- Einkaufen auf dem Wochenmarkt gilt als besonders nachhaltig. Oft stammen die Lebensmittel aus der Region und aus ökologischem Anbau, aber nicht immer.
- Häufig kommen die Produkte vom Großmarkt, wo sich der Händler mit Ware eindeckt.
- Wer regional einkaufen will, sollte sich an die Erzeuger und Verarbeiter halten, die aus der Region kommen und im Zweifel nachfragen.
- Bei loser Ware garantiert eine Bio-Zertifizierung, dass die angebotenen Produkte tatsächlich ökologisch erzeugt wurden.
Gemüse aus der Gärtnerei, Honig vom Imker, Frischkäse direkt vom Hof: Alles ist appetitlich angerichtet und wenn der Kundenandrang nicht zu groß ist, bleibt Zeit für einen kurzen Plausch mit der Verkäuferin. Einkaufen auf dem Markt macht Spass und es gilt als besonders nachhaltig. Denn aus Sicht der Kunden stammen die Lebensmittel aus der Region und meist aus ökologischem Anbau. Oft trifft das zu, aber nicht immer.
Die Händler sind fast immer regional
Üblicherweise hängt an jedem Marktstand ein Firmenschild mit Name und Anschrift des Inhabers. Daran lässt sich sofort erkennen, ob der Verkäufer aus der Region kommt. Meistens ist das so, weil sich für mobile Händler, die wöchentlich oder gar täglich auf einem Markt vertreten sind, weite Anfahrten nicht lohnen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass auch die angebotenen Waren aus der Region kommen. Bei den Oliven am türkischen Feinkoststand ist das ebenso offensichtlich wie bei Pfirsichen oder Orangen am Obststand. Sie kommen aus der Großmarkthalle, wo sich der Händler mit Ware eindeckt. Von dort stammt aber auch in vielen Fällen saisonales Obst und Gemüse.
Die Händler sind verpflichtet, das Ursprungsland anzugeben. Bei korrekt ausgezeichneten Erdbeeren kann der Kunden also erkennen, ob sie in Spanien oder Deutschland angebaut wurden. Ausnahmeregeln gibt es nur für einige wenige Produkte wie Kartoffeln, Bananen oder Kokosnüsse. Hier ist die Herkunftsangabe freiwillig.
Auch bei anderen regionalen Händlern stammen deren Produkte nicht unbedingt aus der Region, etwa bei Käse.
Bauer, Bäcker und Metzger von nebenan
Wer regional einkaufen will, sollte sich deshalb an die Erzeuger und Verarbeiter halten, die aus der Region kommen. Die Metzgerei aus dem Nachbarort, die Hofkäserei oder der Gartenbaubetrieb bieten Lebensmittel an, die sie selbst erzeugt oder hergestellt haben. Aber sie kaufen oft auch zu, denn ein attraktiver Marktstand muss ein breites Sortiment anbieten. Gesetzlich verbindliche Vorgaben für ein regionales Produkt gibt es nicht und mancher Anbieter versucht den Eindruck zu vermitteln, alles sei aus eigener Produktion. Fragen Sie im Zweifelsfall einfach nach.
Bei Verarbeitern wie Bäcker und Metzger lohnt es sich auch zu wissen, woher sie ihre Rohstoffe beziehen. Schlachtet der Metzger noch selbst? Kam die Kuh von einem Bauern aus der Region oder lieferte ein Kühl-Lkw gefrorene Tierhälften aus einem Großschlachthof? Und weiß der Bäcker, welche Bauern das Getreide anbauten, das er zu leckerem Holzofenbrot verbacken hat? Wenn auch die Rohstoffe aus der Region stammen, sind verarbeitete Lebensmittel besonders nachhaltig.
Bio muss draufstehen
Beinahe jeder siebte Bio-Bauer verarbeitet die erzeugten Lebensmittel weiter, macht Fleisch- und Wurstwaren daraus, Obstsaft und Aufstriche, Brot und Nudeln. Verkauft werden die Produkte fast immer direkt an die Verbraucher, über Hofläden, Abodienste oder Wochenmärkte. Hinzu kommen Obst- und Gemüseanbauer, die ihre Bio-Erzeugnisse dort vermarkten. Auf fast jedem Markt finden sich deshalb einige Bio-Erzeuger. In größeren Städten gibt es sogar reine Öko-Märkte, auf denen ausschließlich Lebensmittel in Bio-Qualität angeboten werden.
Bio-Anbauverbände in Deutschland
Jeder Bio-Erzeuger und Verarbeiter unterliegt dem Öko-Kontrollsystem und wird mindestens einmal jährlich von einer Öko-Kontrollstelle kontrolliert. Die meisten Betriebe, die direkt vermarkten, gehören zudem einem der Bio-Anbauverbände wie Bioland, Naturland oder Demeter an. Die Vorgaben der Verbände gehen über die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung noch hinaus, stehen also für besonders nachhaltige Bio-Produkte. Das Verbandslogo an einem Marktstand signalisiert dem Verbraucher zugleich, dass er an diesem Stand ausschließlich Lebensmittel in Bio-Qualität bekommt. Denn die Verbandsrichtlinien untersagen den Betrieben den Zukauf konventioneller Produkte. Auch müssen sie zugekaufte Lebensmittel eindeutig kennzeichnen. „Die Auszeichnung der Produkte muss bzgl. Herkunft und Art der Erzeugung eindeutig sein, eigen erzeugte und zugekaufte Ware ist getrennt zu deklarieren“, schreibt etwa der Anbauverband Naturland seinen Mitgliedern vor.
Vorsicht geboten ist bei Marktständen, die nur einzelne Waren als Bio ausloben. Sind die Produkte verpackt, etwa Aufstrich in Gläsern, müssen sie – wie im Supermarkt auch – das EU-Bio-Logo und die Codenummer einer Öko-Kontrollstelle (etwa DE-ÖKO-006) tragen. Bietet der Stand lose Ware an, müsste er sich selbst von einer Kontrollstelle zertifizieren lassen. Fehlt eine solche Zertifizierung, prüft auch niemand nach, ob das angebotene Bio-Produkt tatsächlich Bio ist.
Märktschwärmer: Wochenmarkt mal anders
Die Marktschwärmer sind ein Netzwerk, das Verbraucher und regionale Erzeuger zusammenbringt. Anders als beim Besuch auf dem Markt müssen die Lebensmittel spätestens zwei Tage vorher online bestellt und dann beim gemeinsamen Treffen in der Marktschwärmerei abgeholt werden. Der Vorteil: Der Lieferant kann genau planen, es bleiben keine Reste, dafür viel Zeit für Gespräche. Bundesweit gibt es derzeit 136 Marktschwärmereien, 35 weitere sind im Aufbau.