Während bei den kognitiven Ansätzen in der Psychologie die Überzeugung entscheidet, dass der Verstand unser Verhalten steuert und sich Verhalten entsprechend in die gewünschte Richtung lenken lässt, interpretiert die Psychoanalyse mehr. Sie spricht aus, was wir mehr oder weniger intuitiv denken und was andere Menschen möglicherweise in uns auslösen.
Neurowissenschaftler konnten mithilfe bildgebender Verfahren zeigen, dass unbewusste Prozesse erhebliches Gewicht besitzen. Verantwortlich dafür ist das limbische System. Es bewertet alles, was wir tun, nach gut, lustvoll und damit erstrebenswert oder nach schlecht, schmerzhaft oder nachteilig. Es speichert die Ergebnisse seiner Bewertung im emotionalen Erfahrungsgedächtnis ab. Für die Ernährungsberatung beutet das, dass eine Ernährungsumstellung mit Lustempfinden einhergehen muss. Die Beratungskraft und der/die Ratsuchende müssen gemeinsam herausfinden, was besonders gut schmeckt und worauf man problemlos verzichten könnte.
Eine weitere Erkenntnis der Neurowissenschaften ist, dass Verhaltensänderungen das Ergebnis eines langwierigen, mühseligen Prozesses sind. Daher sind in der Ernährungsberatung in wenigen Wochen keine grundlegenden Änderungen zu erwarten. Idealerweise ist die Beratungskraft langfristig als verlässliche Begleitung da.
Mehr zur Geschichte und zum Konzept der Psychoanalyse und den Erkenntnissen der Neurowissenschaften erfahren Sie in der Ernährung im Fokus Sonderausgabe 01 2022 „Ernährungspsychologie – Werkzeug für die Beratung“.
Das Sonderheft gibt einen Überblick über verschiedene psychologische Schulen und zeigt Anknüpfungspunkte für die Ernährungsberatung.
Melanie Kirk-Mechtel, Fachautorin und Online-Redakteurin, Bonn