Frage von Jessy (Frage und Antwort wurden ggf. gekürzt)
Es antwortet: Dr. Maike Groeneveld, Ernährungsberaterin
So wie bei Ihrer Großmutter, treten mit höherem Lebensalter häufig mehrere Gesundheitsprobleme und Funktionseinschränkungen gleichzeitig auf. Im Fall Ihrer Großmutter ist die Problematik recht komplex und ich empfehle Ihnen, vor Ort eine persönliche Ernährungsberatung aufzusuchen. Ich kann Ihnen nur einige recht allgemeine Informationen geben.
Die größte Herausforderung bei Seniorinnen und Senioren besteht darin, dass sie trotz einiger körperlicher Einschränkungen (wie z. B. verringertes Durstempfinden, verminderter Appetit, Kau- und Schluckstörungen) eine bedarfsdeckende Ernährung erhalten und dass eine Mangelernährung vermieden wird. Dabei ist zu bedenken, dass der Energiebedarf mit zunehmendem Alter sinkt, der Bedarf an Nährstoffen aber ansteigt. Deshalb ist besonders im Seniorenalter eine vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung oder Verpflegung ausgesprochen wichtig.
Grundsätzlich sind auch für Ihre Großmutter täglich Gemüse, Obst, Milchprodukte und Getreideprodukte aus Vollkorn sowie Hüselnfrüchte und Nüsse empfehlenswert. Dazu kann täglich eine Portion Fleisch, Fisch oder Eier auf dem Speiseplan stehen. Ausreichendes Trinken ist ebenfalls wichtig. Es sollten mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag sein. Das entspricht täglich etwa 6 Gläsern oder großen Tassen – am besten Wasser, ungesüßter Tee oder gelegentlich eine Tasse Brühe.
Bei den einzelnen Erkrankungen gibt es noch verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Bei Osteoporose ist es wichtig, ausreichend Calcium und Vitamin D aufzunehmen. Das gelingt am besten, wenn Ihre Großmutter möglichst täglich Milchprodukte wie Joghurt, Quark, Buttermilch und Käse isst. Auch manche Gemüse, etwa Brokkoli, Fenchel oder Grünkohl, sind calciumreich. Als Getränke sind calciumreiche Mineralwässer mit mindestens 250 mg Calcium pro Liter und mit Calcium angereicherte Fruchtsäfte geeignet. Vitamin D fördert die Aufnahme von Calcium aus dem Darm. Es ist jedoch nur in wenigen Lebensmitteln enthalten. Gute Quellen sind Fisch und Champignons. Der Körper ist zwar in der Lage, in der Haut mithilfe von Sonnenlicht selbst Vitamin D zu bilden. Diese Fähigkeit nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab. Hinzu kommt, dass ältere Menschen sich zum Teil weniger draußen aufhalten. Seniorinnen und Senioren, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, wird daher ein Vitamin-D-Präparat mit 20 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Und auch viel Bewegung stärkt die Knochen. Es gibt spezielle Gymnastikformen (z. B. Stuhlgymnastik), die auch für ältere Menschen gut durchführbar sind.
Bei einem erhöhten Cholesterinspiegel hilft eine fettbewusste Ernährung. Meistens braucht nicht die absolute Fettmenge reduziert zu werden, sondern die Fettzusammensetzung sollte angepasst werden, das bedeutet meistens weniger gesättigte und mehr ungesättigte Fettsäuren. Fettreiche tierische Lebensmittel wie Speck und fettreiche Wurst sind aufgrund ihres hohen Gehaltes an gesättigten Fetten eher ungünstig. Günstiger sind dagegen Nüsse und pflanzliche Öle (z. B. Olivenöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl). Außerdem ist eine hohe Zufuhr an Ballaststoffen sinnvoll. Ballaststoffreiche Lebensmittel sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte aus Vollkorn. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis empfiehlt es sich, den Verzehr von Innereien und fettreichen Fleisch- und Wurstwaren einzuschränken und stattdessen eher mal Fisch (z. B. Makrele, Hering) zu essen.
Bei Diabetes ist der Abbau von Übergewicht die wichtigste Maßnahme. Zudem gilt es, Zucker zu reduzieren und die Kohlenhydratquellen bewusst auswählen. Sowohl für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme als auch im Hinblick auf den Blutzuckeranstieg ist es sinnvoll, dass die Mahlzeiten aus reichlich Gemüse und Salaten bestehen und mit einer kleinen Portion einer Kohlenhydratquelle (z. B. Kartoffeln, Pasta) und einer Proteinquelle (z. B. Fisch, Fleisch) ergänzt werden. Wenn zudem Weißmehlprodukte, Fruchtsäfte und mit Zucker gesüßte Getränke reduziert werden, hilft das, einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels zu vermeiden. Eine Schilddrüsenüberfunktion ist nur medikamentös zu behandeln.
Generell empfehle ich Ihnen, mit Ihrer Großmutter eine persönliche Ernährungsberatung aufzusuchen. Dort kann auf ihre individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten am besten eingegangen werden. Adressen von qualifizierten Ernährungsfachkräften finden Sie auf unserer Seite
Ernährungsberatung vor Ort.
Weitere Informationen zu den Themen finden Sie in unseren Beiträgen zu Cholesterin und Fetten sowie in der Magazinreihe Gutes Essen - Magazin für Seniorinnen und Senioren.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Großmutter alles Gute!