„Wer etwas will, sucht Wege, wer etwas nicht will, sucht Gründe.“

Dieses Zitat von Harald Kostial könnte die Generalüberschrift dieses Buches sein. Sein Autor versucht zu ergründen, warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. Insgesamt 25 Ausreden – oder eher "Scheinargumente" – identifiziert der promovierte Psychologe und Experte für menschliches Entscheidungsverhalten Thomas Brudermann. Ein Beispiel ist die "Umwelt-Weitsichtigkeit": Es heißt, in China werde wesentlich mehr CO2 emittiert als bei uns. Das nehmen wir durchaus als problematisch wahr. Gleichzeitig fühlen wir uns für die dortigen Probleme kaum verantwortlich. Diese „Sehschwäche“ hilft uns wunderbar beim Auflösen kognitiver Dissonanzen, trägt zur psychologischen Distanzierung bei und wirkt beruhigend. Nebenbei bemerkt sind die Pro-Kopf-Emissionen in Europa deutlich höher als in China.

Ein weiteres Beispiel: der Optimismus, neue Technologien würden es schon richten. Diese bequeme und daher beliebte Ausrede stellt in Brudermanns psychologischer Sicht eine "Status-quo-Verzerrung" dar: wenn wir unsere Autos statt mit Benzin mit Wasserstoff betanken, können wir sie genauso nutzen wie bisher – am Status quo ändert sich für uns de facto nichts.
Der Psychologe weiß um die unzähligen Ausreden, die wir parat haben, wenn Klimaschutz anstrengend und unbequem wird. Er beleuchtet das menschliche Entscheidungsverhalten und richtet den Blick auf jene psychologischen und verhaltensökonomischen Effekte, die hinter unseren Ausreden stehen. Er tut das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern in unterhaltsamer, kurzweiliger Manier – bisweilen flankiert von liebevoll gezeichneten und gut auf den Punkt gebrachten Cartoons, ohne den Pfad wissenschaftlicher Tugenden zu verlassen. Davon zeugt nicht zuletzt ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Freilich wäre es unbefriedigend, nur die psychologischen Hintergründe, die die klimaschädlichen Gewohnheiten verfestigen, aufzuzeigen, ohne einen Ausblick auf eine klimafreundliche Zukunft zu wagen. Daher ist dieser Einblick in das Feld der Klimapsychologie äußerst lesenswert – nicht nur für jene, die sich bis dato nur am Rande mit dem eigenen klimarelevanten Verhalten auseinander gesetzt haben.