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Das ist praxisnahe Verbraucherbildung: Schülerwarentests bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Lebensmittel selbst zu untersuchen und eigene Kriterien für Qualität zu entwickeln.

Zwei Jungen und ein Schokoladeneis
Rachel Lerch / stock.adobe.com

Steckbrief

  • kostenloser Methodenbaustein
  • Ernährungs- und Verbraucherbildung, fächerübergreifend
  • Sekundarstufe Klasse 5 bis 13, Berufsschule
  • mit Differenzierungen für Einsteiger und Profis
  • Zeitbedarf: 9 bis 18 Unterrichtsstunden
  • als Projekt oder Unterrichtsreihe realisierbar
  • Methode im Schultest erprobt
  • vom Materialkompass des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen mit "sehr gut" ausgezeichnet

Ziel: Kinder und Jugendliche setzen sich selbstständig, kritisch und mehrperspektivisch mit Lebensmitteln auseinander, um ihre Kosumentscheidungen selbstbestimmt, reflektiert und qualitätsorientiert zu treffen.

Lebensmittel als Testprodukte

„Ich schaue zuerst nach dem Preis.“ „Ich kaufe, was mir schmeckt.“ „Hauptsache das Produkt ist cool und angesagt“. Fragt man junge Leute nach ihren Entscheidungskriterien bei der Auswahl von Lebensmitteln, bekommt man sehr unterschiedliche Antworten. Das ist kein Wunder, denn es gibt viele Aspekte, die beim Kauf von Produkten eine Rolle spielen. Welche das sind, ist individuell verschieden. Auch Influencer auf Youtube und Instagram üben einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung von Jugendlichen aus.

Schülerwarentests bilden hier ein wichtiges Element im Rahmen einer modernen Ernährungs- und Verbraucherbildung. Lebensmittel eignen sich gut als Testprodukte, da sie vergleichsweise preiswert sind und zum Alltag der Schülerinnen und Schüler gehören.

Didaktische Einordnung

Der Schülerwarentest ist eine bewährte Unterrichtsmethode. Die fachdidaktischen Grundlagen sind in dem Klassiker "Waren- und Dienstleistungstests als Unterrichtsmethode" von Bartoschek und Tornieporth aus dem Jahr 1994 ausführlich und mit zahlreichen und hilfreichen Beispielen dargestellt. Der vorliegende Methodenbaustein zeigt vor dem Hintergrund der didaktischen Neuerungen des kompetenzorientieren, salutogenetisch-orientierten und lebenslangen Lernens das Potenzial von Schülerwarentests.

Das Lernpotenzial von Schülerwarentests

Ein Interview mit Prof. Dr. Silke Bartsch von der Pädagogische Hochschule Karlsruhe zur Methode Schülerwarentests

Prof. Dr. Silke Bartsch sieht in der Unterrichtsmethode viel Potenzial für eine lebensnahe, praxisbezogene Verbraucherbildung in Schulen

Professor Dr. Silke Bartsch von der Pädagogische Hochschule Karlsruhe bringt der Warentest als Unterrichtsmethode immer wieder zum Staunen. Im Interview erzählt sie: "Ich entdecke bis dato Unbekanntes und erfreue mich daran, dass die Lernenden auch an meiner Expertise interessiert sind – im Übrigen gerade auch die scheinbar desinteressierten Kinder und Jugendlichen. Sie haben in diesen Stunden in der Regel sehr viel mehr gelernt als in herkömmlichen Unterrichtseinheiten, bei denen sie eher die Zeit „abgesessen“ und den Stoff „wiedergekäut“ haben".

Was hat Sie für das Unterrichtsprojekt Schülerwarentest motiviert?

Die Methode „Schülerwarentest“ habe ich als junge Studentin bei Gerda Tornieporth kennengelernt. Sie war damals Professorin für die Didaktik der Arbeitslehre (Haushalt) an der TU Berlin und beeinflusst bis heute mit ihren innovativen Konzepten unser Fach!
Mich begleitet der Warentest als handlungsorientierte Unterrichtsmethode also schon sehr lange, ohne dass mir dabei jemals langweilig wurde. So brachten mich Schülerinnen und Schüler in meiner Zeit als Lehrerin genauso zum Staunen wie heute Studierende. Ich entdecke bis dato Unbekanntes und erfreue mich daran, dass die Lernenden auch an meiner Expertise interessiert sind – im Übrigen gerade auch die scheinbar desinteressierten Kinder und Jugendlichen. Sie haben in diesen Stunden in der Regel sehr viel mehr gelernt als in herkömmlichen Unterrichtseinheiten, bei denen sie eher die Zeit „abgesessen“ und den Stoff „wiedergekäut“ haben. 

Was meinen Sie – warum lernen die Jugendlichen so viel mehr?

Die Gründe dafür liegen in der Methode selbst. Es ist ein Unterrichtsprojekt. Nimmt man diesen Gedanken – auch in der Anpassung an die 45-Minuten-Stunden – ernst, gibt es keine Wiederholungen. Jeder Test ist anders; die Lernwege sind so unterschiedlich wie die Lernenden selbst und ihre „echten“ Fragen aus ihrem Alltag. Der Alltag kommt in seiner ganzen Komplexität und mit seinen Widersprüchen in die Klassenzimmer. Hier müssen Lehrpersonen zuhören: Welche Fragen und Probleme bringen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus ihrem Alltag mit?

Das hört sich anstrengend an. Sind die Lehrpersonen besonders gefordert?

Um hieraus Lernprozesse zu initiieren, kommt es auf die Professionalität der Lehrpersonen an. Sie müssen sich der Herausforderung stellen, die Komplexität nicht auszublenden, aber dennoch diese durch das mehrperspektivische Vorgehen fachlich zu bearbeiten. Lernende erarbeiten eigene Lösungsmöglichkeiten. Gut sind die, die wohl durchdacht und fachlich begründet sind. Den fachlichen Rahmen dafür stecken die Lehrpersonen. Sie beraten die Lernenden, ohne selbst alles wissen zu müssen und finden viele zuverlässige Links und Quellen für Sachinformationen in der Broschüre.

Warum eigentlich selbst Tests machen? Die Stiftung Warentest führt doch genügend professionelle und unabhängige Tests durch.

Der Schülerwarentest ist eine Unterrichtsmethode und hat daher eine andere – pädagogische – Zielsetzung als professionelle Warentests, z. B. der Stiftung Warentest oder Ökotest.
Das Lernpotenzial der handlungsorientierten Methode ist sehr vielschichtig. Zum Beispiel können Schülerinnen und Schüler lernen, professionelle Warentests für ihre Anforderungen auszuwerten, die Qualität von Warentests einzuschätzen etc. Gleichzeitig können sie etwas über sich selbst erfahren: Wofür brauche ich das Produkt? Was erwarte ich? Was spricht mich über die Werbung zum Produkt an? Aber auch die Produktqualität steht auf dem Programm. Was macht eigentlich die Qualität eines Lebensmittels aus?

Sie haben die Tests mit Studierenden durchgeführt. Welche Erfahrungen haben Sie dort gemacht?

Dazu gibt es viel zu sagen. Ich will zwei Aspekte herausgreifen:

1. Obwohl einige unserer Studierenden aus der Schülerperspektive unser Fach kennen, ist ihnen der Schülerwarentest nie begegnet. Das war für mich Motivation, bei der Lehrerhandreichung mitzuarbeiten, denn im Kern ist alles schon hinreichend in dem Buch von Bartoschek und Tornieporth dargelegt. Neu ist jedoch die explizierte Anschlussfähigkeit an die neuen kompetenzorientierten Curricula.

2. Die Studierenden und die meisten Lehrpersonen in der Schule haben weder Lern- noch Lehrerfahrungen mit dem Schülerwarentest. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite müssen Lehrende im Umgang mit Methoden eine Professionalität erwerben, um diese zielführend einsetzen zu können. Das gilt auch für den Schülerwarentest. Unabhängig vom durchgeführten Test ist es am schönsten, wenn die Studentinnen und Studenten am Ende sagen: „Ich habe so viel gelernt, ich werde in jedem Fall den Schülerwarentest in meinem Unterricht durchführen.“

Welche Empfehlungen können Sie Lehrenden geben, die die Methode noch nicht kennen?

Konkret, alltagsrelevant und praxisbezogen war das Motto für die Lehrerhandreichung, um Studierende genauso wie Lehrpersonen im Schulalltag zu erreichen. Wir geben in der Einführung und bei den einzelnen Schritten Empfehlungen, wie das Unterrichtsprojekt überschaubar und handhabbar bleibt. Für die dazu notwendige Schulnähe haben Lehrerinnen gesorgt. Sie haben Arbeitsblätter entwickelt, die Testunerfahrenen helfen können, die notwendige Sicherheit zu bekommen. Und noch ein weiterer Tipp: Im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs „Jugend testet“ bietet die Stiftung Warentest Fortbildungen für Lehrpersonen an, die sehr empfehlenswert sind!

Warum ist die Methode ideal für die Fachpraxis Ernährung und die Verbraucherbildung in Schule und Berufsbildung?

Inhalte und Differenzierungsgrad werden bei den Schülerwarentests als Unterrichtsmethode von den Lerngruppen bestimmt. Damit sind sie in unterschiedlichen Klassenstufen (von Klasse 5 bis 13) und in unterschiedlichen schulischen Kontexten ausgesprochen breit einsetzbar. Soweit mir bekannt ist, sind berufsfeldbezogene Projekte in der Berufsschule fest etabliert, so dass so dass Projektarbeit hier nichts Besonders darstellt und daher Schülerwarentest gut passen. Ohne Expertin in der Berufsschulbildung zu sein, kann ich mir daher gut vorstellen, dass mit den beiden Perspektiven Verbraucher und Anbieter „gespielt“ wird.

Was meinen Sie damit – haben Sie ein Beispiel?

Zum Beispiel, was erwarte ich als Kundin von einem „handwerklich gebackenen Bio-Brot“? Welche Eigenschaften hat das so beworbene Brot tatsächlich? Entspricht das meinen Erwartungen? Welcher Rechtsanspruch leitet sich daraus ab? Viele Schülerinnen und Schüler denken bei Lebensmitteln zunächst nur an den Geschmack und den Preis als Kaufkriterium. Doch das einfache Beispiel zeigt, dass es hier noch eine Menge mehr zu erkunden und zu erarbeiten gibt. Berufsschülerinnen und -schüler können hier praxisnah Qualifikationen erwerben. Ob als zukünftige Bäckerin, Metzgerin, zukünftiger Konditor oder in anderen Berufen im Nahrungsgewerbe, Berufsschülerinnen und -schüler müssen die vielfältigen Ansprüche ihrer Kunden an Qualität kennen und beurteilen können.

Zum Abschluss: Was sagen die jugendlichen Tester?

Da fehlt mir spontan eine Schüleraussage ein: „Wir dachten am Anfang, dass es total klar ist, wer Testsieger wird, aber dann kam doch etwas ganz anderes raus.“

Das Interview führte Dr. Ingrid Brüggmann, BLE

Vollständig ausgearbeitet und direkt einsetzbar

Mit dem Methodenbaustein "Schülerwarentests mit Lebensmitteln" können Schülerinnen und Schüler Lebensmittel nach selbst aufgestellten Kriterien untersuchen. Das Material beinhaltet eine Einführung in die Methode, einen Ablaufplan mit didaktischem Kommentar, Praxisbeispiele und Kopiervorlagen.

Zum kostenlosen Download beim BLE-Medienservice

Schülerorientiert und lebensnah

Ob Müsli, Schokolade, Kaugummi, Smoothies oder Joghurt, die Schülerinnen und Schüler testen, was sie interessiert. Dabei eignen sie sich Fachwissen an, das sie für eine reflektierte qualitätsorientierte Kaufentscheidung brauchen.

Zum kostenlosen Download beim BLE-Medienservice

Erprobt und differenzierbar

Die im Schultest mit Acht- und Neuntklässlern erprobt Unterrichtsmethode passt in alle Schulformen. Durch den modularen Aufbau, die Vereinfachungen und veränderbaren Arbeitshilfen können testunerfahrene Lerngruppen klein anfangen und sich schrittweise zum Profi zu steigern.

Zum kostenlosen Download beim BLE-Medienservice

Alltagsrelevant und kompetenzorientiert

Schmeckt! Schmeckt nicht! So einfach ist es nicht, ein Lebensmittel zu bewerten. Der Qualitätsfächer mit deinen acht Dimensionen zeigt: zur qualitätsbewussten, reflektierten Kaufentscheidung gehört viel mehr. Er ist Bestandteil des Materials Schülerwarentests mit Lebensmitteln. Den Qualitätsfächer für Lebensmittel gibt es außerdem als kostenlosesPoster und als flankierendes Unterrichtsmaterial (Lebensmittelqualität beurteilen).

Durchführung eines Schülerwarentests in 9 Schritten

Zur Erleichterung der Unterrichtsvorbereitung wurde der Methodenbaustein Schülerwarentests mit Lebensmitteln entwickelt. Das im Schultest mit Acht- und Neuntklässlern erprobte Unterrichtsmaterial zeigt systematisch die neun Schritte, die zu erfolgreichen Schülertests führen:

  1. Thema auswählen und begründen
  2. Eigenen Fragen und Ziele formulieren
  3. Sachinformationen recherchieren
  4. Lebensmittel auswählen
  5. Beurteilungskriterien mit Prüfpunkten, Bewertungsmaßstab und Gewichtung festlegen
  6. Testmethoden entwickeln und die Durchführung planen
  7. Die Lebensmittel testen und die Ergebnisse dokumentieren
  8. Die Testergebnisse und Auswertung darstellen
  9. Die Testergebnisse veröffentlichen

Damit möglichst jede Klasse einen Schülerwarentest durchführen kann, wurde die Standardmethode um Differenzierungen für Einsteiger und Profis sowie Praxisbeispiele erweitert. Durch die Variationen kann auch der Aufwand für den Warentest reduziert werden.

Tipp: Besonders motivierend ist es für Schülerinnen und Schüler, wenn sie ihr Testprodukt selbst auswählen können.

Extra: Prüfpunkte und Beurteilungskriterien mit dem Qualitätsfächer

Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich bei ihrem Produktvergleich häufig auf den Geschmack. Dieser reicht jedoch nicht für eine umfassende, objektive Bewertung. Andere Qualitätsmerkmale wie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaaspekte, soziale Gerechtigkeit und Trends sind auch wichtig. Sie sind für Kinder und Jugendliche aber oft schwieriger zu fassen. Der BZfE-Qualitätsfächer für Lebensmittel gibt einen umfassenden Überblick zu den Dimensionen des Qualitätsbegriffs und hilft Kindern und Jugendlichen, ihren Blickwinkel zu erweitern.

 


Den BZfE-Qualitätsfächer für Lebensmittel gibt es auch als kostenloses Poster und als eigenständiges Unterrichtsmaterial mit dem Titel Lebensmittelqualität beurteilen.

 

Qualitätsgeprüftes Unterrichtsmaterial

Das Unterrichtsmodul "Schülerwarentest mit Lebensmitteln" wurde vom Materialkompass des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen mit “sehr gut“ ausgezeichnet. Die Gutachten im Materialkompass basieren auf einem wissenschaftlichen Bewertungsraster, mit dem Professor*innen, Wissenschaftleri*nnen und Pädagog*innen beauftragt werden. Somit garantiert der Materialkompass eine unabhängige Qualitätsprüfung von Unterrichtsmaterialien zur Verbraucherbildung.

Qualitätssiegel "Sehr gut"  Bewertung im Materialkompass lesen

Kostenlose Fortbildung "Qualitätsfächer - Lebensmittelqualität beurteilen"

Lernen Sie den Qualitätsfächer und seinen Einsatz im Unterricht kennen. Im Rahmen der Fortbildung wird das Material vorgestellt, die Bewertungskriterien und Handlungsoptionen werden erarbeitet und die Möglichkeiten für den Einsatz z. B. im Fach Arbeitslehre, AES, WAT oder EuG diskutiert. Im Ausblick erfolgt eine mögliche Einbindung in die Methode Schülerwarentest. Lehrer*innen und Lehramtsanwärter*innen, die dieses Material kennen lernen möchten, laden wir herzlich zu unserer Fortbildung ein. Seminarleiter*innen können mit uns einen eigenen Wunschtermin abstimmen.

Anmeldung und Termine

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Der Qualitätsfächer für Lebensmittel 14 Jul
Ernährungs- und Verbraucherbildung

Lebensmittelqualität beurteilen

Verbraucherbildung mit dem Qualitätsfächer

Schmeckt, Schmeckt nicht! Das ist ein Kriterium für eine Kaufentscheidung. Auch die Qualität von Lebensmitteln und Aspekte wie "klimafreundlich" und "ressourcenschonend" spielen eine Rolle.

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