Wer sich fragt, wie heute über Ernährung, Essen und Trinken kommuniziert wird oder wie er selbst mit seinen Botschaften Gehör findet, kommt nicht an Social Media vorbei: Auf Facebook, Twitter, Instagram oder Pinterest sprudelt ein nie versiegender Quell an Informationen, Meinungen und Tipps, Fotos, Rezepten und Videos – im Sekundentakt veröffentlicht von Millionen von Nutzern. Mittendrin die Foodblogger*innen, die über diese Kanäle ihre Beiträge bewerben, um mehr Reichweite zu erhalten und sich mit ihrer Community auszutauschen.
In aller Kürze
- Ernährungsfachkräfte, die gerne schreiben und soziale Medien nutzen, können durch einen Foodblog ihre Expertise zeigen.
- Beispiele etablierter Blogger geben wertvolle Anregungen für einen eigenen Blog.
- Gut vernetzt und mit passenden Hashtags können Organisationen und Ernährungsfachkräfte ihre Sichtbarkeit erhöhen.
Foodblogs in Deutschland
Vor etwa fünfzehn Jahren erschienen die ersten Foodblogs in Deutschland auf der Bildfläche. Heute gibt es bei uns vermutlich weit über 1.000 Exemplare. Deren Herzstück sind kreative Rezepte, die die Bloggerinnen und Blogger mit klaren Anleitungen zur Zubereitung posten. Ganz wichtig sind professionelle Fotos, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Im Vordergrund stehen meist der Genuss und das Selberkochen. Dabei decken manche Foodblogs alle Rubriken ab, andere haben sich auf Nischen wie „Vegane Cupcakes“, „Kochen für Kinder“, „Glutenfreies Leben“ oder „Männer am Herd“ spezialisiert.
Die Betreiber erfolgreicher Foodblogs können gleichermaßen gut kochen und fotografieren und kennen sich in den Sozialen Medien aus. Viele betreiben das Ganze als Hobby und aus Spaß. Andere sind Profis in der Küche oder schreiben Kochbücher und sind so erfolgreich, dass sie mit ihren Blogs Geld verdienen, zum Beispiel in Kooperationen mit der Lebensmittelindustrie. Manche treten außerdem als YouTuber auf oder haben einen eigenen Podcast.
Best-Practice-Beispiele Foodblogs
Blogger*innen als Ernährungsexpert*innen
Gelingt es Foodblogger*innen mehr Menschen zum Kochen und zu gesundem Genuss zu motivieren, ist allein diese Tatsache Gold wert. Denn eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil lassen sich leichter realisieren, wenn frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel im Spiel sind. Darüber hinaus wird es kompliziert und es stecken in der grundsätzlichen Wertschätzung für die Aktivitäten der Foodblogger*innen auch Risiken: Denn manche propagieren bestimmte Ernährungsformen – zum Beispiel vegetarisch, vegan, paleo, low carb – oder äußern sich zu Lebensmittelunverträglichkeiten wie Gluten-, Laktose- und Histaminintoleranz.
Wie sehr diese Informationen und Meinungen der gängigen Lehrmeinung entsprechen, hängt jedoch sehr davon ab, wie viel gesichertes Ernährungswissen dahinter steckt. Dabei reicht die Bandbreite von der persönlichen Erfahrung bis zur Absolvierung eines ernährungswissenschaftlichen Studiums. Besonders kritisch wird es, wenn sich ein Foodblogger ohne fundierte Ausbildung als Ernährungsberater positioniert, möglicherweise nachdem er sich allenfalls in einer kurzen Fortbildung ein paar Grundlagen angeeignet hat. Nach einer Umfrage von kommunikation.pur werden viele Foodbloggerinnen und -blogger tatsächlich regelmäßig um ernährungsbezogene Tipps oder Empfehlungen gebeten. Die meisten gehen damit aber sehr vorsichtig um und sind sich ihrer Verantwortung bewusst.
Die Berufsbezeichung "Ernährungsberater/Ernährungsberaterin" ist gesetzlich nicht geschützt. Das gilt genauso für "Ernährungstherapeut*in", "Ernährungscoach" oder "Gesundheitsberater*in". Der Artikel "Traumberuf Ernährungsberater" gibt einen Überblick über Qualifizierungsangebote für Schulabgänger, Berufsanfänger und Quereinsteiger.
#ernährungsexpertise
Heben Sie in den sozialen Medien gemeinsam mit anderen Ernährungsfachkräften Ihre Ernährungsexpertise hervor, indem sie den gleichnamigen Hashtag verwenden. So profilieren Sie sich selbst und steigern die Anerkennung der gesamten Branche.
Von guten Beispielen lernen
Erfolgreiche Foodblogger*innen erscheinen heute nicht mehr nur online, sondern präsentieren sich und ihre Rezepte in Zeitschriften oder veröffentlichen sogar Kochbücher. Auch als Ernährungsexpert*innen werden sie befragt. Umso wünschenswerter ist es, dass "echte" Ernährungsfachkräfte in den Sozialen Medien aktiver werden. Nicht, um in den Foto- und Rezeptwettbewerb zu treten, sondern um ihr Wissen beizusteuern und damit sichtbarer zu werden.
Dabei können sie sich an gut gemachten Foodblogs und Social-Media-Profilen orientieren: Dort treffen sie in der Regel auf authentische Blogger*innen, die Persönlichkeit zeigen, ein gewisses Maß an Emotionalität zulassen und ihre Rezepte und Ideen mit spannenden Geschichten über die Herkunft der Zutaten, über Erfolge und Misserfolge in der Zubereitung garnieren. Sie stecken viel Zeit und Liebe in ihre Beiträge und brauchen keinen erhobenen Zeigefinger.
Ein guter Blog lebt von Interaktion und Meinungsaustausch: Die Community aus Menschen gleicher Interessen diskutiert und teilt direkt auf dem Blog via Kommentarfunktion oder auf Instagram, Facebook und Co. Neuigkeiten und Erfahrungen aus. So stärken sie sich und ihre Themen gegenseitig durch eine geschickte Vernetzung. Für mehr Reichweite sorgen thematische Blogparaden oder Challenges. Außerdem das geschickte Bespielen der relevanten Social-Media-Kanäle mit passenden Hashtags wie #saisonalschmecktbesser oder #synchronbacken. Viele Foodblogger*innen verlinken auch in Blogrolls von ihrem Blog zu einer ganzen Liste anderer.
Ernährungsexpert*innen als Blogger*innen
Natürlich haben Oecotropholog*innen, Ernährungswissenschaftler*innen und Diätassistent*innen nicht Kochen studiert oder Foodfotografie gelernt. Vielmehr haben sie in jahrelanger Ausbildung ein umfangreiches Fachwissen zu ernährungsmitbedingten Krankheiten und einem präventiven Lebensstil oder zur Warenkunde von Lebensmitteln und Getränken erworben. Aber was spricht dagegen, dieses Wissen so zu verpacken, dass es gerne gelesen wird und bei den Leser*innen eine allmähliche Verhaltensänderung bewirkt? Dazu ist ein Blog gut geeignet, vorausgesetzt, jemand schreibt grundsätzlich gerne und hat auch Spaß, sich in den sozialen Medien zu tummeln. Schon heute gibt es eine Reihe solcher Blogs von Kolleg*innen. Manchmal spielen dort auch Rezepte eine Rolle, die dann idealerweise durch spannende Infos aus dem Expertenwissen ergänzt werden.
Hier bloggen Ernährungsfachkräfte
Zugegeben, solch ein Blog und die damit verbundenen Social-Media-Aktivitäten bereiten zusätzliche Arbeit, deren Erfolg sich nicht kurzfristig bemessen lässt. Auf lange Sicht dienen sie aber zu einer Profilierung in der Online- und Offline-Welt. Das ist vor allem für Selbständige wichtig. So zeigen zertifizierte Ernährungstherapeut*innen und als PR-Berater*innen, Journalist*innen oder Online-Redakteur*innen tätige Ernährungsfachkräfte ihre Expertise und präsentieren sich und ihr Angebot potentiellen Kund*innen. Indem sie sich gegenseitig verlinken, retweeten oder liken und offensiv passende Hashtags nutzen, die ihre Botschaften transportieren, wächst ihre Sichtbarkeit im Netz.
Ein gutes Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, ist der Hashtag #initiativeproernaehrungsberatung, mit dem Ernährungsberater*innen sich gegen die Idee wehrten, Beratung zu einer gesunden Ernährung könne von Empfängern eines solidarischen Grundeinkommens ohne weitere Qualifikation übernommen werden. Außerdem fordert der Berufsverband Oecotrophologie zur Nutzung des Hashtags #ernährungsexpertise auf, um das Expertenwissen in den Fokus zu stellen.
10 Fragen vor dem Start eines Blogs
- Wie viel Zeit und Lust habe ich, einen Blog zu betreiben?
- Welche Erwartungen und Ziele verbinde ich mit meinem Blog?
- Welche Zielgruppen möchte ich erreichen?
- Über welche Themen möchte ich grundsätzlich bloggen?
- Gibt es interessante Nischen, die ich besetzen kann?
- Auf welchem Gebiet bin ich Experte/in und möchte mein Wissen weitergeben?
- Wie finde ich Ideen für Blogbeiträge mit Mehrwert für meine Leser*innen?
- Woher nehme ich gute Fotos zur Illustration?
- Über welche Netzwerke und Social-Media-Kanäle verbreite ich meine Blogbeiträge?
- Welche technischen Voraussetzungen brauche ich?
Dabei gilt: Je mehr mitmachen, desto größer die Aussicht auf gemeinsamen Erfolg. Dazu gehören auch die Verbände und Organisation, die ihrerseits durch Blogs, Newsletter und das Nutzen von Social-Media-Accounts eine wichtige Rolle in einer seriösen, aber dennoch spannenden Ernährungskommunikation einnehmen können.
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