Die COPLANT-Studie (COhort on PLANT-based Diets) ist die bislang größte geplante Kohortenstudie zur pflanzenbasierten Ernährung im deutschsprachigen Raum. So sollen die Ernährungsmuster von 6.000 Frauen und Männern im Alter von 18 bis 69 Jahren untersucht werden. Die Leitung hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Unterstützt wird es vom Max Rubner-Institut (MRI), dem Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) sowie den Universitäten Jena, Bonn, Heidelberg, Regensburg und Wien. Für die Nachhaltigkeitsaspekte ist zusätzlich das Johann Heinrich von Thünen-Institut eingebunden. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Basiserhebung ist für die Jahre 2024 bis 2026 geplant, gefolgt von einer Nachbeobachtungsphase von mindestens 20 Jahren.
Gute Gründe für die Forschung
Es gibt viele Gründe für diesen Aufwand: Einer davon ist das steigende Interesse an einer veganen und vegetarischen Ernährung (BMEL 2024). Dadurch wächst auch der Bedarf an wissenschaftlich fundierten Daten zu den Auswirkungen dieser Ernährungsweisen auf die Gesundheit. Die Studie zielt darauf ab, Langzeiteffekte aufzudecken, wie z. B. eine möglicherweise geringere Knochendichte und ein höheres Frakturrisiko vor allem bei vegan lebenden Personen. Diese haben durchschnittlich einen geringeren Body Mass Index (BMI) (Kraselnik 2024) und nehmen im Schnitt weniger Protein, Omega-3-Fettsäuren, Calcium, Vitamin D und Vitamin B12 auf. Diese Nährstoffe sind alle für die Erhaltung der Knochengesundheit entscheidend (Kasch et al. 2022). Eine neuere Studie (Beck et al. 2024) weist darauf hin, dass eine geringere Knochendichte nicht unbedingt mit veganer Ernährung verknüpft ist, sofern der Speiseplan alternative Quellen zu milchtypischen Nährstoffen vorsieht.
Die COPLANT-Ergebnisse sollen eine fundierte Grundlage für wissenschaftliche, evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen liefern. Aktualisierte Botschaften gibt es bereits, z. B. die der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE 2024). Sie basieren auf einem theoretischen mathematischen Optimierungsmodell, das die nationalen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr, hierzulande übliche Verzehrmuster, gesundheitsfördernde Effekte von Lebensmitteln und Nachhaltigkeitsaspekte der Lebensmittelproduktion einbezieht. Doch Daten zum tatsächlichen Konsum innovativer pflanzlicher Lebensmittel fehlen beispielsweise.
Die COPLANT-Studie in der Praxis
COPLANT untersucht vier Ernährungsweisen: vegane, vegetarische, pescetarische Ernährung und Mischkost. Die Datenerhebung erfolgt über eine App, die detaillierte Ernährungsprotokolle ermöglicht. Die Teilnehmenden dokumentieren ihren Lebensmittelverzehr zeitnah und aufs Gramm genau, ergänzt durch Analysen von Biomarkern in Blut, Urin und Stuhlproben, um den Ernährungsstatus, die Darmmikrobiota und die Aufnahme von Kontaminanten zu bestimmen.
Messungen von Body Mass Index (BMI), Körperzusammensetzung, Knochengesundheit und körperlicher Aktivität über fünf Tage ergänzen die Datenerhebung. Die Aktivitätsmessung erfolgt über das Tragen eines “Bewegungsmelders” um die Hüfte, der jede Aktivität aufzeichnet.
Nebenbei entsteht eine Lebensmitteldatenbank, die Zutatenlisten und Nährwertinformationen enthält. Diese sind unter anderem mit dem Barcode der Produkte verknüpft. Das Einscannen und Hochladen entsprechender Scans gehört zum “täglichen Brot” der Studienteilnehmenden, sofern sie entsprechende Produkte konsumieren und diese noch nicht von anderen Teilnehmenden hochgeladen wurden. Auch Nahrungsergänzungsmittel werden so erfasst und dokumentiert.
Herausforderungen der COPLANT-Studie
Die COPLANT-Studie ist auf ehrgeizige 20 Jahre angelegt. Neben Herausforderungen wie dem langfristigen Halten der Probandenzahlen und dem technischen Fortschritt stehen auch Ergebnissicherung, Datenqualität und –speicherung im Fokus. Hinzu kommen mögliche Veränderungen in der Ernährungsweise im Kollektiv. Eine kleine Aufwandsentschädigung sowie eine digitale Küchenwaage wiegen die geforderte Akribie bei der grammgenauen Erfassung des Lebensmittelkonsums via App zum Großteil auf. Glücklicherweise sind die Teilnehmenden hochmotiviert.
Literatur
Beck et al. (2024). Evaluation of the potential implications of following a vegan diet on bone health. Proceedings of The Nutrition Society 83 (OCE1). DOI:10.1017/S0029665124001988
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Deutschland, wie es isst - Der BMEL-Ernährungsreport 2023 (2024)
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die COPLANT-Studie – Forschung zu pflanzenbasierter Ernährung
COPLANT-Studie. Die COPLANT-Studie: Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus der Wissenschaft
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen der DGE
Kasch et al. Vegetarische und vegane Ernährung – Vor- und Nachteile für die Knochen. Osteologie 2022; 31 (03): 170-175 DOI: 10.1055/a-1916-8561
Kraselnik A. Risk of Bone Fracture on Vegetarian and Vegan Diets (2024) Current Nutrition Reports 13 (2) DOI:10.1007/s13668-024-00533-z
Max Rubner-Institut (MRI). COPLANT-Studie
Statista 2024. Absatz von Lebensmitteln in Deutschland 2018-2029