Der Untertitel „Orthomolekulare Medizin richtig dosieren und anwenden“ macht deutlich, worum es hier geht: Im Mittelpunkt dieser alternativmedizinischen Methode steht die teilweise hochdosierte Verwendung von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Fettsäuren zur Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen. Dabei distanziert sich die Autorin Helena Orfanos-Boeckel bewusst vom Begriff der Nahrungsergänzungsmittel, denn sie nutze Nährstoffe als pharmakologische Elemente – unabhängig von der Ernährung. Zumal – ihrer Ansicht nach – eine gesunde Ernährung alleine ohnehin nicht alles richten könne. Die Supplementierung von Hormonen gehört für sie ebenfalls zur Therapie.

Einleitend erfährt der/die Interessierte, was grundlegend zu beachten ist, wie die Regeln der Nährstofftherapie aussehen und was bei der Umsetzung zu beachten ist. Alsdann beschreibt Orfanos-Boeckel die wichtigsten Nährstoffe nach folgendem Grundschema:

• Wichtig für
• Indikationen
• Labordiagnostik
• Therapie/Dosierung
• Einnahme
• Produkte
• Besonderes

In weiteren Kapiteln kommt der präventive und kurative Einsatz der Nährstoff-Therapie sowie die begleitende Nutzung zu einer Medikation zur Sprache. Zu guter Letzt gibt es eine mehr als zwölfseitige Liste zu den wichtigsten Laborwerten mit Referenz- und therapeutischen Zielbereichen, die es zu analysieren gilt. So sollen „richtig dosierte Nährstoffe die Organe und Gefäße, den Knochen und das Gehirn schützen und bei Stress und beim Älterwerden helfen können“.

Ausgehend von der Prämisse, dass jeder Mensch für jeden Nährstoff einen individuellen Bedarf hat, kreiert die Autorin den Begriff „Individuelle biochemische Stoffwechsel-Empfindlichkeit (IBSE)“. Diese kann hoch (zu empfindlich, gestört) oder niedrig (robust, gesund) sein. Im ersten Fall müsse man dann auch mal bereit sein „20 bis 60 Tabletten, Kapseln, Granulat und Pulver am Tag zu schlucken.“

Das Buch ist durchgängig verständlich geschrieben, einzig eine Erläuterung der verschiedenen Einheiten der Laborwerte wird der/die naturwissenschaftlich nicht vorgebildete Lesende vermissen. Interessant wäre auch ein Hinweis auf die Laborkosten, mit denen eine interessierte Person zu rechnen hat - bei der Fülle an Parametern, die untersucht werden sollten, möglicherweise kein Pappenstiel.

Kurz: Lesenswert für Anhänger/innen der Alternativmedizin. Wer in der Welt der evidenzbasierten Medizin und der Ernährungswissenschaften zu Hause ist, wird vieles so nicht unterschreiben können. Es wird allerdings auch nicht schaden, einmal über den Tellerrand zu schauen. Zumal die eine oder andere Aussage durchaus nachdenklich stimmen kann.