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Verpackungen aus Kunststoff sind praktisch und preiswert, haben aber oft schädliche Folgen für Umwelt und Gesundheit. Wir stellen neue und nachhaltige Alternativen für Plastikverpackungen vor.

Päckchen aus Bananenblatt liegt im Gras
AdobeStock/eurostar1977
  • Kunststoffe sind ein Problem für die Umwelt. Aber ganz ohne Verpackungen geht es nicht.
  • Es gibt viele Ansätze zur Herstellung von Verpackungen aus natürlichen Rohstoffen wie Gras, Algen, Molke oder Pilzen.
  • Der beste Plastikmüll ist der, der gar nicht entsteht. Die zweitbeste Lösung ist hochwertiges Recycling.

Universitäten und Unternehmen entwickeln verstärkt Verpackungsmaterialien, die sich schneller und ohne schädliche Rückstände abbauen und für die kein Erdöl gebraucht wird. Erste Produkte sind reif für die Praxis, zum Beispiel bio-abbaubare Folien aus Polymilchsäure oder Graspapier.

Warum Plastik ein Problem ist

Plastik ist inzwischen überall, sogar in der Tiefsee und im arktischen Eis. Und es schädigt erwiesenermaßen Umwelt, Tiere und unsere Gesundheit. Denn winzige Teilchen gelangen über die Nahrung und das Wasser in unseren Körper. Huckepack oft zusätzliche Schadstoffe, die am Mikroplastik haften. Für die Herstellung von Kunststoffen aus Erdöl wird zudem viel Energie verbraucht. Und in jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus werden Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase freigesetzt.

Wieviel Plastik ist in der Welt?

In den fünfziger Jahren wurden weltweit rund 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff im Jahr produziert – 2016 waren es bereits 348 Millionen Tonnen, Tendenz steigend. Allein an den Stränden der winzigen Kokosinseln im Indischen Ozean liegen mehr als 977.000 Schuhe und 373.000 Zahnbürsten. In Deutschland landet Müll zwar seltener in der Umwelt, aber wir produzieren mit 220 Kilogramm pro Kopf und Jahr so viel Verpackungsabfall wie kein anderes EU-Land. Gründe dafür sind die steigende Beliebtheit von Fertigmahlzeiten und Kleinverpackungen, aber auch neue Funktionen wie Dosierhilfen oder wiederverschließbare Verpackungen.

Warum nicht einfach auf Kunststoffe verzichten?

Ganz ohne Verpackung geht es zwar immer öfter: Zum Beispiel im im Unverpackt-Laden, im Supermarkt oder im Bio-Fachgeschäft. Aber im Alltag funktioniert es eben nicht immer. Gute Alternativen zu Kunststoff können Blech, Glas oder Pappe sein. Wenn man alle Schritte im Leben einer Verpackung betrachtet, ist das Ersetzen von Plastik durch andere Materialien aber nicht immer ökologisch sinnvoll. So braucht man für die Herstellung von Glas und Blech extrem viel Energie, und für die Herstellung von Frischpapier viel Wasser und Chemikalien. Feste Papiertüten müssen zum Beispiel mindestens vier Mal benutzt werden, damit sie ökologisch sinnvoller sind als eine Plastiktüte. Bisher lassen sich Weißblech, Papier und Glas aber immerhin deutlich besser recyceln als Kunststoffe.

Es hilft auch nicht, um jeden Preis Verpackungen zu sparen, wenn am Ende deshalb Lebensmittel im Müll landen. Denn Verpackungen haben oft auch die Aufgabe, vor Keimen, Schädlingen, Feuchtigkeit oder Licht zu schützen. Verderb und Verschwendung müssen dringend reduziert werden. Nicht nur, um den Hunger zu bekämpfen, sondern auch, weil die Lebensmittelproduktion nicht umsonst Treibhausgase verursachen sollte. Weltweit gehen derzeit nach Schätzungen der FAO jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verloren – das sind 30 bis 40 Prozent der gesamten Lebensmittelproduktion.

Plastik aus Pflanzen – eine gute Alternative?

Technisch ist es längst möglich, aus Pflanzenstärke, Cellulose und sogar aus Pflanzenölen biobasierte Kunststoffe herzustellen. Dafür wird zum Beispiel Maisstärke mit Hilfe von Milchsäurebakterien zu Milchsäure und dann zu Polylactid oder Polymilchsäure (PLA) verarbeitet. Man kann daraus Folien und stabile und geschmacksneutrale Becher und Schalen produzieren. PLA ist nicht nur biobasiert, sondern auch biologisch abbaubar – das ist nicht bei jedem „Pflanzenplastik“ der Fall.

Bisher wird allerdings nur ein kleiner Teil aller Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Ihr größter Pluspunkt: Sie haben eine deutlich bessere Klimabilanz, da Mais, Weizen oder Zuckerrohr für ihr Wachstum Kohlendioxid aus der Luft entnehmen. Auch wenn ein großer Teil davon später beim Verbrennen oder Verrotten wieder frei wird, ist die Bilanz sehr gut. Dieser Vorteil wird allerdings kleiner, wenn für den Anbau Wald in Ackerland umgewandelt wird, denn Wälder binden erheblich mehr Kohlendioxid als Mais- oder Zuckerrohrfelder. Wichtig für die Bilanz ist auch der besonders umweltschonende Anbau der Pflanzen.

Verschiedene Marktstudien sagen dem „Pflanzenplastik“ ein großes Wachstum voraus. Eine Trendwende könnte der Einsatz von Reststoffen wie Maisstroh, Sägemehl, Holz- und sogar Essensresten bringen, denn dann müssten nicht extra Mais, Zuckerrohr und Co. angebaut werden. Bis zur Anwendung im industriellen Stil dauert es nach Einschätzung von Fachleuten aber wohl noch Jahre, eher Jahrzehnte. Aber es gibt Pioniere: So hat die Firma QMilk IP GmbH ein Biopolymer entwickelt, das aus dem Milcheiweiß Kasein besteht. Es wird aus Rohmilch hergestellt, die nicht mehr verkehrsfähig ist. Davon fallen jedes Jahr in Deutschland zwei Millionen Tonnen an, die sonst entsorgt werden. Es kann mit den Küchenabfällen im Gartenkomposter kompostiert werden.

Bisher sind die Preise für biobasierte Kunststoffe noch relativ hoch und auch die Materialeigenschaften nicht immer so gut wie bei herkömmlichem Plastik. Probleme macht zudem die Entsorgung, weil die Verpackungen weder von allen Verbrauchern bei der Mülltrennung zu Hause noch in Entsorgungsanlagen als kompostierbar erkannt werden.

Gras, Algen, Molke, Pilze – neue Verpackungsideen

Kunststoffalternativen aus Pflanzenfasern

Die Banane in ihrer eigenen Schale und Bananen- oder Palmblätter zum Servieren von Snacks wie in Asien – das sind die besten Alternativen zu Plastik. In Europa sind inzwischen zumindest Einwegteller aus gepressten Palmblättern und Snackboxen aus 100 Prozent Zuckerrohrfasern auf dem Markt. Verpackungsspezialisten experimentieren auch mit Fasern von Kokosnüssen, Tomatenpflanzen, Bananenstämmen, aber auch mit Sägespänen und Baumwollabfällen um neuartige Verpackungen zu entwickeln. Bereits im Einsatz ist Dämm-Material aus gepresstem Stroh, das in Postpaketen Styropor und luftgefüllte Plastikfolien ersetzen kann. Graspapier ist eine umweltfreundliche Alternative zu normalem Papier. Es besteht je nach Hersteller zu 30 bis 60 Prozent aus Gras, das schnell und in großen Mengen wächst, auch auf Flächen, die für den Anbau von Nahrungsmitteln und als Weiden nicht geeignet sind. Die Herstellung erfordert weniger Wasser und Energie, außerdem enthält Gras weniger Lignin, das bei Holz mit Hilfe chemischer Substanzen entfernt werden muss. Einige Supermärkte nutzen bereits Graspapierschachteln für Obst und Gemüse.

Ersatz für Kunststoffbeschichtungen

Für Lebensmittel wie Cornflakes, Chips und Gewürze, die vor Luft, Feuchtigkeit oder Sonne geschützt werden sollen, sind solche Materialien allerdings nicht geeignet. Auch Joghurt, Tofu, Käse und Wurst lassen sich nicht ohne Barriere verpacken, die verhindert, dass Fett oder Wasser „durchsuppen“. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik arbeitet mit Molke-Proteinen als Barrierematerial, das Kunststoff ersetzen könnte. Experimentiert wird auch mit Beschichtungen aus Algen und Tomatenschalen aus der Ketchup-Herstellung. Ziel ist es zum Beispiel, das aufgedampfte Aluminium auf Papier zu ersetzen, das oft verpackte Lebensmittel trocken hält.

Kartons und Boxen aus Algen und Pilzen

Ebenfalls noch in der Entwicklung sind Snackboxen aus Makroalgen aus der Nordsee. Die Hochschule Bremerhaven und das Alfred-Wegener-Institut wollen Kartons entwickeln, die kompostierbar und möglichst auch essbar sind. Bei Erfolg will die Restaurantkette Nordsee die Boxen testen.

Eine weitere Idee ist es, styroporähnliche Verpackungen mit Hilfe von Pilzen herzustellen, zum Beispiel zum Isolieren von tiefgekühlten Lebensmitteln während des Transports. Dabei „wachsen“ landwirtschaftliche Nebenprodukte wie Getreidespelzen oder Leinstroh mit Hilfe von Pilzwurzeln innerhalb von mehreren Tagen zu einem stabilen Material zusammen. Vor der Verwendung müssen die Gefäße oder Verpackungsteile im Ofen „gebacken“ werden. Dadurch trocknet der Pilz aus, was ein weiteres Wachstum und die Produktion potenzieller Allergene stoppt. Der Energieaufwand ist sehr niedrig, und das Material ist kompostierbar und so unbedenklich, dass man es sogar essen könnte.

Wie nachhaltig sind Produkte aus Bambus?

Keine wirklich gute Alternative sind bisher die meisten Bambusprodukte wie Schüsseln, Kaffeebecher und Brettchen. Bambushalme wachsen zwar im Frühjahr schnell und können bis zu 30 Meter hoch werden – ideal für einen nachwachsenden Rohstoff. Allerdings bestehen bisher sehr viele Bambusprodukte zu 25 bis 50 Prozent aus erdölbasiertem Kunststoff. Bei Tests wurden teilweise gesundheitsschädliche Stoffe wie Melamin und Formaldehyd gefunden, die an Lebensmittel übergehen können. Teils wurden die gesetzlichen Höchstmengen deutlich überschritten.

Damit zumindest der Anteil von Kunststoff in normalen Verpackungen sinkt, kann ein Teil durch natürliche Materialien wie Kreide oder Talkum ersetzt werden. So gibt es zum Beispiel Joghurtbecher aus Polypropylen mit Talkum. Hier ist der Kunststoffbedarf um die Hälfte und der CO2-Ausstoß um etwa 30 Prozent reduziert. Auch gibt es Seifenblasenflaschen aus Polyethylen mit Holzfaseranteil.

Raus aus der Plastikkrise: Plastik einsparen oder hochwertig recyceln

Der beste Plastikmüll ist der, der gar nicht entsteht. Viele Verpackungen könnten weniger aufwendig, mit weniger Plastik oder mit neuen Materialien produziert werden. Auch wir als Verbraucherinnen und Verbraucher tragen zur Plastikdiät bei, wenn wir verpackungsarm einkaufen. Der Königsweg sind jedoch Mehrwegsysteme. Glasflaschen, die bis zu 50 Mal und PET-Flaschen, die bis zu 20 Mal wiederbefüllt werden können, haben die beste Ökobilanz. In einigen Biomärkten gibt es Mehrweg-Glasbecher, die mit Feinkost aus der Frischetheke befüllt werden. Denkbar wäre jedoch eine deutliche Ausweitung des Mehrweganteils, insbesondere bei Getränken.

Die zweitbeste Lösung nach der Müllvermeidung ist hochwertiges Recycling. Das beginnt beim Verpackungsdesign: Die Materialien sollen gut zu trennen sein. Verpackungen mit verschiedenen Schichten und aus Misch-Kunststoffen mit Zusatzstoffen sind kaum zu trennen und somit auch nicht zu recyceln. Problematische Farben und Kleber von Etiketten und Verschlüssen können das Recycling ebenfalls behindern. Auch kritisch: Neodym-Magnete als Verschluss von Schachteln. Sie stören nicht nur das Papierrecycling, die seltene Erde Neodym wird auch als kritische Ressource eingestuft. 2017 wurden in Deutschland rund 4,5 Tonnen Magnete mit als Verpackungsabfall gezählt. Bisher gibt es keine Rückgewinnung.

Und am Ende nützt das schönste Recycling nichts, wenn das Rezyklat nur als Parkbank oder Pfosten für Straßenschilder endet. Es muss sich auch wieder für hochwertige Verpackungen und Produkte eignen. Dabei gibt es noch einige technische Hürden zu überwinden. Zum Beispiel dürfen Lebensmittelverpackungen aus Rezyklat keine Schadstoffe enthalten und müssen weitgehend geruchsneutral sein. Auch die Sortiertechnik muss erst noch deutlich genauer werden, um farb- und sortenreines Material zu erhalten.

Im Vergleich zu den gewaltigen Umweltfolgen ist die Herstellung von Kunststoff immer noch zu billig. Das führt auch dazu, dass Neuplastik günstiger ist als Rezyklat und somit von den Herstellern bevorzugt wird. Viele Einweg-Plastikflaschen bestehen nach wie vor aus Neumaterial, für deren Herstellung Rohöl eingesetzt wird. Dabei ist es längst technisch möglich, PE-Flaschen komplett aus PE-Rezyklat herzustellen, ebenso Joghurtbecher aus 100 Prozent Propylen, das dann einfach recycelbar ist. Auch Tuben gibt es aus bis zu 75 Prozent recyceltem Kunststoff. Das wiedergenutzte Polyethylen stammt zum Beispiel von Milchflaschen, Schiffstauen und aus Industrieabfällen, die bei der Produktion von Tubenlaminat entstehen. Das neue Verpackungsgesetz bietet Anreize, das Design und die Zusammensetzung von Plastikverpackungen recyclingfreundlicher zu gestalten. In Zukunft müssen die Hersteller höhere Gebühren an die Dualen Systeme zahlen, wenn ihre Verpackungen nicht gut zu recyceln sind.

Recyclingcodes von Kunststoffsorten und deren Verwendung 

Unsere Bilderstrecke zeigt die verschiedenen Recyclingcodes für Kunststoffe, wie sie heißen und wo sie verwendet werden.

Recyclingsymbol Kunststoff PET
Polyethylenterephthalat
Diesen Kunststoff findet man in Flaschen für Getränke und Reinigungsmittel, in Vakuumverpackungen sowie in Schalen und Becher für Fertiggerichte, Obst und Gemüse.
Recyclingsymbol Kunststoff PE-HD
Polyethylen High Density
Diesen Kunststoff findet man in Verpackungen für Lebensmittel, Reinigungsmittel und Kosmetika (Flaschen, Schalen, Beutel), in Spielzeug und in Haushaltswaren.
Recyclingsymbol Kunststoff PVC
Polyvinylchlorid
Hart-PVC kommt vor in Verpackungen von Süßwaren, in Flaschen für Speiseöle und Essig und in Fensterrahmen und Rohren.
Weich-PVC kommt vor in Umverpackungen von PET-Flaschen, in Folien an Frischetheken, in Kabeln und Schläuchen sowie in Medizinprodukten.
Recyclingsymbol Kunststoff PE-LD
Polyethylen Low Density
Dieser Kunststoff kommt vor in Frischhaltefolien, Tragetaschen und Innenbeschichtungen von Getränkekartons.
Recyclingsymbol Kunststoff PP
Polypropylen
Diesen Kunststoff findet man in Verpackungen für Lebensmittel wie Joghurt- und Margarinebechern, in Teppichfasern, in Gartenmöbeln und in Küchengeräten.
Recyclingsymbol Kunststoff PS
Polystyrol
Dieser Kunststoff kommt vor in Verpackungen für Honig, Kaffeesahne und Süßwaren, in Einwegtrinkbechern und Joghurtbechern, in Unterlagen, Schalen oder Behälter für Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse sowie in Dämmplatten und Schaumstoffen.
Recyclingsymbol Kunststoff Andere
Andere Kunststoffe z. B. Polycarbonat (PC)
Wasserspender, Trinkflaschen, Mikrowellengeschirr, Elektro- und Küchengeräte bestehen meist aus Polycarbonat oder anderen Kunststoffen.

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