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Wer an die Umweltfolgen von Fleischkonsum erinnert wird, verzichtet eher auf Fleisch. Soziale Kontrolle hat diesen Effekt nicht – im Gegenteil.

verschieden belegte Sandwiches
stocksolutions / stock.adobe.com

Bei der Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Produkten entstehen mehr klimaschädliche Gase als beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel. Daher gilt eine vegetarische oder vegane Ernährung als geeignet, um einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten. Eine Studie von Wissenschaftlerinnen der Universität Kassel untersuchte kürzlich, ob Menschen eher auf Fleisch verzichten, wenn ihre Mitmenschen von der Wahl der Mahlzeit erfahren. Stattdessen entschieden sich unter diesen Umständen sogar mehr Menschen gegen vegetarische und vegane Produkte.

Das Experiment führten Eva Weingärtner und Prof. Dr. Astrid Dannenberg vom Fachgebiet Umwelt- und Verhaltensökonomik der Universität Kassel durch. Sie ließen Studierende wählen, welche Art von Sandwich sie als Dankeschön für eine erledigte Aufgabe lieber hätten: eins mit Fleisch, ein vegetarisches oder ein veganes. Die Studierenden wurden in vier repräsentative Gruppen mit jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen eingeteilt: „mit/ohne Erinnerung an die Umweltbilanz von Fleisch“ und „mit/ohne Bekanntmachung der Sandwichwahl“.

Ergebnisse: Durch den Hinweis auf die Umweltbilanz sank die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahl auf das Sandwich mit Fleisch fiel, um 12 Prozent. Dieser Rückgang ging fast ausschließlich auf die weiblichen Teilnehmenden zurück. „Dass Frauen in ihren Ernährungsentscheidungen scheinbar flexibler sind, sehen wir in der Literatur häufiger“, sagte Astrid Dannenberg.

Wurde angekündigt, die Sandwichwahl zu veröffentlichen, entschieden sich weniger Teilnehmende für vegetarische oder vegane Sandwiches – vor allem, wenn gleichzeitig über die Umweltfolgen informiert wurde. Auffällig viele verzichteten vollständig auf das Sandwich.

Zur Erklärung dieses paradoxen Effekts führten die Wissenschaftlerinnen drei mögliche Gründe an: „Erstens die Sorge, zur Schau gestelltes moralisches Verhalten könnte als aufgesetzt empfunden werden. Zweitens die Sorge, moralisches Verhalten könnte bei den anderen auf Ablehnung stoßen, weil sie sich ertappt fühlen und ihr eigenes Verhalten hinterfragen müssten“, meinte Eva Weingärtner. Möglich sei aber auch, dass die Aussicht auf soziale Kontrolle bei vielen Teilnehmenden grundsätzlich eine gewisse Reaktanz auslöse.

Originalpublikation:

Astrid Dannenberg, Eva Weingärtner. The effects of observability and an information nudge on food choice. Journal of Environmental Economics and Management, Volume 120 (2023).

https://doi.org/10.1016/j.jeem.2023.102829

 

Quelle: Universität Kassel

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