(BZfE) – Viele Menschen greifen immer häufiger zu Gersten- und Weizengras, um ihren Körper mit einer Extraportion Nährstoffen zu versorgen. Das oft als „Superfood“ beworbene Pulver oder Gras wird als Saft getrunken oder in grünen Smoothies, Joghurt, Müsli und Salatdressing beigemischt. Der regelmäßige Verzehr soll unter anderem die Leistung steigern und das Immunsystem stärken. Bislang gibt es aber kaum wissenschaftliche Studien, die einen gesundheitlichen Nutzen der Gräser bestätigen.
Getreide wie Gerste und Weizen gehören zur botanischen Familie der Süßgräser. Für die Herstellung von Graspulver werden die Pflanzen drei bis sechs Wochen nach der Keimung geerntet. Dann haben sie noch keine typischen Ähren ausgebildet und den höchsten Nährstoffgehalt. Sie werden meist direkt getrocknet und vermahlen, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Für einen leuchtend grünen Drink werden ein bis zwei gehäufte Teelöffel Graspulver in Wasser aufgelöst. Manchmal ist auch frisch gepresster oder tief gekühlter Saft im Handel erhältlich.
Auch wenn die faserigen Halme von Weizen- und Gerstengras wertvolle Inhaltsstoffe enthalten, ist deren Konzentration in der Regel nicht höher als in frischem Obst und Gemüse. Man müsste eine sehr hohe Menge aufnehmen, um die empfohlene Tagesdosis für bestimmte Vitamine und Mineralstoffe zu erreichen. Zudem schwankt die Nährstoffzusammensetzung der Gräser je nach Boden, Erntemethode und Art der Weiterverarbeitung. Über die Bioverfügbarkeit des grünen Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll und dessen Verstoffwechselung im Darm ist bisher wenig bekannt.
Beim Anbau und bei der Weiterverarbeitung können die Produkte mit Krankheitserregern wie Escherichia coli in Kontakt kommen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das ist bedenklich, da das Pulver in der Regel unerhitzt verzehrt wird. Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter oder Vorerkrankungen geschwächt sind, sollten eine Nahrungsergänzung aus getrockneten Grasprodukten nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen.
Wie bei vielen Dingen gilt auch bei der Ernährung: Die Mischung macht´s. Wer sich abwechslungsreich mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ernährt, versorgt den Körper ganz automatisch mit allen nötigen Nährstoffen. Es ist wenig sinnvoll, einzelne Lebensmittel zu bevorzugen und auf vermeintliche „Superfoods“ zu setzen. Wer die Gräser dennoch in seinen Speiseplan aufnehmen möchte, kann sie in kleinen Mengen in der Küche verwenden. Klein geschnitten können Weizen- und Gerstengras wie Petersilie und Schnittlauch verwendet werden – etwa in Kräuterquark und als Garnierung für Suppen und Salate.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
https://www.bzfe.de/inhalt/rohe-pflanzliche-lebensmittel-33533.html
https://www.bzfe.de/inhalt/urgetreide-28442.html
https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/sekundaere-pflanzenstoffe-bioaktive-substanzen/
https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/essen-und-wissen/sekundaere-pflanzenstoffe/