
Mehr Gemüse oder weniger Zucker?! Mehr oder weniger Lenkung durch den Staat?! Mehr oder weniger Eigenverantwortung für den Einzelnen?! Während Fachleute diskutieren, wie Menschen zu einer ausgewogeneren Ernährung finden können, steigt die Zahl der ernährungsmitbedingten Erkrankungen nahezu ungebremst. Weil es viele Menschen eben nicht schaffen, Süßigkeiten nur manchmal zu essen und beim Gemüse doppelt zuzugreifen. Weil sie ständig und überall für kleines Geld wohlschmeckende, aber oftmals hochkalorische, fettreiche Speisen und zuckerhaltige Getränke kaufen können. Weil sie mehr Salz verwenden und weniger Vollkornprodukte essen als empfohlen.
Obwohl die meisten Menschen wissen, was einen gesünderen Lebensstil ausmacht, gelingt es vielen nicht, ihr Wissen in Handeln umzusetzen. Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der BLE, appellierte an alle Ernährungsfachleute: „Uns eint das Ziel, den Menschen einen Ernährungs- und Lebensstil nahe zu bringen, mit dem sie gesund bleiben und gesund alt werden können. Das bedeutet in sehr vielen Fällen: Veränderung. Die Dinge werden nicht besser, wenn alles so weitergeht wie bisher.“
Das schaffen wir nur gemeinsam!
Nur gemeinsam und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln können wir das Ruder umlegen. Darin waren sich alle Referent*innen des 3. BZfE-Forum einig. Vor rund 500 Teilnehmenden riefen sie dazu auf, nicht nach einem Allheilmittel zu suchen, sondern alle Maßnahmen des Instrumenten-Mix weiter zu erforschen und nach Möglichkeit auch anzuwenden: Reformulierung von Lebensmitteln, Nudging, Betriebliche Gesundheitsförderung und natürlich weiterhin eine zielgruppengerechte Verbraucherbildung und -information.
Nudging als konzertierte Aktion
Als vielversprechenden Ansatz präsentierte Dr. Kai Purnhagen von der Universität Wageningen das Nudging. Das ist eine einfache und preiswerte Möglichkeit, Menschen ohne Zwang zu einem gewünschten Verhalten „anzustupsen“. Was hierbei gemeinsam und mit allen Mitteln bedeutet, erläuterte Purnhagen mit einem Beispiel aus den Niederlanden: Beim Nationalen Aktionsplan Gemüse und Früchte arbeiten Ministerien, Industrie, Wissenschaft und Medien zusammen und machen mit kreativen Kampagnen Verbrauchern diese Lebensmittel schmackhaft: Beim Hausarzt, in Schulen, im Supermarkt, auf Events und zur besten Sendezeit im Fernsehen.
„Hier haben es unsere Nachbarn ganz offensichtlich geschafft, ihre verschiedenen, durchaus legitimen Interessen für ein vorher definiertes und verbindliches Ziel unter einen Hut zu bringen“, sagte Dr. Margareta Büning-Fesel, Leiterin des Bundeszentrum für Ernährung.
Betriebliche Gesundheitsförderung - da geht noch mehr
Große Hoffnungen setzen Wissenschaft und Praxis auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). "In den Unternehmen erreichen wir nicht nur Menschen, die sich sowieso schon für ihre Gesundheit interessieren, sondern auch diejenigen, die sich nur wenig Gedanken darüber machen", betonte Professorin Annegret Flothow von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. "Schon heute haben BGF-Maßnahmen in Deutschland extrem zugenommen, aber da geht noch mehr."
Reformulierung und Nährwertkennzeichnung
Sowohl im Vortragsteil als auch in der Sonderausstellung konnten sich die Teilnehmenden ein Bild davon machen, was schon heute in Sachen Reformulierung möglich ist: Matjes und Fleischwurst mit weniger Salz, Kekse und Berliner mit weniger Fett und neuartige, kalorienarme Zucker für Süßwaren und gesüßte Getränke. Diese Ergebnisse stammen aus Forschungsprojekten, die durch die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten angeschoben wurden.
Die Geschichte dahinter zeigt, was gemeinsam bedeutet: „Uns ist wichtig, dass wir einen breiten Konsens haben. Die Strategie wurde deshalb gemeinsam mit Ärzten, Verbraucherschützern, Ernährungswissenschaftlern, dem Handel und Lebensmittelherstellern entwickelt“, betonte Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft in seiner Begrüßungsrede.
Das gilt genauso für die erweiterte Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln, die Verbrauchern die Auswahl gesundheitsförderlicher Lebensmittel erleichtern soll. Zurzeit werden vier verschiedene Modelle in einer Verbraucherforschung bewertet. Hans-Joachim Fuchtel stellte die Ergebnisse für Ende September in Aussicht.
Die Menschen in ihrem Alltag unterstützen
Am Ende des Tages brachte es Dr. Margareta Büning-Fesel so auf den Punkt: „Ob BGF, Nudging, Reformulierung oder Verbraucheraufklärung und -beratung - bei allem, was wir tun, geht es nicht darum nur die Nährstoffe in den Blick zu nehmen, sondern die Verhaltensweisen. Wie und womit erreichen wir die Menschen in ihrem Alltag? Welche Hilfestellung benötigen sie in Mensa oder Kantine, beim Lebensmitteleinkauf oder der Essenszubereitung zuhause? Und wie können wir neue Medien und digitale Tools so in unsere Arbeit integrieren, dass wir deren Chancen für unsere Ziele nutzen?“
Save the date: 2. bis 3. September 2020
Diese Fragen werden auch bei den 4. Bonner Ernärungstagen und dem 4. BZfE-Forum eine zentrale Rolle spielen, die für den 2. und 3. September 2020 geplant sind. Dann, wenn es nicht nur um einen gesunden Lebensstil für jeden Einzelnen geht, sondern um den Speiseplan der Zukunft, der zugleich nachhaltig sein und unser Klima schützen soll.

Unter #berta19 finden Sie wichtige Kernaussagen des 3. BZfE-Forum in Wort und Bild.
Lernen Sie unsere Referentinnen und Referenten kennen
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Hans-Joachim Fuchtel
ist seit März 2018 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft war er im höheren Dienst des Landes Baden-Württemberg tätig. Seit 1987 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2009 bis 2013 war er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales und von 2013 bis 2018 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Begrüßungsrede
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Dr. Hanns-Christoph Eiden
ist seit 2010 Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Zuvor war er 23 Jahre in verschiedenen Funktionen im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft tätig; zuletzt zuständig für europäische und internationale Angelegenheiten sowie als deutscher Sprecher im Sonderausschuss Landwirtschaft der EU.
Vita
Einführung in den Tag

Prof. Ulrike Arens-Azevêdo
ist Präsidentin der DGE und Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Bereich Ernährungswissenschaften mit Schwerpunkt Gemeinschaftsverpflegung. Sie ist für zahlreiche Projekte und Erhebungen auf dem Gebiet der Gemeinschaftsverpflegung verantwortlich.
Vita
Grußwort

Historischer Rückblick und Ausblick in die Zukunft
Mag. Hanni Rützler,
die Doyenne der österreichischen Ernährungswissenschaft, ist Gründerin und Leiterin des futurefoodstudios in Wien. Als Trendforscherin beschäftigt sie sich mit dem Wandel unserer Esskultur. In ihren Studien sowie ihrem jährlich erscheinenden Foodreport spürt sie dem Wandel der Konsumkultur nach und versteht nachhaltige Foodtrends von kurzfristig Moden zu unterscheiden.
Vita
Abstract
Prof. Dr. Stefan Lorkowski
ist Professor für Biochemie und Physiologie der Ernährung an der Universität Jena und leitet den Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) Halle-Jena-Leipzig. Ehrenamtlich engagiert er sich als Leiter der Sektion Thüringen der DGE und in verschiedenen Gremien von Fachgesellschaften.
Vita
Abstract

Prof. Dr. Pablo Steinberg
ist seit Mai 2017 Präsident des Max Rubner-Instituts (MRI), Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Zuvor war er Professor für Ernährungstoxikologie an der Universität Potsdam (1998-2008) und Professor für Lebensmitteltoxikologie und Ersatz-/Ergänzungsmethoden zum Tierversuch sowie Direktor des Instituts für Lebensmitteltoxikologie und Chemische Analytik an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (2008-2017).
Vita
Abstract

Prof. Dr. Anette E. Buyken
ist seit 2017 Professorin für Public Health Nutrition an der Universität Paderborn. Zuvor war Sie 14 Jahre als Ernährungsepidemiologin der DONALD Studie in Dortmund tätig. Die Forschungsschwerpunkte ihrer Arbeit liegen in der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen und der Primärprävention von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2.
Vita
Abstract

Dr. Kai P. Purnhagen
ist Associate Professor an der Universität Wageningen. Er ist Autor zahlreicher Studien zur Einbindung der Erkenntnisse verhaltenswissenschaftlicher Forschung in Recht und Politik. In dieser Funktion war er unter anderem als Gutachter für die deutsche Bundesregierung und das Europäische Parlament tätig.
Vita
Abstract

Prof. Dr. Annegret Flothow
ist Professorin für Psychologie im Department Ökotrophologie der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt auf der Ernährungsbildung und -beratung in Settings (Kita, Schule, Betrieb). Sie ist Expertin für die Analyse, Konzeption und Evaluation betrieblicher Gesundheitsförderungsprozesse.
Vita
Abstract

Prof. Dr. oec. troph. Christine Brombach
ist seit 2009 am Institut für Lebensmittel und Getränkeinnovation an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil, Schweiz als Dozentin tätig. Sie studierte in Gießen und Knoxville, Tennessee, Ernährungs- und Haushaltswissenschaften. Nach dem Diplom in Gießen erwarb sie sich einen Master of Science in Nutrition mit dem Schwerpunkt Gerontologie in Manhattan, Kansas. Sie promovierte an der Universität Gießen zum Thema „Ernährungsverhalten von Frauen über 65 Jahren“. Für vier Jahre leitete sie als Projektkoordinatorin die Nationale Verzehrsstudie II am Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe.
Vita

Prof. Dr. Sibylle Adam
ist seit 2015 Professorin für Ernährungswissenschaften an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Nach dem Studium zur Diplom-Ökotrophologin arbeitete sie viele Jahre im Bereich der Prävention. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ernährungskonzepte und -verhalten. Seit 2017 leitet sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Prof. Ulrike Pfannes die Forschungsgruppe ‚Nudging in der Gemeinschaftsverpflegung‘ am Department Ökotrophologie der HAW Hamburg.
Vita

Prof. Dr. Johannes Erdmann
ist Internist, Endokrinologe, Diabetologe und Ernährungsmediziner mit dem Forschungsschwerpunkt zu Therapien von Adipositas und Typ 2-Diabetes. Seit 2011 arbeitet er als Professor für Ernährungsmedizin an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Vita

Johanna Bayer, M.A.,
ist Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Bloggerin. Sie hat lange für TV-Magazine in ARD, WDR und Arte gearbeitet, schreibt für Presse und Sachbuchverlage und arbeitet als Dozentin und Rednerin. Ihre Themen sind Gesundheit, Ernährung und Esskultur. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Umgang der Medien mit Ernährungsthemen. Diesen beobachtet und kommentiert sie auf ihrem eigenen Blog „Quark und so“.
Vita

Dr. Hans-Jörg Lutzeyer
ist Senior Expert bei der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission. Dort ist er für Strategien der Nahrungsmittelsystem-Forschung zuständig, in Bezug auf Europa und in der EU-Afrika Kooperation. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er bei der EU-Kommission in verschiedenen Bereichen der Forschungsförderung und -kooperation.
Vita

Dr. Margareta Büning-Fesel
ist Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung in der BLE. Sie hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Niederrhein zum Thema „Kampagnen zur Ernährung“ und einen Lehrauftrag an der Hochschule Coburg zur „Didaktik der Beratung von Gruppen“.
Vita
Abstract

Katie Gallus
ist Moderatorin und Geographin (M.Sc.) mit Leidenschaft für Zukunftsthemen und den schwäbischen Familienbauernhof. Neben ihrer Tätigkeit als Journalistin bei der Deutschen Welle und dem SWR arbeitete sie für die Vereinten Nationen. Recherchen führten sie unter anderem in Krisengebiete im Irak, Kamerun und Sierra Leone. Sie ist eine begehrte Moderatorin zu digitalen Ideen und Globalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Landwirtschaft sowie Mensch-Umwelt-Beziehungen.
Vita
Sonderausstellung Forschung
Die Bonner Ernährungstage 2019 wurden um ein neues Highlight ergänzt: In einer Sonderausstellung hatten die Besucher die Gelegenheit, sich ein Bild über Forschungsvorhaben zu machen, die vom BMEL gefördert werden. Die Vorhaben wurden anschaulich aufbereitet, praxisnah präsentiert, (be)greifbar und teilweise sogar verkostbar gemacht! Passend zu den Themen der Ernährungstage spannte sich das Spektrum von einer ausreichenden Nährstoffversorgung über die Reformulierung von Lebensmitteln zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in der Ernährung bis hin zur Änderung des Ernährungsverhaltens.
Die BLE agiert als Projektträger (ptble) und betreut im Auftrag des BMEL zahlreiche nationale, europäische und internationale Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Qualifiziertes Fachpersonal begleitet die Forschungsvorhaben während der gesamten Laufzeit.
Sonderausstellung „Sehen, schmecken, entdecken: Forschung erleben“

Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen weiterhin zu hoch
Die Uni Bonn präsentiert aktuelle Erkenntnisse der DONALD-Studie, die den Verzehr von Gesamtzucker (freier und zugesetzter Zucker) bei Kindern und Jugendlichen untersuchte. Dabei zeigte sich bei den Alterstrends, wie entscheidend die Zuckerdefinition ist: Während die Gesamtzuckerzufuhr mit steigendem Alter abnahm und auch die Zufuhr von freien Zuckern bei den ältesten Probanden am geringsten war, verzehrten die jüngsten Kinder am wenigsten zugesetzten Zucker. Insgesamt ging die Aufnahme freier Zucker zwar zwischen 2005 und 2016 zurück. Sie lag aber dennoch in allen Altersgruppen weiterhin über den unter anderem von der DGE als Obergrenze empfohlenen 10 % der täglichen Energiezufuhr.

Stand der Forschung zur Reformulierung von Lebensmitteln
Das Max Rubner-Institut (MRI) erforscht Möglichkeiten, wie Zucker, Fette und Salz in Lebensmitteln reduziert werden können. Auf Basis wissenschaftlicher Studien entstehen neue Rezepturen und Herstellungsverfahren als Grundlage für eine „Reformulierung“. Denn Zucker, Fette und Salz tragen zur Entstehung ernährungsmitbedingter Krankheiten wie Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Gleichzeitig sind sie wesentlich für den Geschmack vieler Lebensmittel. Außerdem haben sie weitere Funktionen: So ist etwa Salz häufig unverzichtbar, um verderbliche Lebensmittel haltbar zu machen. Das MRI präsentiert den aktuellen Stand der Forschung und spannende Lösungsansätze zur Reformulierung.

SUSCHOICE erforscht Präferenz von nachhaltigen Lebensmitteln und Getränken
Die Anzahl der Verbraucher, die angeben, nachhaltige Lebensmittel zu kaufen, ist signifikant gestiegen. Der tatsächliche Anteil solcher Produkte am Gesamtverbrauch ist jedoch kaum gewachsen. Dieser Widerspruch kann teilweise durch individuelle Merkmale der Verbraucher erklärt werden und ist Gegenstand des SUSCHOICE-Projektes. Darin werden außerdem makroökonomische und strukturelle Faktoren für die Auswahl nachhaltiger Lebensmittel und Getränke analysiert. So sollen die Auswirkungen dieser Einflussfaktoren ermittelt werden, inklusive des politischen Umfeldes und der Marketingstrategien. Darauf basierend entwickeln die Forscher einen theoretischen Rahmen sowie Vorschläge für Fördermaßnahmen und Orientierungspunkte, die zu einer ressourceneffizienten, kohlenstoffarmen und grünen Ernährungswirtschaft innerhalb der EU beitragen sollen.

Neuartige kalorienarme Zucker in Lebensmitteln
Ziel des geplanten Forschungs- und Entwicklungsprojekts ist die Entwicklung und der Test neuartiger, kalorienarmer und gesundheitsfreundlicher Zucker in Lebensmittelrezepturen. Damit möchte das Unternehmen einen aktiven Beitrag zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung leisten. Untersucht werden die sensorischen und technologischen Eigenschaften der neuen Zucker in Lebensmittelrezepturen; außerdem deren ernährungsphysiologische Eigenschaften. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse erfolgt anschließend eine Reformulierung der Lebensmittel.

Bio gemeinsam entdecken
Das Projekt „Bio gemeinsam entdecken“ ist ein Bildungsangebot mit Aktionsständen und Workshops zum Thema Nachhaltiger Konsum für junge Erwachsene in Hamburg und Schleswig-Holstein. Es informiert Auszubildende und Studierende in Berufsschulen und Universitäten sowie Verbraucher*innen auf Messen, Hoffesten und anderen Events darüber, dass jedes Lebensmittel seinen gerechtfertigten Wert hat. Bei allen Modulen gibt der Ökomarkt Verbraucher und Agrarberatung e.V. Anregungen, wie der Konsum von Bio-Produkten auch mit kleinem Budget möglich ist. Dazu gehören Tipps gegen Lebensmittelverschwendung, zum bewussten Konsum tierischer Produkte und zum Einsatz von regionalen und saisonalen Bio-Lebensmitteln.

Bei Schulkindern sinkt der Beitrag von Jodsalz zur Jodversorgung
Große Langzeitstudien untersuchten über die Ausscheidung von Jod und Natrium in Urinproben den durchschnittlichen Beitrag von jodiertem Speisesalz an der Jodversorgung in Deutschland. Auch wurden der Anteil der Jodsalz-Zufuhr an der Gesamtsalz-Zufuhr bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kalkuliert und Mehrjahrestrends ermittelt. Dabei zeigten sich bei jungen Erwachsenen gleichbleibende Ergebnisse. Für Schulkinder ergaben Detailanalysen der DONALD-Studie dagegen einen signifikanten Rückgang. Auch Vergleiche mit der Schweiz unterstreichen ein geringeres Niveau beim Anteil bzw. Beitrag von Jodsalz am Gesamtsalzverzehr und an der Jodzufuhr in Deutschland. Sie legen eine Anhebung der Jodgehalte in jodiertem Speisesalz nahe.

Neue Ergebnisse aus der EsKiMo-II-Studie
EsKiMo II ist die zweite deutschlandweite Studie zur Ernährung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren. Sie liefert eine aktuelle Bestandsaufnahme ihrer Ernährungssituation. Dazu wurden im Rahmen der bundesweiten „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS Welle 2) von 2015 bis 2017 insgesamt 2644 Kinder und Jugendliche befragt. Den Lebensmittelverzehr der 6- bis 11-Jährigen ermittelten die Wissenschaftler mit Hilfe der Eltern durch Ernährungstagebücher über vier Tage. Bei den 12- bis 17-Jährigen erfassten umfangreiche Ernährungsinterviews den Lebensmittelverzehr der letzten vier Wochen. Zusätzlich wurden Informationen zum Ernährungsverhalten wie Familienmahlzeiten, Schulverpflegung, vegetarischer Ernährungsweise und Diätverhalten erhoben.

Forschung zur Akzeptanz optisch suboptimaler Lebensmittel
Konsumenten akzeptieren Lebensmittel, die optisch nicht der Norm entsprechen oder deren MHD erreicht ist, nur bedingt. Die Wissenschaftler des Projektes COSUS analysierten die Akzeptanz solcher Lebensmittel, entwickelten Strategien zur Steigerung dieser Akzeptanz und testeten deren Implementierung. Dabei zeigte sich eine generell mangelnde Wertschätzung von Lebensmitteln, die oft zum Nicht-Kauf bzw. zur Entsorgung optisch suboptimaler Lebensmittel führt. Folgende Maßnahmen könnten hier gegensteuern: Die wiederholte Konfrontation mit suboptimalen Produkten, eine Sensibilisierung für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen, die Vermittlung von Wissen und Vertrauen in die Lebensmittelsicherheit sowie die Unterstützung kompetenter Initiativen, denen die Verbraucher vertrauen.

Jod- und Natriumversorgung bei Kindern und Jugendlichen
Jod als essentielles Spurenelement ist unentbehrlich für die Synthese der Schilddrüsenhormone, die im Organismus eine Reihe von wichtigen Funktionen übernehmen. Elf Jahre nach dem ersten repräsentativen Jodmonitoring bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Rahmen der KiGGS Basiserhebung (2003 -2006) erfolgte in der KiGGS Welle 2 (2014 -2017) ein erneutes Jodmonitoring. Dieses ermöglicht eine kontinuierliche Beobachtung der Jodaufnahme der heranwachsenden deutschen Bevölkerung, Untersuchungen zur Veränderungen in der Jodversorgung sowie deren Bewertung im zeitlichen Verlauf. Zusätzlich wurde die Zufuhr von Kochsalz eingeschätzt. Insgesamt erfolgte bei über 3.200 Kindern und Jugendlichen eine Bestimmung und Auswertung der Jod- und Salzparameter aus Spontanurinproben.

Wie beeinflussen innovative Formen der Lebensmittelversorgung Praktiken im Haushalt
Das Forschungsprojekt PLATEFORMS möchte Wissen vermitteln, wie Ernährungs- und Lebensmittelpraktiken im Haushalt von innovativen Formen der Lebensmittelversorgung beeinflusst werden. Diese Innovationen können sozialer Art sein wie zum Beispiel Einkaufskooperativen oder gemeinschaftlich verwaltete urbane Gärten. Beispiele technischer Art sind Online-Supermärkte oder Apps zum Teilen von Lebensmitteln. Das Projekt versteht Konsum als eine Aktivität unterschiedlicher Praktiken: Planung, Besorgung, Lagerung, Kochen, Essen und Entsorgung. Folglich positioniert sich PLATEFORMS zwischen individualistischen und systemischen Ansätzen: Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Praktiken, die im Kontext des Haushalts durchgeführt werden, und nicht auf individuellen Entscheidungen.

Convenience Food liegt europaweit im Trend. Im Hinblick auf Gesundheit und Nachhaltigkeit gilt diese Form der Ernährung aber als kritisch. Das Projekt FOCAS (Food, Convenience and Sustainability) verbindet die Expertisen aus Geographie, Anthropologie und Soziologie in vier europäischen Ländern. Die Wissenschaftler untersuchten, wann und wie Convenience Food bevorzugt konsumiert wird. Darüber hinaus interessierte sie die Frage, in welchen Kontexten Essen "convenient", also bequem wird. Dazu gab es vier verschiedene Untersuchungen: In Deutschland wurde das Essen in der Kantine betrachtet. In Deutschland und Großbritannien erfolgten vergleichende Studien zur Ernährung mit Fertiggerichten. In Dänemark ging es um fertig gepackte und gelieferte Lebensmittelboxen und in Schweden um Fertignahrung für Säuglinge.