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Essen retten, Essen teilen und auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Das ist das Prinzip und Anliegen von Foodsharing.

Foodsharing gerettete Lebensmittel
Carmen Menn/Bonn

  • Über foodsharing.de teilen Privatpersonen Lebensmittel kostenfrei mit anderen.
  • Ehrenamtliche Foodsaver holen aussortierte oder übriggebliebene Lebensmittel bei Betrieben ab und verteilen sie an gemeinnützige Einrichtungen oder an Privatpersonen.
  • An "Fair-Teilern" – öffentlich zugänglichen Kühlschränken oder Boxen  –  kann sich jeder kostenfrei bedienen.

Diese Informationen gibt es auch in Einfacher Sprache Die Initiative Foodsharing setzt sich aktiv dafür ein, dass Lebensmittel nicht in der Tonne landen. Das funktioniert im kleinen Stil durch das Vernetzen von Privatpersonen: Sie können über die Plattform Lebensmittel spenden, die sie zu viel gekauft haben oder nicht mögen.

Im großen Stil sorgen Kooperationen mit Betrieben wie Supermärkten, Bäckereien oder Kantinen dafür, dass zum Beispiel Lebensmittel über dem Mindesthaltbarkeitsdatum, Aussortiertes aus dem Obst- und Gemüseregal, zu viel produzierte Backwaren oder zu viel gekochtes Essen gerettet und weitergegeben werden.

Wie funktioniert Foodsharing?

Die Online-Plattform foodsharing.de ist das Herz der Initiative. Hier finden sich viele Informationen und eine Online-Karte, auf der alle Fair-Teiler (s.u.) eingetragen sind. Privatpersonen können als einfachste Variante einen eigenen Account als Foodsharer anlegen. Die „foodsharing Etikette“ erklärt die wichtigsten Regeln zum Umgang miteinander und für die hygienische Weitergabe von Lebensmitteln. Dazu dient auch ein eigenes „Lebensmittelretten Wiki“ mit einem sehr umfangreichen Hygieneratgeber.

Foodsharer

Wer sich als Foodsharer registriert hat, kann Lebensmittel aus dem eigenen Haushalt als so genannten Essenskorb anbieten. Interessierte finden diese virtuellen Essenskörbe auf der Online-Karte. Sie wenden sich per Mail, Messenger oder Telefon direkt an den Anbieter. Die Lebensmittel werden immer kostenfrei abgegeben. Wer mag, kann dafür auch die Foodsharing-App nutzen.

Foodsaver

Neben Foodsharern gibt es Foodsaver. Wer als Foodsaver mitmachen möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, die Inhalte des Wikis kennen und das in einem Quiz nachweisen. Foodsaver arbeiten ehrenamtlich im Auftrag einer regionalen foodsharing-Gruppe. Sie holen überschüssige Lebensmittel bei kooperierenden Lebensmittelunternehmen ab und verteilen sie entweder an gemeinnützige Einrichtungen, an Privatpersonen oder legen sie in die Fair-Teiler.

Pro Betrieb gibt es einen oder mehrere Betriebsverantwortliche. Sie sind zugleich Ansprechpartner für die Betriebe sowie für die Helferinnen und Helfer im zugehörigen Betriebsteam und haben alle Abholtermine im Blick.

"Fair-Teiler"

Fair-Teiler heißen die öffentlich zugänglichen Kühlschränke oder Boxen für gerettete Lebensmittel. Hier können Foodsharer und Foodsaver die Lebensmittel ablegen und das auf der Online-Pinnwand von foodsharing.de mitteilen. Die Fair-Teiler werden nach festen Regeln kontrolliert und gereinigt. Grundsätzlich dürfen sich hier alle Menschen kostenlos bedienen.

Foodsaver im Einsatz

Foodsharing Lebensmittelabholung beim Supermarkt
Aussortierte Lebensmittel beim Supermarkt
Jeden Tag mustern Supermärkte bestimmte Lebensmittel aus ihren Regalen aus. Das sind Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum, Obst und Gemüse mit Macken oder unverpacktes Brot und Backwaren vom Vortag. Damit diese Lebensmittel nicht im Müll landen, holen Foodsaver die Produkte bei ihren Kooperationsbetrieben ab. Mit der Abnahme der Lebensmittel übernehmen die Foodsaver die volle Verantwortung für deren weitere Verwendung.
Foodsharing Lebensmittel sortieren und verpacken
Lebensmittel sortieren und einpacken
Die Foodsaver begutachten die ausgemusterten Lebensmittel und sortieren sie. Nur Lebensmittel, die noch unbedenklich verzehrt werden können, werden mitgenommen. Produkte mit abgelaufenem Verbrauchsdatum und angeschimmelte Lebensmittel gehören in den Müll, kühlpflichte Produkte in eine Kühltasche. Nicht geteilt werden dürfen: Mett, Hackfleisch, nicht erhitzte Rohmilch, Alkohol und Speisen mit rohem Ei.
Foodsharing Lebensmittel-Transport zu sozialer Einrichtung
Transport zu sozialen Einrichtungen
Die Foodsaver transportieren einen Teil der geretteten Lebensmittel zu karitativen Einrichtungen wie Senioren-, Flüchtlings- oder Obdachlosenheime. Diese Einrichtungen stellen einen Platz - den Fair-Teiler - für die geretteten Lebensmittel in ihrem Haus zur Verfügung. Aus Hygienegründen teilen die Foodsaver in diesen Einrichtungen nur unbedenkliche Produkte wie unverarbeitetes Obst, Gemüse oder Brot.
Foodsharing Lebensmittelangebot im Fair-Teiler in sozialer Einrichtung
Lebensmittel im Fair-Teiler
Die Fair-Teiler in den karitativen Einrichtungen sind Kisten oder Schränke, in denen die geretteten Lebensmittel den Bewohnern kostenlos zur Verfügung stehen. In Senioreneinrichtungen nutzen die Senioren gerne ein solches Angebot. Teilweise haben sie in ihren Zimmern eigene Küchen und bereiten sich täglich ihre Mahlzeiten aus geteiltem Obst und Gemüse zu.
Foodsharing Hinweisschild Fair-Teil-Stelle in sozialer Einrichtung
Hinweis Fair-Teil-Stelle
In einem Fair-Teiler werden Lebensmittel nur zum privaten häuslichen Gebrauch kurzfristig gelagert. Privatpersonen, die den Fair-Teiler nutzen, tauschen dort Lebensmittel, die ausschließlich für den privaten häuslichen Gebrauch gedacht sind auf eigenes Risiko untereinander.

Regionale foodsharing-Gruppen

In Deutschland gibt es viele eigenständige foodsharing-Gruppen, die von so genannten Botschaftern koordiniert werden. Sie arbeiten ebenfalls ehrenamtlich und sind für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Außerdem organisieren sie regelmäßige Treffen und Veranstaltungen, überprüfen die Einhaltung der foodsharing-Regeln und koordinieren die Zusammenarbeit mit ausgesuchten Lebensmittelbetrieben. Viele regionale Gruppen sind mit eigenen Profilen in den Sozialen Medien präsent.

Weitere Informationen zu Foodsharing

Welche Vorteile haben Lebensmittelbetriebe, wenn sie Lebensmittel teilen?

  • Einsparung von Kosten für die Müllentsorgung
  • Einsparung der Arbeit für die Entsorgung der aussortierten Lebensmittel. Foodsaver übernehmen das Sortieren der gespendeten Lebensmittel, sowie die Entsorgung des anfallenden Mülls.
  • Imagepflege durch sinnvollen Umgang mit aussortierten Lebensmitteln
  • Foodsaver nehmen grundsätzlich alles an und sortieren selbst aus; also auch genießbare Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum, Milchprodukte sowie Waren mit beschädigten oder offenen Verpackungen.
  • Foodsaver sind jederzeit, auch kurzfristig, abholbereit. Sie können auch am Wochenende, an Feiertagen, spät abends, nachts und früh morgens (auch bei Ausfall der Tafeln und unerwarteten Vorfällen, Kühlanlagenausfall, falsche Lieferung usw.) zeitnah nach Anruf einspringen.
  • Die Lebensmittelspende bleibt durch den Haftungsausschluss, den alle Foodsaver mit der Anmeldung akzeptieren, ohne rechtliche Konsequenzen für den Betrieb.

Quelle: https://wiki.foodsharing.de

Wie kann ich als Lebensmittelbetrieb mit foodsharing kooperieren?

foodsharing kooperiert ausschließlich mit kleinen, inhabergeführten Lebensmittelbetrieben wie Supermarktfilialen, Bäckereien, Obst-Gemüsehändlern, Restaurants, Kantinen, Catering-Services, Cafés, Bauernhöfen etc. Für größere Betriebe sind die Tafeln zuständig.

Wenn Sie als Betriebsinhaber ihre aussortierten Lebensmittel an foodsharing weitergeben möchten, melden Sie sich bei einer foodsharing-Gruppe in ihrer Region oder bei Foodsharing e. V. Nach dem Erstkontakt wird Ihrem Betrieb ein Foodsaver zugeordnet, der mit Ihnen die Kooperation bespricht. Dazu gehören die Details, welche Lebensmittel wann und wo abgeholt werden sollen. Der Foodsaver übernimmt jegliche Haftung, so dass die Lebensmittelspende für den Lebensmittelbetrieb ohne rechtliche Konsequenzen bleibt.

Wie kann ich als Privatperson Lebensmittel über foodsharing.de teilen?

Wenn Sie als Privatperson Lebensmittel teilen möchten, melden Sie sich zunächst auf der Online-Plattform foodsharing.de als Foodsharer an. Dazu benötigen Sie eine E-Mail-Adresse und ein Passwort. Sobald Sie per Mausklick die Datenschutzbestimmungen und die Rechtsvereinbarung von foodsharing zur Kenntnis genommen haben, können Sie Ihre Lebensmittelspenden als so genannte Essenskörbe auf der foodsharing-Plattform eintragen.

Wie finde ich eine foodsharing-Gruppe in meiner Stadt/meinem Ort?

Sehr aktive foodsharing-Gruppen verfügen oft über einen eigenen Facebook-Account, über den sie zu erreichen sind. Oder Sie finden sie über die Eingabe der Suchbegriffe "foodsharing" und den Namen Ihres Ortes.

Alternativ können Sie an info@foodsharing.de eine E-Mail schreiben und nach einer foodsharing-Gruppe in Ihrem Ort fragen.

Wie kann ich Foodsaver (Lebensmittelretter) werden?

Ein Foodsaver sammelt im Auftrag von foodsharing Lebensmittel bei kooperierenden Lebensmittelbetrieben ein und verteilt sie. Wenn Sie Foodsaver werden möchten, informieren Sie sich zunächst über die Aufgaben, Rechte und Pflichten. Alle nötigen Infos dazu finden Sie auf https://wiki.foodsharing.de/Hauptseite im Abschnitt "Foodsaver".

Im ersten Schritt müssen sie ein Quiz absolvieren, in dem das nötige Fachwissen abgefragt wird. Danach begleiten Sie eine/n Botschafter*in bei drei Lebensmittelabholungen und lernen so alle praktischen Details und Hintergründe kennen. Als neuer Foodsaver unterschreiben Sie eine Rechtsvereinbarung und erhalten einen Foodsaver-Ausweis. Nun können Sie eigenständig in Absprache mit den Betriebsverantwortlichen Lebensmittel retten und weitergeben.

Die Initiative foodsharing

Die Initiative Foodsharing wurde 2012 vom Kölner Filmemacher Valentin Thurn nach seiner Dokumentation "Taste The Waste" ins Leben gerufen. Eine ähnliche Bewegung gegen Foodwaste - die Foodsaver (Lebensmittelretter) - entwickelte sich in Berlin. Deren Pionier Raphael Fellmer sprach damals Supermärkte an, um aussortierte Lebensmittel legal zu erhalten, anstatt sie illegal aus den Mülltonnen der Supermärkte zu retten.

Seit 2014 agieren Foodsharer und Foodsaver gemeinsam als Foodsharing e. V. Und das sehr erfolgreich: Das foodsharing-Netzwerk wächst kontinuierlich, national und international. So zählt die Plattform laut ihrer Gesamtstatistik 132.755 registrierte Foodsaver und 528.827 Foodsharer sowie 12.477 Kooperationen mit Betrieben (Stand Oktober 2022).

Dieses ehrenamtliche Engagement gegen Lebensmittelverschwendung wurde 2016 vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung mit dem „Zu gut für die Tonne“-Bundespreisin der Kategorie Gesellschaft und Bildung ausgezeichnet.

Foodsharing versteht sich als unabhängige, unparteiische, allgemeinnützige Initiative, die das Ziel der Vereinten Nationen – Verringerung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 um 50 % – erreichen möchte. Dazu dienen neben Forderungen an die Politik auch Informationen und der Austausch über die Sozialen Medien Twitter, Facebook, Instagram, LinkedIn und YouTube.

EU-Leitlinien für Lebensmittelspenden

Im Oktober 2017 veröffentlichte die Europäische Kommission erstmals Leitlinien für Lebensmittelspenden innerhalb der EU. Zielgruppe sind Unternehmer der gesamten Lebensmittelkette, die überschüssige Lebensmittel unentgeltlich an die Öffentlichkeit abgeben. Das Spenden von Lebensmitteln gilt als Inverkehrbringen und unterliegt somit dem allgemeinen Lebensmittelrecht. Die verteilten Lebensmittel müssen für den menschlichen Verzehr geeignet sein und alle Vorgaben der Lebensmittelsicherheit erfüllen. Somit gelten auch für unentgeltlich abgegebene Lebensmittel die EU-Lebensmittelhygienevorschriften. Die neuen Leitlinien informieren genau, wer als Lebensmittelunternehmer gilt und welche Aufgaben und Pflichten die Akteure der Lebensmittelumverteilung haben.

Infografik "Lebensmittelspenden in der EU"

Aktives Netzwerk aus regionalen foodsharing-Gruppen

In Deutschland gibt es viele eigenständige foodsharing-Gruppen, die von so genannten Botschaftern koordiniert werden. Die ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden Botschafter sind für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, arbeiten Foodsaver ein, organisieren regelmäßige Treffen und Veranstaltungen, überprüfen die Einhaltung der foodsharing-Regeln und koordinieren die Zusammenarbeit mit ausgesuchten Lebensmittelbetrieben.

Zurzeit findet in der foodsharing-Community eine Umstrukturierung und Dezentralisierung statt. In den größeren Städten werden eigenständige Foodsharing-Vereine gegründet, die selbstorganisiert arbeiten sollen. Als Vereine können sie professioneller arbeiten, Spenden sammeln und Fördergelder beantragen. Der bestehende Verein Foodsharing e. V. soll bis Ende 2018 ein Bundesverband werden.

foodsharing kooperiert mit den Tafeln

Seit 2015 arbeiten foodsharing und die Tafeln als Partner zusammen, denn sie verfolgen das gleiche Ziel: Lebensmittelverschwendung vermeiden. Allerdings unterscheiden sich die Initiativen in einigen Punkten:

  • Die Tafeln sammeln große Mengen an Lebensmitteln vorrangig bei großen Lebensmittelbetrieben ein und geben sie ausschließlich an Bedürftige ab. Die Tafeln werden rechtlich als Lebensmittelbetrieb eingestuft und müssen daher die Bestimmungen der Lebensmittelhygieneverordnung (LMHV) und das Infektionsschutzgesetz beachten.
  • foodsharing rettet kleinere Mengen Lebensmittel und verteilt sie kostenfrei an soziale Einrichtungen oder über die öffentlichen Verteilstellen. Die Initiative arbeitet geldfrei und achtet darauf, nicht als Lebensmittelbetrieb eingestuft zu werden. Damit wären arbeits- und kostenintensive Auflagen wie die Dokumentation der Hygienemaßnahmen verbunden. Grundsätzlich achtet foodsharing sehr bewusst auf Hygiene bei der Lebensmittelrettung und -verteilung und lässt sich von Lebensmittelkontrolleuren beraten.

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