Der Autor Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln, beschreibt unsere Muskulatur in ihrer Funktionalität und Bedeutung für unsere Gesundheit. Der einleitende wissenschaftliche Überbau ist randvoll gefüllt mit Physiologie und Biochemie, Disziplinen, die es dem naturwissenschaftlich nicht vorgebildeten Lesenden mitunter schwer machen dürften zu folgen. Der Autor selbst empfiehlt dem Laien, diese Abschnitte nur zu überfliegen. Diesen Rat zu befolgen, wäre aber schade: es lohnt, sich hier „durchzukämpfen“, weil man damit die Arbeitsweise der Muskulatur besser versteht.

Ab dem 30. Lebensjahr baut unser Organismus 0,3 bis 1,3 Prozent Muskulatur in Fettgewebe um. Bis zum 80. Lebensjahr verlieren wir 30 bis 50 Prozent unserer Muskelmasse. Der Sportwissenschaftler erklärt anschaulich, wie sich dieser Prozess verlangsamen lässt, denn die Verminderung der Muskelmasse ist stark abhängig vom regelmäßigen Training und der Beanspruchung der Muskulatur: ein trainierter 60-Jähriger kann mehr Muskelkraft haben als ein untrainierter 30-Jähriger. Der Lesende erfährt, wie unterschiedlich Ausdauer- und Krafttraining wirken und warum beides wichtig ist; wie Muskeltraining den Stoffwechsel beeinflusst und zu unserem mentalen Wohlbefinden beiträgt: „Sport wirkt als mentale Waschmaschine“; welchen Einfluss Muskeltraining auf das Immunsystem hat und warum bei Sporttreibenden erst eine Trainingspause den Erfolg bringt.

Ein Kapitel ist der Sarkopenie, also dem krankhaften Muskelverlust, gewidmet und wie man gezielt dagegen antrainieren kann. Breiten Raum nimmt die Beschreibung der Muskulatur als Produzent körpereigener Botenstoffe, der sogenannten Myokine, ein, wobei die Wissenschaft hier aber laut Autor noch in den Kinderschuhen steckt. Froböse zitiert zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zu den verschiedenen Aspekten der Muskulatur und verknüpft sie mit anwendungsorientierten Empfehlungen. Einige wenige grafische Darstellungen und Diagramme visualisieren und verdeutlichen das geschriebene Wort.

So wünschenswert es wäre, dass auch der „interessierte Laie“ das Buch zur Hand nähme, in erster Linie dürften sich Aktive im Sport – Trainerinnen und Trainer sowie Sporttreibende  – in der Physiotherapie und im Bereich REHA angesprochen fühlen. Sie können von der Lektüre durch mögliche neue Impulse profitieren.