Zuviel Zucker gilt als ungesund. Und viele Menschen versuchen wieder und wieder, ihren Zuckerkonsum zu reduzieren. Ihnen schlägt Peter Ruck mit seinem Buch „Mit Leichtigkeit aus der Zuckerfalle“ einen Weg vor. Darin beschreibt er, wie er selbst seinen Verzehr von täglich ein bis zwei Tüten Fruchtgummis und weiteren süßen Snacks von einem Tag auf den anderen auf Null reduziert hat – ganz ohne das Gefühl von Entbehrung. Erkennbar euphorisiert durch diesen persönlichen Erfolg schrieb er sein Buch und entwickelte – wie er darin mehrfach betont – ein Seminarangebot für Menschen, die es ihm gleich tun wollen.
Direkt zu Beginn des 190 Seiten starken Taschenbuchs räumt Ruck ein, er habe weder Medizin noch Ernährungswissenschaften studiert. Das Buch habe er schreiben können, weil er einen Weg entdeckt habe, über den – so formuliert er in salopper Du-Ansprache – „du dich ganz einfach und dauerhaft aus der Zuckerfalle befreien kannst“. Dieses Versprechen baut er auf dem Postulat auf, es gebe eine Zuckersucht. Dass eine solche tatsächlich existiert, ist wissenschaftlichen umstritten. Das stellt auch Ruck fest. Es hindert ihn allerdings nicht daran, gleich im nächsten Absatz zu äußern, selbst an einer Zuckersucht gelitten zu haben. Dabei stützt er sich auf die Beschreibung des Abhängigkeitssyndroms nach der ICD-Klassifikation, mit der medizinische Diagnosen weltweit gestellt werden. Zur Eigendiagnose durch medizinische Laien ist diese nicht bestimmt. Ruck aber nutzt sie genau dazu und teilt im weiteren Verlauf des Buches die Bevölkerung in zwei Gruppen ein: die der Zucker-Süchtigen und die der Nicht-Süchtigen. So steht schon die Ausgangsthese von Rucks Weg aus der Zuckerfalle auf wissenschaftlich dünnem Eis.
Ähnlich frei interpretiert ist seine Sicht auf die bestehenden Assoziationen zwischen Zuckerkonsum und Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Adipositas. Mit seiner effektheischenden Schreibe reduziert er komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse auf Schlagworte. Plakative Botschaften wie „Raffinierter Zucker schädigt die Gesundheit massiv!“, „Raffinierter Zucker macht schnell abhängig.“ oder „Zucker ist eine Droge […]“. ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Literaturquellen, die seine teils kühnen Thesen nachprüfbar machen würden, fehlen. Eine der wenigen Stellen, in denen das Buch eine ansatzweise differenzierte Betrachtung liefert, ist das Unterkapitel „Lebensmittel-Check“, in dem etwa der Konsum von Obst, Vollkornprodukten und Naturreis befürwortet wird.
Ruck setzt mit seinem Weg auf das Prinzip „ganz oder gar nicht“. Ein maßvoller Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln einschließlich Honig ist aus seiner persönlichen Sicht unmöglich. Selbst das Stück Kuchen zum Geburtstag, ein Eis am Strand oder das Dessert auf Partys ist aus seinem Blickwinkel tabu. Denn es besteht ja Suchtgefahr. Jeglicher Genuss, den viele Menschen in süßen Lebensmitteln sehen, ist in Rucks Welt ein Trugschluss, der sich leicht – zum Beispiel mit Hilfe seines Buches und seiner Seminare – überwinden lässt. Wer Rucks Herangehensweise mit der Idee einer gesunden und ausgewogenen Ernährung in Einklang bringen kann, findet vielleicht auch Gefallen an seinem Weg. Ob dieser aber tatsächlich leicht fällt, wird aus der Lektüre des Buches nicht ersichtlich.
Mit Leichtigkeit aus der Zuckerfalle
Endlich frei von Süßigkeiten, Kuchen, Softdrinks und Co.
Peter Ruck
KeKipi Verlag 2022
190 Seiten
ISBN 978-3-00-073203-4
Preis: 14,90 Euro