Schüler im Projekt „Wir kochen selbst“ die Kochlöffel. In der Ganztagsschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen kocht jeden Tag ein anderes, dreiköpfiges Team aus den Klassen 7, 8 und 9 das Mittagessen für alle. Drei weitere Schülerinnen und Schüler räumen auf. Im Rahmen dieser Selbstversorgungsküche erhalten die Schülerinnen und Schüler auch Einblicke in die Warenkunde, Resteverwertung und den Umgang mit begrenzten finanziellen Mitteln. Bevor die Schülerinnen und Schüler an den Herd dürfen, erhalten sie in den Klassen 6 und 7 das theoretische Fundament dazu.

www.salierschule-schifferstadt.de

Zweimal pro Woche kocht eine Lerngruppe 40 Essen

An zwei Tagen pro Woche kochen Schülerinnen und Schüler der Schule am Siel in Nordenham für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Die Schule ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Insgesamt sind die Kinder und Jugendlichen für 40 Mittagessen verantwortlich – auch an den Rezepten dürfen sie mittüfteln. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat das Mensa-Konzept im Rahmen des Wettbewerbes „Schule auf ESSKurs“ mehrfach prämiert und mit „Sternen“ ausgezeichnet.

schuleamsiel-nordenham.de

Systemisch denken: Schulleitung und Caterer ins Boot holen

Besonders erfolgversprechend sind ganzheitliche Ansätze. Je mehr Beteiligte an demselben Strang ziehen, desto besser. Im folgenden finden Sie vier ganz unterschiedliche Projekte. Im ersten Beispiel schrieb die Schulleitung das Thema Ernährung ins Schulprofil. Beim zweiten Projekt sorgte eine Abokiste dafür, dass Schülerinnen und Schüler kreative Einsatzmöglichkeiten finden mussten. Bei den anderen Beispielen waren und werden auch die Schul-Caterer und die lokale Landwirtschaft beteiligt. Insbesondere Caterer besitzen eine Schlüsselrolle, sofern sie sich als Teil der Ernährungsbildung verstehen. Karin Ehrle-Horst von der Berliner Senatsverwaltung etwa ist der Ansicht: „Die Caterer sind von ihrer Struktur her prädestiniert, Veränderungen nach vorne zu bringen.“ Ganz einfach sei das aber nicht, denn Caterer haben zahlreiche Zwänge, die es mitzudenken gelte. 

Beispiele aus der Praxis

Gesundheit und Ernährung als Teil des Schulprofils

Die kooperative Gesamtschule Johannes-Kepler-Schule im hessischen Neuhof hat sich das Thema Ernährung in ihr Profil geschrieben. Die Idee dazu hatte die Ganztagsschule im Rahmen einer Kartoffelpflanzaktion vor vier Jahren. Als Folge wurde eine Koch-AG gegründet und der Schulgarten wiederbelebt. Dann ging die Schule noch einen Schritt weiter und schrieb sich das Thema Gesundheit ganz auf ihre Fahnen. Finanziert wird das Projekt unter anderem vom Landfrauenverband Hessen e.V. und lokalen Kooperationspartnern.

Gemeinsam mit der hessischen Vernetzungsstelle wurden zahlreiche Workshops abgehalten, Ideen gesammelt und schließlich mit Unterstützung einer Ökotrophologin das Profil Ernährung ausgearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler können jetzt zusätzlich zum regulären Unterricht zwei Wochenstunden Kochpraxis wählen. Hier lernen sie die Grundlagen der Ernährung und Kochtechniken kennen. Außerdem bauen sie im Schulgarten Gemüse und Kräuter an und daraus werden dann neue Rezepte kreiert und verspeist.

„Inzwischen haben wir auch ein Rezeptbuch geschaffen“, berichtet Christine Cybulski, die für den Bereich Ernährung in der Schule verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr entwickelten die Schülerinnen und Schüler außerdem ein Label. Es hilft, die Snacks einzustufen und so besser zu verstehen, wie man sich gesund ernährt. Dafür wurde im Unterricht eine Themenreihe zu Landwirtschaft und Konsum initiiert.
Die Nahrungsmittel aus dem Schulgarten verarbeitet anschließend die Koch AG: unterschiedliche Kartoffelsorten etwa wandern in den Eintopf. Außerdem würden beispielsweise selbstangebaute Möhren den Möhren aus dem Supermarkt gegenübergestellt sowie Preise für Flammkuchenzutaten – biologisch und konventionell erzeugte – verglichen. „Die Kinder sagen dann erst einmal ihh, da ist ja Erde an den Möhren dran oder stellen fest, dass das Geld für Bio nicht reicht“. Aber genau so lernen sie sehr viel.  „Wichtig sind gute Ideen mit Herz, Kopf und Hand, dann kann man ganz viel bewegen“, weiß Christine Cybulski. Den theoretischen Stoff könne man in der Grundschule recht leicht integrieren, in den höheren Stufen sei das etwas schwieriger. Hilfreich sei auch, dass das Profil Ernährung am Vormittag in den ersten zwei Stunden angeboten wird. „Fürs Kochen interessieren sich viele Kinder. Nachmittags gärtnern ist nicht ganz so gefragt, da muss man etwas Schönes drumherum basteln, damit die Kinder Lust haben teilzunehmen“, erzählt sie. Also gibt es Ausflüge zu Imkern, werden Kränze gebastelt, Kerzen gemacht. Angedacht sei auch Hasen in den Garten zu integrieren, so könne man noch mehr Kinder begeistern. „Was zählt ist, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß an den Aktionen haben, Genuss ist wichtig, sinnliche Erfahrungen machen zu können und sich auch einbringen zu können.“ So könne man ihnen besonders viel mitgeben, sagt die Lehrerin.
Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie von Frau Christine Cybulski:
poststelle.9235@schule.landkreis-fulda.de

EU-Projekt „schoolfood4change“: Nürnberg und Essen erproben ganzheitlichen Ansatz

Die Schule ist ein wichtiger Katalysator für eine nachhaltige Veränderung der lokalen Ernährungssysteme – zu diesem Schluss kommt das EU-finanzierte Projekt „schoolfood4change“. Mit dem Ziel, eine gesunde und nachhaltige Verpflegung in Schulen zu etablieren und so die Ernährungswende voranzutreiben, startete das Projekt im Frühjahr 2022. Insgesamt nehmen zwölf EU-Länder vier Jahre lang daran teil: In Deutschland sind Nürnberg und Essen Städtepartner.
Im Ergebnis sollen die EU-weit gesammelten Erfahrungen auf andere Kommunen übertragen werden. Dafür werden alle Akteure der Schulverpflegung – von kommunalen Entscheidungsträgern über die Schulen bis hin zu Kantinen-Teams, Landwirte und Landwirtinnen und lokale Unternehmen - ins Boot geholt.

https://schoolfood4change.eu/de/

Ein Handlungsfeld ist beispielsweise der „Whole School Food Approach“. Anstelle nur das Speisenangebot umzustellen, nimmt dieser Ansatz die gesamte Schulgemeinschaft in den Blick. „Hier ist angedacht, die Lehrenden miteinzubeziehen und Anknüpfpunkte des Themenfelds Ernährung in den einzelnen Unterrichtsfächern zu identifizieren. Der theoretische Teil soll mit einem Praxisteil verknüpft werden“, erklärt Vera Stöbel, Projektkoordinatorin für die Stadt Essen.
Weitere Säulen des Projektes beschäftigen sich mit der Suche nach lokalen Beschaffungslösungen und der Beratung von Küchenkräften und Caterern. Fest eingebunden ist bereits der Essener Ernährungsrat, folgen sollen weitere lokale Netzwerke. Wie das genau aussehen wird, muss sich noch zeigen, denn: „Im ersten Schritt beschäftigen sich die Beteiligten mit der Frage, an welchen Themen sie in den Schulen arbeiten möchten, wo Anknüpfpunkte und wo Bedarfe sind“, sagt Stöbel. Sicher aber ist: Auch beim Projekt „schoolfood4change“ werden die Schülerinnen und Schüler an den Veränderungsprozessen aktiv beteiligt. Das Interesse auf Seiten vieler Schülerinnen und Schüler sei da.

Kontakt Essen: Grüne Hauptstadt Agentur, Vera Stöbel: vera.stoebel@gha.essen.de
Kontakt Nürnberg: Amt für Allgemeinbildende Schulen, Dorothee Everding: dorothee.everding@stadt.nuernberg.de

Schülerinnen und Schüler auf den Spuren ihres Mittagessens

Umfassendes Wissen über die Herkunft ihres Mittagessens sammeln Schülerinnen und Schüler bei dem Projekt „Wo kommt Dein Essen her?“ für Berliner Grundschulen (Klasse 4 bis 6). Initiiert hat es 2020 der Ernährungsrat Berlin, fortgesetzt der Verband der Deutschen Schul- und Kitacaterer e.V. und gefördert die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Das Projektziel: Den Anteil regionaler Bio-Lebensmittel in der Verpflegung zu erhöhen, die Wertschöpfung in der Region Berlin-Brandenburg zu stärken und im Unterricht das Thema Ernährung auch in seinen ökologischen und sozialen Facetten flankierend durchzunehmen.

https://wo-kommt-dein-essen-her.de/

Kinder einer Berliner Grundschule schauen die Geschichte zu ihrem Cateringunternehmen an

Kinder einer Berliner Grundschule schauen die Geschichte zu ihrem Cateringunternehmen an. (Bild: Anna Messerschmidt - WO KOMMT DEIN ESSEN HER)

Auch wenn das Projekt ausgelaufen ist, finden sich auf der Projekt-Website noch tolle Videos und interaktive Elemente, vor allem, aber nicht nur für Berliner Schulen. Ganz konkret erfahren die Kinder dabei, wie etwa Kartoffeln angebaut werden und welche Arbeitsschritte nötig sind, bis sie als Püree in einer Schulkantine landen.
Mithilfe einer Regiokarte auf der Projekt-Webseite finden die Berliner Kinder sogar heraus, an welchem Ort die Grundlebensmittel für ihr Schulessen angebaut werden und wer das tut. Sie lernen die Gärtnerin oder auch den Koch in kurzen Videos kennen, erhalten Infos und können mit interaktiven Spielen und Rätseln ihr Wissen überprüfen. Lehrkräfte können sich den Inhalt von insgesamt acht Mitmachkisten herunterladen.

Mitmach-Kiste Apfelverkostung

Schülerinnen und Schüler bei einer Apfelverkostung mit der Mitmach-Kiste (Bild: WO KOMMT DEIN ESSEN HER)

Die Mitmach-Kiste „Apfel“ ermöglicht beispielsweise die Verkostung unterschiedlicher Äpfel. „Diese Kiste eignet sich sehr gut auch für inklusiv arbeitende Klassen, weil gar nicht so viel gesprochen werden muss. Gelernt wird stark über die sinnliche Erfahrung“, erklärt Karin Ehrle-Horst, Leiterin des Projektes „Wo kommt Dein Essen her“? bei der Berliner Senatsverwaltung. “Diese Kiste ist sehr beliebt, besonders in der Nachmittagsbetreuung“, berichtet sie.

Infos und Materialien zum Projekt gibt es hier: https://wo-kommt-dein-essen-her.de/fuer-lehrkraefte/

Die Abokiste: niedrigschwelliger Zugang zu nachhaltigen Lebensmitteln

Auch das Modellprojekt „Akzeptanz nachhaltiger Ernährung durch Verbraucherbildung“ zeigt, wie Ernährungsbildung mit praktischen Erfahrungen verknüpft werden kann: mit einer Abokiste und vielen Ideen. Durchgeführt wurde das Projekt 2019 bis 2020 an Berliner Integrierten Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen und Förderzentren Lernen für die Jahrgangsstufen 7 bis 10. Die Unterstützung dafür kam vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL, im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM.

„Ziel des Bottom-up-Ansatzes ist es auch, die Verantwortlichen für die Bildung und das Mittagessen im Ganztag in den Austausch zu bringen“, erklärt Sabine Schulz-Greve, Projektleiterin der Berliner Vernetzungsstelle Schulverpflegung. „Dabei bietet die Kiste viele Möglichkeiten, sie mit Fragen zu nachhaltiger Ernährung zu verknüpfen“, stellt Schulz-Greve fest. Ankerfach für das Berliner Projekt war dabei das Fach WAT (Wirtschaft, Arbeit, Technik). In diesem Rahmen erarbeiteten die Klassen 1 Mal wöchentlich und im Folgeprojekt 1 Mal im Monat mit ihren Lehrkräften Konzepte rund um die Abokiste.

So organisierten Schülerinnen und Schüler beispielsweise eine Apfel-Verkostung an ihrer Schule. An anderen Schulen hat die Schulfirma den Inhalt der Abokiste verarbeitet. Oder die Willkommensklasse nutzte die Abokiste als Anlass für kulturellen Austausch und Spracherwerb.
Diesen emotionalen Zugang zur Ernährungsbildung hält die Projektleiterin Schulz-Greve für sehr wichtig. Mit der Abokiste lässt sich aber nicht nur Gutes kochen und Neues kennenlernen, sie lädt die Kinder und Jugendlichen außerdem zur Beteiligung, Gestaltung und kritischen Bewertung des eigenen Schulverpflegungsangebotes ein. „Das Erlernen von Mitsprache ist ein wichtiger Bildungsteil“, stellt Schulz-Greve fest.

Im IN FORM Projekt 2021-22 wurde im nächsten Schritt die Kommunikation Nachhaltiger Ernährung in den Fokus genommen. Mit Hilfe der Abokiste informierten die teilnehmenden Schulen ihre Schulöffentlichkeit deshalb monatlich genussvoll zu Themen Nachhaltiger Ernährung. Die Projektpartner boten dafür verschiedene Unterstützungsinstrumente an, zum Beispiel Erklär- und Saisonvideos, Exkursionen, digitale Praxisschulungen sowie Lehrkräfte-Workshops. Die besten Aktionen, Rezepte und Unterstützungsinstrumente bündelt ein digitaler Praxisleitfaden, der sich auch für  andere Bundesländer eignet:
https://leitfaden.vernetzungsstelle-berlin.de

 

Fazit: Trotz kleiner Schritte das große Ziel nicht aus den Augen verlieren

Es gibt viele Möglichkeiten, um Ernährungsbildung mit Schulverpflegung zu verzahnen. Kleine Aktionen und Projekte machen Sinn, um den Ball ins Rollen zu bringen. Selbst wenn dies keine dauerhafte Veränderung bringen sollte, üben Schülerinnen und Schüler dabei, sich gemeinsam zu engagieren. Das stärkt ihre Selbstwirksamkeit und erweitert ihre Gestaltungskompetenzen. 

Damit Schule doppelt profitiert und die Schülerinnen und Schüler zusätzlich ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Essen bekommen, braucht es einen systemischen Ansatz und dauerhafte Strukturen. Das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) empfiehlt beispielsweise die Gründung eines Verpflegungsausschusses und die Benennung eines Verpflegungsbeauftragten. (Weitere Infos zur Qualitätsentwicklung in der Schulverpflegung auf www.nqz.de)

Weitere Unterstützungsangebote für Schulen und Lehrkräfte


Kostenfreie Fortbildung zur "Schul-AG Klimagesunde Mensa"

Zu dem in diesem Artikel vorgestellten Lernangebot „Schul-AG: Klimagesunde Mensa“ (siehe zum Beispiel Aktionsbaustein „Tellerreste-Challenge“) bietet die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Niedersachsen auch eine (Online-)Fortbildung für Lehrkräfte an. 

Infos zu Terminen und Anmeldung 

Brettspiel und Zukunftswerkstatt "Vision Mensa"

Das Brettspiel nutzt den Gamification-Ansatz, um Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 für Veränderungen in der eigenen Mensa zu motivieren. Es unterstützt einen Perspektivwechsel, den es auch für die sich anschließende Zukunftswerkstatt braucht. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Sachsen hat zur Moderation der Zukunftswerkstatt eine Handreichung entwickelt und bietet das Brettspiel zum Verleih an.

Erfahrungskatalog "Mensa als Lernort"

Die Broschüre liefert Unterrichts- und Projektvorschläge, um den Essalltag in Schulen mit der Bildung zu verknüpfen.
Kostenloser Download beim Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg.

Schulkiosk: So kann es gehen

Impulse für gelebte Partizipation, praktische Umsetzungsvorschläge und Rezepte für den Schulkiosk bietet die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW

Leitfaden "Schüler kochen für Schüler"

Hier erhalten Schulen Hintergrundinformationen sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Kostenloser Download beim Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg.

Unterstützung durch Ernährungsfachkraft

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen bietet eine besondere Unterstützung für niedersächsische Schulen: Wer sich mit einer konkreten Verbesserungsidee bewirbt, den unterstützt eine Ernährungsfachkraft aktiv bei der Umsetzung. Schulen außerhalb von Niedersachsen erhalten in der Rubrik „Das haben wir geschafft“ realistische Ideen.

Rat und Tat zur Schulverpflegung

Alle Fragen rund um das Thema Schulverpflegung beantworten das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) und die Vernetzungsstellen Schulverpflegung der einzelnen Bundesländer. 

 

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Infos und Hilfe

Das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ)

Essen und trinken in Schule, Kita und Kindertagespflege

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https://www.nqz.de/

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https://www.nqz.de/service/e-learning-angebot

Sie suchen Unterstützung vor Ort?
https://www.nqz.de/vernetzungsstellen

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https://www.nqz.de/service/arbeitshilfen/