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Die DGE beleuchtet in ihrem Positionspapier die Rolle von Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen in einer gesunden und gleichzeitig nachhaltigen Ernährung.

Milchflaschen mit jeweils Mandeln, Kokosstücken, Sojabohnen, Haferflocken und Cashewnüssen davor
Jenifoto / stock.adobe.com

Kuhmilch und Kuhmilchprodukte sind seit Generationen fester Bestandteil der Ernährung in Deutschland. Sie stellen essenzielle Nährstoffe bereit, darunter Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12. Sie sind vor allem für die Knochengesundheit, Wachstum und Entwicklung sowie das Immunsystem von Bedeutung. Studien belegen, dass der regelmäßige Verzehr von Milch(produkten) das Risiko einzelner Faktoren für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Osteoporose oder kolorektalen Krebs senken kann. Besonders für Kinder, Jugendliche sowie schwangere und stillende Frauen sind Kuhmilch und daraus hergestellte Produkte aufgrund ihres hohen Calciumgehalts unverzichtbar (MRI 2008; Mensink et al. 2020).

Milch als Nährstofflieferant

Kuhmilch(produkte) liefern jedoch auch gesättigte Fettsäuren und Cholesterin. Bei übermäßigem Konsum können diese Stoffe ungünstige gesundheitliche Wirkungen haben. Deshalb empfiehlt die DGE einen bewussten Konsum von Kuhmilch(produkten), eingebettet in eine überwiegend pflanzliche Ernährung. Käse, Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte haben aufgrund ihrer hohen Nährstoffdichte besondere Bedeutung (DGE 2024). Gleichzeitig gehen 70 % der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland auf das Konto tierischer Lebensmittel. Würden wir pflanzenbetonter essen, könnten wir rund die Hälfte davon einsparen (WWF 2022a, 2022b).

Pflanzendrinks als Milchalternative

Nicht nur bei vegan lebenden, sondern auch bei Menschen, die ökologische oder ethische Aspekte wie das Tierwohl berücksichtigen, gewinnen pflanzliche Milchalternativen aus Soja, Hafer, Mandel oder Reis deshalb an Popularität (Statista 2024). Aus ernährungsphysiologischer Sicht punkten die Produkte teils mit einem geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren sowie ihrem natürlichen Gehalt an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Gleichzeitig variieren sie stark in ihrer Nährstoffzusammensetzung (MRI 2023; VZ NRW 2024). Sojadrinks kommen dem Nährstoffprofil von Kuhmilch am nächsten, während Mandeldrinks weniger Protein, dafür aber mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten. Haferdrinks liefern oft vergleichsweise viele Ballaststoffe.

Ein klarer Vorteil pflanzlicher Milchalternativen liegt in ihrer besseren Umwelt- und Klimabilanz. Im Vergleich zu Kuhmilch benötigen sie weniger Land, Wasser und Energie und verursachen deutlich geringere Treibhausgasemissionen. Besonders Soja- und Haferdrinks aus deutscher Erzeugung schneiden in Umweltbewertungen gut ab. Mandeldrinks hingegen gelten aufgrund ihres hohen Wasserverbrauchs in wasserarmen Anbaugebieten als kritisch. Kuhmilch belastet das Klima vor allem durch Methanemissionen aus der Viehhaltung sowie durch den hohen Ressourcenverbrauch für den Anbau von Futtermitteln. Zu berücksichtigen aber ist: Auch bei pflanzlichen Alternativen fallen Transportwege, Anbaumethoden und Verpackung an.

Handlungsempfehlungen der DGE

So sinnvoll pflanzliche Milchalternativen aus Umwelt- und Klimaschutzgründen sind – ohne Anreicherung stehen sie der Milch als Nährstofflieferanten deutlich nach. Denn naturgemäß enthalten Pflanzendrinks ganz gleich aus welchem Rohstoff keine oder kaum nennenswerte Mengen an Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12 (MRI 2023). Dies macht sie bei einem vollständigen Verzicht auf Kuhmilch und andere daraus hergestellte Lebensmittel zu einer potenziellen Quelle für Nährstofflücken.
Kuhmilch(produkte) bleiben also wichtige Bausteine einer ausgewogenen Ernährung. Sie liefern viele Nährstoffe in gut bioverfügbarer Form, vor allem Calcium und Vitamin B12. Für Menschen, die keine Milch(produkte) verzehren, empfiehlt die DGE eine gezielte Speisenplanung, um möglichen Nährstoffdefiziten vorzubeugen. Angereicherte – am besten ungesüßte – Pflanzendrinks können dabei eine geeignete Unterstützung sein, vor allem für Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf wie Kinder, Schwangere und Stillende sowie ältere Generationen. Auch Nahrungsergänzungsmittel können nach ärztlicher Rücksprache hilfreich sein. Das gilt besonders bei veganer Ernährungsweise.

Welche gesundheitlichen Folgen ein langfristiger teilweiser oder vollständiger Austausch von Milch und Milchprodukten gegen pflanzliche Alternativen haben kann, lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Die jüngst gestartete COPLANT-Studie kann helfen, das zu klären.

Literatur

DGE (2024). Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen der DGE – Ausgewählte Fragen und Antworten

EU-Kommission (2024). Frequently asked questions ON ORGANIC RULES

Max Rubner-Institut (2023). Initiale Charakterisierung ausgewählter Pflanzendrinks hinsichtlich ihrer Qualität und mikrobiologischer sowie chemischer Sicherheit

Max-Rubner-Institut (2008). Nationale Verzehrsstudie II - Ergebnisbericht Teil 2

Mensink GBM, Haftenberger M, Lage Barbosa C, Brettschneider A-K, Lehmann F (2020). EsKiMo II – Die Ernährungsstudie als KiGGS-Modul: Forschungsbericht

Richter M, Schäfer AC, Alexy U, Conrad J, Watzl B für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2024). Kuhmilch(-produkte) und pflanzliche Milchalternativen in einer nachhaltigeren Ernährung. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungs Umschau 71(12); DOI 10.4455/eu.2024.043

Statista 2024

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (2024). Bericht Drinks,  www.verbraucherzentrale.nrw/bericht-drinks; Hafer, Kokos, Mandel, Reis, Soja: Milchersatzprodukte unter der Lupe

WWF (2022a). Ernährung innerhalb planetarer Grenzen – Zusammenfassung

WWF (2022b). Essen wir das Klima auf?

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