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Ob im Kaffee, Müsli oder Kuchen: Pflanzendrinks aus Hafer, Soja oder Mandel sind eine beliebte Alternative zur Kuhmilch. Aber bekommt der Körper auch alle Nährstoffe, die er braucht?

Hände halten Pipetten über Glaskolben im Labor
forenna / stock.adobe.com

Zwei Dinge sind uns in der Regel wichtig, wenn es ums Essen geht: Es muss schmecken und es soll gesund sein (BMEL 2024). Dabei lässt sich über den Geschmack ja nicht streiten, wohl aber über den Gesundheitswert. Allgemein anerkannt ist, dass uns eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse, mäßig Milch und Milchprodukten, Eiern und Käse sowie wenig Fleisch gut mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt (DGE o. D.). Doch was passiert, wenn wir ein traditionelles Lebensmittel wie Kuhmilch einfach durch ein pflanzliches ersetzen? Diese Frage steht aktuell ganz oben auf der Forschungsagenda Deutschlands. Noch ist die Datenlage zu dünn für ein klares Urteil. Erste Orientierung geben die Ergebnisse von Produktanalysen, die das Max Rubner-Institut (MRI) 2024 veröffentlicht hat (MRI 2023).

Fokus auf Hafer-, Soja- und Mandeldrinks

Ziel der MRI-Untersuchung war, ein besseres Bild über die Qualität und Sicherheit gängiger Pflanzendrinks zu gewinnen. Angesichts der Vielfalt pflanzlicher Milchalternativen im Handel (Stiftung Warentest 2018, 2020; VZ NRW 2021, 2024) konzentrierte sich das MRI auf Hafer-, Soja- und Mandeldrinks, die rund 90 % des Marktes ausmachen (Statista 2021). Eine Nährstoffanreichung und Süßung der Drinks war zum Zeitpunkt der Probenziehung noch wenig verbreitet. Derartige Produkte wurden deshalb ausgeschlossen. Analysiert wurden schließlich je 6 Proben Hafer-, Soja- und Mandeldrinks unterschiedlicher Bio-Marken.

Die Nährstoffprofile der Pflanzendrinks unterschieden sich erwartungsgemäß je nach Rohstoff. Auch die Unterschiede von Marke zu Marke waren absehbar. Überraschend waren jedoch Unterschiede innerhalb von Chargen gleicher Rohstoffe. Die Gesamtheit dieser Befunde erklärt ein Blick ins Lebensmittelrecht: Solange Pflanzendrinks sicher sind, dürfen sie praktisch beliebige Nährwertprofile aufweisen. Bei Kuhmilch ist das anders: Sie stammt stets von der Kuh und das Milchrecht erlaubt kaum Abweichungen ihrer Zusammensetzung. Das verdeutlichen die standardisierten Fettgehalte beispielhaft (Anhang VII, Teil III VO (EU) Nr. 1308/2013).

Kohlenhydrate

Haferdrinks wiesen in der MRI-Untersuchung höhere Zuckergehalte auf – bis zu 6 Gramm je 100 Milliliter – obwohl ungesüßte Getränke analysiert wurden. Das erklärt sich aus der Herstellungsweise: Hafer ist besonders stärkereich. Damit die Drinks keine gelartige Konsistenz annehmen, setzt man Enzyme zu, die die Stärke abbauen. Die eher unerwünschte Folge ist ein höherer Zuckergehalt.

Protein

Das Alleinstellungsmerkmal von Sojadrinks ist ihr Proteingehalt: Er ist rund viermal so hoch wie der von Hafer- und Mandeldrinks und entspricht damit dem von Kuhmilch. Auch die Proteinqualität kommt der von Kuhmilch nahe. So etwa kann ein Glas Sojadrink (ca. 200 ml) den Bedarf eines durchschnittlichen Erwachsenen an einzelnen essenziellen Aminosäuren zu 24 bis 57 % decken. Limitierend bei Sojadrinks sind vor allem die schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin. Hafer- und Mandeldrinks haben zusätzlich einen geringen Gehalt an Lysin.

Fett

Hafer-, Soja- und Mandeldrinks können mit ihren Fettsäureprofilen punkten. Vor allem Mandeldrinks stechen laut MRI-Bericht mit ihrem günstigen Verhältnis von gesättigten zu einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren heraus. Alle drei Arten von Pflanzendrinks gelten als gute Quelle für die essenzielle, mehrfach ungesättigte Fettsäure Linolsäure; alpha-Linolensäure findet sich nur in Mandel- und Sojadrinks. Bei Haferdrinks stammte der Fettgehalt der meisten Proben laut Zutatenverzeichnis aus zugesetztem Sonnenblumenöl.

Mikronährstoffe

So unterschiedlich die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffen in den analysierten Pflanzendrinks ausfielen, so eindeutig ist das MRI-Urteil: Als Vitamin- und Mineralstofflieferanten sind nicht-angereicherte Drinks nicht geeignet, vor allem nicht mit Blick auf die milchtypischen Nährstoffe (MRI 2008): Calcium wurde zwar in allen Proben nachgewiesen, allerdings in Mengen, die 8- bis 25-mal geringer waren als in Kuhmilch. Auch bei Vitamin B2 und Jod lassen die MRI-Analysen den Schluss zu, dass ein vollständiger Milchersatz durch Pflanzendrinks die Versorgung in Teilen der Bevölkerung gefährden könnte, sofern kein Ausgleich durch andere geeignete Lebensmittel erfolgt. Vitamin B12 ist in pflanzlichen Produkten bekanntermaßen nicht enthalten und wurde daher nicht analysiert.

Fazit und Ausblick

Die MRI-Untersuchung liefert wertvolle Einblicke: Nicht-angereicherte Pflanzendrinks sind als Nährstoffquelle offenbar keine Alternative zu Kuhmilch (
DGE-Positionspapier). Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen eines ausschließlichen Pflanzendrinkkonsums sind mangels valider Daten nicht abzuschätzen. Zudem können neue Ernährungsgewohnheiten neue Risiken mit sich bringen, etwa aufgrund mikrobieller oder anderer Belastungen. Deshalb hat sich das MRI auch mit diesen Themen befasst. Allerdings liefern die MRI-Daten, z. B. zum Mykotoxingehalt in Pflanzendrinks, nur erste Einblicke, da die Probenziehung nicht repräsentativ war (BfR 2024).
Davon abgesehen haben die MRI-Ergebnisse weiteren Nutzen: Sie fließen in die kürzlich gestartete COPLANT-Studie ein, die klären soll, welche gesundheitlichen Vor- und Nachteile verschiedene pflanzenbetonte Ernährungsweisen haben können.

Literatur

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2024). Mykotoxine in Pflanzendrinks: mehr Daten erforderlich. BfR-Stellungnahme Nr. 029/2024

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2024). Deutschland wie es isst

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.) (o. D.). DGE-Ernährungskreis

Max Rubner-Institut (2023). Initiale Charakterisierung ausgewählter Pflanzendrinks hinsichtlich ihrer Qualität und mikrobiologischer sowie chemischer Sicherheit

Max-Rubner-Institut (2008). Nationale Verzehrsstudie II - Ergebnisbericht Teil 2

Statista (2021). Auf welche Alternativen zu konventioneller Milch greifst du zurück?

Stiftung Warentest (2018). Sojadrinks im Test - Siebenmal gut, fünfmal zu viel Schadstoffe oder Keime

Stiftung Warentest (2020). Haferdrinks im Test - Drei schmecken sehr gut

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (2021). Marktcheck Pflanzendrinks

Verbraucherzentrale NRW (2024). Marktcheck Pflanzendrinks. Bericht zum Marktcheck

Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 922/72, (EWG) Nr. 234/79, (EG) Nr. 1037/2001 und (EG) Nr. 1234/2007 des Rates (ABl. L 347 vom 20.12.2013, S. 671)

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