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Eine Weltkugel liegt in einer Hand. Daneben Löffel und Gabel
AdobeStock/smolaw11

(BZfE) – Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Sie sind frisch, saisonal und klimafreundlicher als Produkte, die über weite Strecken transportiert werden. Daher liegt es nahe, für eine nachhaltige Ernährung mehr Lebensmittel aus der Region zu nutzen. Aber wie hoch kann ihr Anteil bei unserer derzeitigen Ernährungsweise sein?

Mit dieser Frage hat sich ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Leitung der Aalto-Universität in Finnland beschäftigt. Auch die Universität Göttingen war beteiligt. Für die Studie wurden Modellergebnisse und Daten zu Produktion und Verzehr von Nahrungsmitteln untersucht. Die Wissenschaftler berechneten die mögliche minimale Distanz zwischen Lebensmittelproduktion und -verzehr für verschiedene Kulturpflanzen: Getreide aus gemäßigten Zonen (Weizen, Gerste, Roggen), Reis, Mais, Getreide aus den Tropen (Hirse, Sorghum), Maniok und Hülsenfrüchte.

Nach Auswertung der Daten werden Lebensmittel heutzutage fast überall auf der Welt über große Entfernungen transportiert, um die Ernährung der Menschen zu sichern. Mit regionalen Produkten lässt sich noch nicht einmal jeder dritte Mensch bei den aktuellen Nahrungsgewohnheiten versorgen.

So können nur 11 bis 28 Prozent der Weltbevölkerung ihren Nahrungsmittelbedarf regional innerhalb von 100 Kilometern decken. Es gibt aber große Unterschiede je nach Land und Feldfrucht. Für 26 bis 64 Prozent liegt die minimale Entfernung bei mehr als 1.000 Kilometern. Jeder Zweite wird mit Getreidearten wie Weizen und Gerste in einer Distanz von weniger als 900 Kilometern versorgt, für 25 Prozent sind es mehr als 5.200 Kilometer. Drei Viertel der Weltbevölkerung können ihren Bedarf an Mais innerhalb von 1.000 Kilometern decken. Vor allem in Afrika und Asien ließe sich die Verfügbarkeit von Lebensmitteln vor Ort durch höhere Erträge und geringere Nahrungsmittelverluste deutlich erhöhen, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature Food“.

Die Globalisierung hat die Nahrungsmittelproduktion verändert. Der internationale Handel macht es möglich, dass sich Länder bei bestimmten Lebensmitteln auf Importe verlassen. Durch effiziente Produktionssysteme können global Ressourcen eingespart werden. Der weltweite Handel hat das Potenzial, nährstoffreiche und vielfältige Lebensmittel zu liefern. Gleichzeitig nimmt aber die Diversität der lokalen Nahrungsmittelproduktion ab.

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist der internationale Handel derzeit unverzichtbar, um den Bedarf an Nahrungsmitteln rund um den Globus zu decken. Beschränkungen können zu Hungersnöten oder zu einer anderen Ernährungsweise in den betroffenen Gebieten führen. Produktion und Konsum müssen sich verändern, um die Ernährungsweise lokaler zu gestalten. Dafür sind ganzheitliche Ansätze notwendig, die viele verschiedene Faktoren einbeziehen. Die Forschung steht noch am Anfang. In weiteren Studien soll auch die lokale Erzeugung anderer Kulturpflanzen und tierischer Lebensmittel untersucht werden.

Heike Kreutz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

www.uni-goettingen.de

https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=5872

https://doi.org/10.1038/s43016-020-0060-7

Nature Food – Freie Leseversion: https://rdcu.be/b3C3K

http://www.bzfe.de/inhalt/regionale-lebensmittel-560.html

http://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum-29922.html

Heft „Mein Essen - Unser Klima“
Bestell-Nr. 1577, kostenloser Download

www.ble-medienservice.de

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