(BZfE) – Global betrachtet gibt es ein Defizit an mindestens zwei Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese beiden essenziellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren können nicht vom Menschen produziert werden und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Hauptquelle für EPA und DHA ist Fisch.
Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung sind nicht ausreichend mit EPA und DHA versorgt – mit weitreichenden möglichen gesundheitlichen Folgen. Deshalb haben sich Wissenschaftler der Norwegischen Universität für Science and Technology auf die Suche nach Lösungen gemacht. Denn eins steht fest: Mehr Fisch gibt es nicht. Schon jetzt sind 67 Prozent der Bestände überfischt und müssen sich erholen. Fischfänge und den Beifang zu reduzieren helfe den Beständen zwar. Dies sei aber ein sehr langfristiger Vorgang und werde in naher Zukunft nicht die Lösung des Problems sein. Eine weitere Möglichkeit sei die Bergung von Krill aus der Antarktis – eine reiche Quelle für die begehrten Fettsäuren, aber leider sehr teuer in der Beschaffung und weit weg vom eigentlichen Verbraucher. 5,6 Millionen Tonnen zu fischen sei die Empfehlung, derzeit kommen rund 300.000 Tonnen jährlich an die Oberfläche.
Also liegt es auf der Hand: Wir Menschen müssen die vorhandenen Fischressourcen besser nutzen. Denn auch Innereien, Köpfe und Flossen enthalten diese so wichtigen Fettsäuren. Ein Problem liege auch in den unterschiedlichen Esskulturen: In Asien nämlich serviere man gerne den Fisch im Ganzen, so dass die Abfallteile erst im Haushalt anfallen und ungenutzt im Müll landeten. In Europa und Nordamerika verzehren die Verbraucher mit Vorliebe filetierten Fisch, die überschüssigen Teile werden also zumeist industriell abgetrennt. Eine große Chance für die weitere Verarbeitung, denn hieraus kann Fischfutter hergestellt werden, das wiederum in Aquakulturen eingesetzt werden kann.
Um diese Kulturfische zu „netto Fettsäuren-Lieferanten“ zu machen (statt diese nur zu konsumieren) sei vor allem wichtig, Fischöle erst kurz vor der Schlachtung einzusetzen. Noch effektiver sei die vermehrte Nutzung von Karpfen, die auch ohne den Einsatz von Fischölen auskommen. Auch könnten EPA und DHA durch Mikroalgen, Bakterien und Pflanzen hergestellt werden – auf natürliche Weise und durch modifizierte Gene. Letzteres Verfahren werde derzeit aber vor allem in Europa von Verbrauchern abgelehnt.
Das Fazit der Wissenschaftler also: Die goldene Lösung gibt es nicht, vielmehr müssen alle verfügbaren Ansätze verfolgt und bestmöglich ausgeschöpft werden, um das globale Unterversorgungsproblem zu beheben.
Friederike Heidenhof, www.bzfe.de