- Es gibt viele gute Gründe dafür, Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Häufig ist das aber gar nicht so einfach.
- Bei vielen Regionalmarken und Siegeln sind die Kriterien sehr unterschiedlich, sodass die Herkunftskennzeichnungen häufig für mehr Verwirrung als Transparenz sorgen.
- Im Supermarkt oder Discounter finden Sie regionale Produkte am ehesten bei frischem Obst und Gemüse, außerdem bei Eiern, Milch und Milchprodukten. Gute Alternativen sind Hofläden, Wochenmärkte und andere Wege der Direktvermarktung.
- Wenn Sie Wert auf regionale Lebensmittel legen, können Sie auch selbst aktiv werden und sich in nachhaltigen Initiativen engagieren.
„Regional, lokal und transparent einkaufen“ – so lautet einer von fünf Klima-Tipps des Bundeszentrums für Ernährung. Ein Grund: Wenn Sie Lebensmittel aus der Region einkaufen, fördern Sie kurze Transportwege und helfen so, schädliche Treibhausgase zu verringern, die durch den Transport entstehen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Argumente dafür, in der eigenen Region erzeugte Produkte zu kaufen. Wer das schon einmal probiert hat, weiß aber auch, dass es gar nicht so einfach ist. Regionale Lebensmittel sind zum Teil schwer zu finden und oft erkennt man die Produkte auch nicht direkt. Häufig kann man nicht gleich feststellen, ob sie wirklich aus der näheren Umgebung stammen.
Wir liefern Hintergrundinformationen zu regionalen Lebensmitteln und geben Tipps, wie ein möglichst regionaler Einkauf gelingen kann. Eins schonmal vorweg: Sie müssen nicht perfekt sein. Schauen Sie einfach, was in Ihrem Alltag möglich ist!
Warum ist es so schwer, regional einzukaufen?
Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten zeigt schnell: Regional einkaufen ist nur eingeschränkt möglich. Vor allem Obst, Gemüse und Honig werden überwiegend aus dem Ausland importiert. Zum einen, weil die Produktion in Deutschland (momentan) nicht ausreicht. Zum anderen, weil wegen saisonaler Unterschiede nicht immer alles, was wir im Supermarkt erwarten, aus heimischem Anbau verfügbar ist.
Ein zentraler Punkt sind zudem die fehlenden Vermarktungsstrukturen für Lebensmittel aus der Region. Anders als bei Bio-Produkten gibt es noch kaum Kooperationen oder Partnerschaften zwischen den regionalen Erzeugern und dem Handel, sodass Beschaffungs- und Absatzstrukturen erst geschaffen werden müssten.
„Region“ ist nicht definiert
Eine weitere Herausforderung beim regionalen Einkauf ist, dass Bezeichnungen wie „aus der Region“ oder „von hier“ nicht geschützt sind. Die Anbieter können selbst bestimmen, wie groß „ihre“ Region ist, und dürfen mit eigenen Marken oder Siegeln für ihre Produkte werben. Weil es inzwischen eine unüberschaubare Anzahl an regionalen Herkunftskennzeichnungen gibt und die Kriterien für ihre Vergabe zum Teil sehr unterschiedlich sind, sorgen die Siegel häufig für mehr Unsicherheit statt für Transparenz.
# BZfE-Forum „Essen wird anders – Ernährung und die planetaren Grenzen“
Brigitte Hilcher, stellvertretende Geschäftsführerin des Bundesverbandes Regionalbewegung e. V., stellte in ihrem digitalen Workshop auf dem 4. BZfE-Forum aktuelle Aktionen, Initiativen und Projekte vor, die das Ziel haben, die Vermarktung regionaler Lebensmittel zu fördern.
Weitere Videos und interessanten Input vom 4. BZfE-Forum finden Sie auf der Seite Ernährung und die planetaren Grenzen.
Das spricht für regionale Produkte
- Lebensmittel aus der Region haben kurze Transportwege und verringern so schädliche Treibhausgase, die durch den Transport entstehen.
- Sie stärken regionale Landwirtschaft, Verarbeitungsbetriebe und Vermarkter. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und Arbeitsplätze in der lokalen Wirtschaft werden gesichert (bzw. geschaffen).
- Vom regionalen Erzeuger kann man direkt Informationen darüber bekommen wie die Lebensmittel erzeugt wurden.
- Streuobstwiesen, Weiden und Felder bleiben als wichtige Kulturlandschaften erhalten. So wird die Biodiversität gefördert.
- Regionale und saisonale Ernährung schränkt die Auswahlmöglichkeiten ein und fördert die Wertschätzung für regionalen „Schätze“ der Saison, z. B. Spargel und Erdbeeren im Frühjahr, Tomaten im Sommer, Kürbis im Herbst und Grünkohl im Winter.
- Wenn Sie z. B. Brot in einer handwerklich arbeitenden Bäckerei kaufen, verhindern Sie, dass wertvolles Wissen für die Lebensmittelproduktion verloren geht.
- Die lokale Versorgung mit Lebensmitteln macht unabhängig von globalen Handelsstrukturen. So kann eine regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft auch in Krisenzeiten die Ernährung der Bevölkerung sichern.
- Zum optimalen Zeitpunkt geerntetes Obst und Gemüse schmeckt besser und liefert mehr Vitamine und Mineralstoffe.
- Regionale Landwirtschaft ist erlebbar und sichtbar. Schon Kinder lernen, wo Lebensmittel herkommen und welchen Wert sie für den Menschen haben.
Regionalsiegel im Supermarkt und im Discounter
Laut einer Studie des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) legen Konsument*innen vor allem bei Obst, Gemüse und Fleisch Wert auf die regionale Herkunft, zunehmend auch bei Eiern und Molkereiprodukten. Über die Hälfte der Deutschen ist bereit, höhere Preise für Lebensmittel zu bezahlen, die in der eigenen Region produziert wurden.
Regionalmarken des Einzelhandels
Der Lebensmitteleinzelhandel hat zahlreiche Regionalmarken geschaffen, die z. B. „Von Hier“, „Unser Norden“ oder „Bestes aus unserer Region“ heißen. In vielen Fällen entspricht die Region der jeweiligen Vertriebsregion und wird nicht näher eingegrenzt.
Aber: Die Kriterien sind sehr unterschiedlich. So spielt bei einigen der Verarbeitungsort die Hauptrolle, während die Herkunft der Rohstoffe zweitrangig ist. Bei anderen Marken gibt es dagegen konkrete Angaben zu den Regionen, in denen die Rohstoffe erzeugt und auch verarbeitet wurden. Wie glaubwürdig eine solche Marke ist, müssen Verbraucher*innen daher immer noch sehr genau prüfen, indem sie sich darüber informieren, welche Bedingungen das regionale Produkt jeweils erfüllen muss.
Siegel von Regionalinitiativen
In ganz Deutschland haben sich hunderte von Akteuren aus der gesamten Wertschöpfungskette für Lebensmittel zusammengetan und Initiativen gegründet, um landwirtschaftliche Produkte lokal oder regional zu vermarkten. Ob „Regionalmarke Eifel“, „Heimat schmeckt!“ oder „Die Regionaltheke – von fränkischen Bauern“ – auch hier bleibt Verbraucher*innen nichts anderes übrig, als die Kriterien für Regionalität und die Herstellungsweise der Produkte so gut es geht selbst zu überprüfen:
Einen guten Anhaltspunkt liefert die Listung im „RegioPortal“ des Bundesverbands der Regionalbewegung e. V. Denn für die Aufnahme in das Verzeichnis müssen die Initiativen detaillierte Angaben über die Voraussetzungen machen, nach denen ihre Marke als „regional“ definiert wird. Auch Informationen über Anbauweisen, Tierhaltung etc. sowie über Kontrollsysteme werden abgefragt.
Auf dem Portal „Label-online“ bewertet die Verbraucher Initiative e. V. außerdem zahlreiche Regionalsiegel anhand einheitlicher Maßstäbe.
Neues Verkaufslogo "Geerntet in Deutschland"
Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) hat ein neues Verkaufslogo entwickelt, um Obst und Gemüse aus heimischer Produktion im Handel noch besser sichtbar zu machen: Das Zeichen in Form der Deutschlandkarte in den Farben Schwarz-Rot-Gold und mit dem Schriftzug „Geerntet in Deutschland“ soll Verbraucher*innen beim Einkauf eine einfache Orientierung hin zu deutscher Ware bieten. Die BVEO ist der nationale Zusammenschluss aller deutschen Erzeugerorganisationen und weiteren Einzelunternehmen für Obst und Gemüse.
BVEO-Mitglieder können das „Geerntet in Deutschland“-Logo seit Juli 2020 auf Verkaufsverpackungen, in Anzeigen und am Point of Sale verwenden. Bis das neue Verkaufslogo flächendeckend im deutschen Handel zu finden sein wird, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Zudem grenzt die Kennzeichnung lediglich heimisches Obst und Gemüse von Ware aus dem Ausland ab. Für viele Konsument*innen, die Wert auf eine regionale Erzeugung legen, dürfte die Angabe "Geerntet in Deutschland" daher nicht ausreichend sein.
Regional oder Bio?
Dass Obst, Gemüse, Kräuter oder Fleisch aus der Region kommen, heißt nicht automatisch, dass sie "besser" sind als andere und unter "besseren Bedingungen" erzeugt wurden. Und: auch Landwirte ohne Bio-Zertifizierung können umweltbewusst und tiergerecht arbeiten. Allerdings können Sie das als Verbraucher*in nicht erkennen.
Wie die oben schon erwähnte BÖLN-Studie zeigt, sind für sechs von zehn Personen ökologisch erzeugte Lebensmittel noch attraktiver, wenn sie aus der Region stammen. Und genauso hoch ist der Anteil derer, für die Lebensmittel aus der Region an Attraktivität gewinnen, wenn sie ökologisch erzeugt wurden. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, setzen auch einige Regionalsiegel zusätzlich auf ökologischen Landbau, zum Beispiel die Bio-Region-Niederrhein e. V. oder das Biosiegel der Dachmarke Rhön, ein gemeinsames Herkunftskennzeichen der Länder Hessen, Bayern und Thüringen.
Regionalsiegel der Bundesländer
Einige Bundesländer haben eigene Regionalsiegel entwickelt, mit denen sie ihre Spezialitäten bewerben. Diese Länderzeichen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln die Anteile an Rohprodukten aus der Region und die Zertifizierungs- und Kontrollsysteme sehr verschieden sind. Einen vergleichbaren Standard haben Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Rheinland-Pfalz und das Saarland haben das Regelwerk aus Baden-Württemberg übernommen.
Europäische Schutzsiegel für Agrarerzeugnisse
Produkte, die das rot-gelbe Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)“ tragen, müssen in einem festgelegten Gebiet nach bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden. Alle Produktionsschritte müssen dabei in der angegebenen Region erfolgen. Das gilt in Italien beispielsweise für den Parmaschinken, in Deutschland für den Allgäuer Emmentaler. Das Zeichen gibt eindeutig Auskunft über den Ursprung der Lebensmittel. Allerdings ist es nur auf wenigen deutschen Produkten zu finden. Und es ist leicht mit dem blau-gelben Siegel „geschützte geographische Angabe (g.g.A.)“ zu verwechseln, bei dem nur eine Produktionsstufe im genannten geografischen Gebiet erfolgen muss. So kann z. B. der Schwarzwälder Schinken auch aus Schweinefleisch aus dem Ausland hergestellt werden.
Fragen und Antworten zum Regionalfenster
Um der Siegel-Flut an regionalen Lebensmitteln etwas entgegenzusetzen und bundesweit einheitlich für mehr Transparenz zu sorgen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2014 das „Regionalfenster“ ins Leben gerufen. Zuvor hatten FiBL Deutschland e.V. und MGH GUTES AUS HESSEN GmbH im Auftrag des Ministeriums ein Gutachten mit Kriterien für die Entwicklung eines bundesweiten Regionalsiegels vorgelegt.
Die Regionalfenster Service GmbH, Inhaberin des Labels, gibt auf ihrer Website an, dass aktuell rund 4.600 Lebensmittel, Blumen und Zierpflanzen dieses Informationsfeld zur Deklaration der Herkunft tragen.
Wie sind die Regionen definiert?
Die Hersteller dürfen die Region für das Regionalfenster frei wählen, solange diese klar und eindeutig nachvollziehbar sowie kleiner als Deutschland ist. So kann eine Region z. B. ein Bundesland sein, ein Landkreis oder eine definierte Region wie „Rheinhessen“ oder „Altes Land“. Theoretisch kann im Regionalfenster auch eine Großraumregion wie „Norddeutschland“ stehen. Hier müssen Sie als Verbraucher*in entscheiden, ob die Produkte Ihrem eigenen Anspruch an Regionalität genügen.
Auf welchen Lebensmitteln finde ich das Regionalfenster?
Am weitesten ist das Regionalfenster bislang bei Obst, Gemüse und Kräutern verbreitet. Da sogenannte Monoprodukte immer zu 100 Prozent aus der angegebenen Region stammen. Zeile 3: „Wie hoch ist der regionale Anteil?“ entfällt hier. Laut EU-Recht müssen Produkte wie geschälter Spargel, geputzter Salat oder vakuumierter Zuckermais nicht mit dem Herkunftsland gekennzeichnet werden. Das Regionalfenster gibt jedoch auch bei diesen Lebensmitteln Auskunft zu Herkunft und Verarbeitungsort.
Fleisch ist die zweitstärkste Gruppe der mit dem Regionalfenster versehenen Produkte. Dabei wird nicht nur unverarbeitetes Fleisch gekennzeichnet, sondern auch in Form von Fleisch- und Wurstwaren verarbeitetes: Die Palette geht vom unmarinierten Schnitzel über Grillgut bis hin zu zahlreichen Wurstsorten. Einige Unternehmen verwenden das Regionalfenster, um regionale Spezialitäten wie Nürnberger Rostbratwürste und Schwarzwälder Schinken zu kennzeichnen.
Außerdem werden Milch, Eier, Fisch, Linsen und Champignons mit dem Regionalfenster gekennzeichnet, hinzu kommen Molkereiprodukte sowie zahlreiche weitere verarbeitete Produkte. Sind in Molkereiprodukten neben Milch weitere Rohstoffe enthalten, zum Beispiel in Früchtequark, so wird auch der Anteil regionaler Rohstoffe am Endprodukt im Regionalfenster angegeben. Gleiches gilt für viele weitere verarbeitete Produkte.
Gibt es das Regionalfenster auch für verarbeitete Produkte?
Ja, mit dem Regionalfenster werden auch verarbeitete Lebensmittel gekennzeichnet, z. B. Wurst, Konfitüre oder Gebäck. Laut der Vorgaben müssen mindestens die Hauptzutaten des Produkts aus der in Zeile 1 des Regionalfensters angegebenen Region stammen, bei einem Fruchtjoghurt also die Milch. Je nachdem, wie viele weitere Zutaten im Produkt enthalten sind, ist die Transparenz nur noch bedingt gegeben: Da nur mindestens 51 Prozent der Gewichtsanteile aus Zutaten bestehen, die aus der angegebenen Region stammen, ist immer noch nicht klar, woher der „Rest“ kommt.
Warum tragen nicht alle regionalen Produkte das Regionalfenster?
Beim Regionalfenster handelt es sich um eine freiwillige Kennzeichnung. Kleinere und mittlere Betriebe scheuen häufig die Lizensierung, weil sie Kosten und bürokratische Hürden vermeiden wollen. So können Hersteller und Vermarkter nach wie vor nach eigenem Belieben mit Begriffen wie „heimisch“ oder „regional“ werben, während "echte" regionale Produkte ohne Regionalfenster gar nicht als solche erkennbar sind. Andererseits nutzen viele Hersteller die Möglichkeit, ihre Produkte mit dem Regionalfenster hervorzuheben, um ihren Kunden die Klarstellung der regionalen Herkunft zu bieten. Letztendlich zeigen die Verbraucher*innen mit ihrem Einkaufsverhalten, ob sie dies zu schätzen wissen.
So finden Sie bestimmte regionale Lebensmittel
Wenn Sie regional einkaufen möchten, werden Sie im Supermarkt und im Discounter am ehesten bei frischem Obst und Gemüse fündig, außerdem bei Eiern, Milch und Milchprodukten. In Supermärkten von selbstständigen Einzelhändlern können Sie außerdem Fleisch oder Honig aus der Region kaufen, da diese gerne mit lokalen Erzeugern kooperieren. Auch in Bioläden oder Biosupermärkten gibt es ein Angebot an regionalen Produkten.
Über den Lebensmitteleinzelhandel hinaus gibt es aber noch einige Alternativen für den regionalen Einkauf. Hier zählen die Nähe zu den Erzeuger*innen und das Vertrauen der Verbraucher*innen häufig mehr als Regionalsiegel.
Regionaler Einkauf bei Direktvermarktern
Regionale Produkte können Sie überall dort finden, wo die Erzeuger*innen ihre Waren direkt vermarkten. Der Vorteil dieses Vertriebsweges: Kund*innen können Landwirt*innen, den Verarbeiter*innen oder Verkäufer*innen nach der Herkunft der Produkte und der verwendeten Rohstoffe fragen. Einen Überblick über die verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten finden Sie in unserem Artikel Direktvermarktung – Der Einkauf beim Bauern liegt im Trend.
Neben den Hofläden, die entweder wenige Produkte ab Hof verkaufen oder – vor allem im Umland größerer Städte – ein breites Sortiment an meist ökologisch erzeugten Lebensmitteln anbieten, verkaufen viele landwirtschaftliche Betriebe ihre Erzeugnisse auch auf Wochenmärkten. Mehr dazu lesen Sie im Artikel Wochenmarkt - Regional und Bio sicher erkennen? Daneben vertreiben rund 150 Anbieter*innen regionale Bio-Lebensmittel in Bio-, Abo- oder Ökokisten, die Sie sich bequem nach Hause liefern lassen können.
Tipp: Fragen Sie das Verkaufspersonal
Bedenken Sie, dass einige Direktvermarkter*innen auch Produkte von anderen Erzeuger*innen oder vom Großmarkt zukaufen, um ihren Kund*innen ein möglichst breites Sortiment anzubieten.
Dass Bananen nicht aus dem Umland stammen können, ist offensichtlich. Bei anderen zugekauften Lebensmitteln ist dies nicht so klar.
In Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften (EVG) schließen sich Verbraucher*innen und Erzeuger*innen sowie Verarbeiter*innen wie Bäcker*innen, Metzger*innen, Imker*innen und Müller*innen genossenschaftlich zusammen und nehmen den Lebensmittelhandel selbst in die Hand. Mitglieder bekommen in den selbstorganisierten Läden nachhaltig produzierte Lebensmittel zu günstigen Preisen. Erzeuger*innen und Verarbeiter*innen erhalten im Gegenzug Planungssicherheit durch langfristige Abnahmeverträge. Mehr Informationen und Beispiele für erfolgreiche EVGen finden Sie in unserem Artikel Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften.
Und im Artikel Foodcoops – Bio, fair und regional geht auch mit kleinem Geldbeutel stellen wir Ihnen die Möglichkeit vor, in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten Lebensmittel zu einem günstigen Preis einzukaufen bzw. zu bestellen. Da Foodcoops sehr unterschiedlich organisiert sind, können die Übergänge zu den EVGen fließend sein. Außerdem steht häufig eher die gemeinschaftliche Großbestellung im Fokus, als die bio-regionale Erzeugung.
Die Marktschwärmer sind eine noch recht junge Initiative, die regionale Erzeuger*innen und Verbraucher*innen zusammenbringt. Nach unverbindlicher Registrierung auf dem Online-Portal können Kund*innen die Lebensmittel eine Woche bis zwei Tage vor der Lieferung bestellen und an einem bestimmten Tag in einem festen Zeitfenster in der Marktschwärmerei abholen. Mehr zum Konzept lesen Sie im Artikel Marktschwärmer – Neue Initiative bringt Bauernmarkt und Online-Shopping zusammen.
Selbst die Initiative ergreifen
Schon bei den Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, den Foodcoops und bei den Marktschwärmern spielt der Kontakt von Erzeuger*innen und Konsument*innen eine wichtige Rolle. Zum Teil ist auch persönliches Engagement erwünscht. Noch enger und verbindlicher ist die Zusammenarbeit bei einer solidarischen Landwirtschaft (Solawi). Wer sich hier für eine Mitgliedschaft entscheidet, finanziert mit regelmäßigen Beiträgen einen oder mehrere Landwirte und erhält dafür einen Anteil der Ernte. Im Zentrum des Konzepts steht die Förderung einer nachhaltigen, bäuerlichen und regionalen Lebensmittelerzeugung. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft listet auf seiner Website 280 Solawis in Deutschland auf. Fast 60 weitere Initiativen befinden sich in Gründung. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel Solidarische Landwirtschaft – Wenn Verbraucher und Landwirte gemeinsam aktiv werden.
„Ja!“ zur Regionalvermarktung – Statements von Erzeuger*innen und Verbraucher*innen
Regionale Lebensmittel können Sie auch selbst anbauen, wenn Sie Spaß am Gärtnern haben. Das geht im eigenen Garten, in der Laubenkolonie, auf dem Balkon aber auch im Selbsterntegarten, auch Mietacker genannt. Das Prinzip: Landwirte säen und pflanzen, die Mieter kümmern sich um die Parzellen und holen die Ernte ein. Oder Sie Gärtnern gemeinsam mit anderen Menschen in einem Urban-Gardening-Projekt, also einem Gemeinschaftsgarten in der Stadt. Wie so etwas aussehen kann, können Sie sich hier anschauen: Urban Gardening im Film – Über eine neue Stadt- und Lebenskultur.
Diese und andere Initiativen verstehen sich als Gegenentwurf zur globalisierten Konsumgesellschaft und wollen den Menschen anstelle von Marktinteressen in den Mittelpunkt des Ernährungssystems stellen. Sie brauchen aber auch ein hohes Maß an Motivation, Engagement und vor allem Zeit.
Einen Überblick über die verschiedenen zivilgesellschaftlichen Projekte im Ernährungsbereich und ihre Systematik bekommen Sie in unserem Artikel Nachhaltige Ernährungsinitiativen Kleine Systematik für eine große, vielfältige Bewegung.
Im eigenen Tempo zu mehr regionalem Genuss
Ob Sie nun in einem Gartenprojekt, in der Solawi oder im Ernährungsrat mitarbeiten, ein oder mehrere Direktvermarktungsangebote nutzen oder regionale Produkte im Supermarkt einkaufen – alles auf einmal ist häufig nicht möglich. Denn zum einen sollte Ihr Engagement für die regionale Lebensmittelversorgung nicht in Stress ausarten und zum anderen ist der Umwelt nicht geholfen, wenn Sie viele Kilometer mit dem Auto fahren, um den Hofladen oder Ihren Selbsterntegarten zu erreichen. Greifen Sie stattdessen so häufig es Ihr normaler Alltag erlaubt zu regional erzeugten Lebensmitteln. So leisten Sie schon einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft in Ihrer Region und für den sparsameren und gerechteren Umgang mit den natürlichen Ressourcen.