(BZfE) – Kohlrabi mit frischem Grün und Blumenkohl in Einheitsgröße – Standards im Lebensmitteleinzelhandel schaden offenbar der Umwelt. Das hat eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) ergeben. Ziel war, durch Produktions- und Qualitätsstandards verursachte Umwelt- und Klimawirkungen landwirtschaftlicher Produkte zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu finden. Neben einer Literaturrecherche wurden auch Interviews mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Gartenbau und Landwirtschaft durchgeführt.
Produkte aus landwirtschaftlicher Erzeugung müssen hohe Standards erfüllen. In der Europäischen Union gewährleisten gesetzliche Vorgaben Qualität und Nahrungsmittelsicherheit. Es gibt aber Standards, die darüber hinausgehen. Auch der Lebensmitteleinzelhandel stellt Forderungen an die Produzenten, um etwa die Größe oder Qualität der Produkte zu standardisieren und vergleichbar zu machen. Vor allem im Obst- und Gemüseanbau gehen Erzeugnisse verloren, da sie den ästhetischen Ansprüchen in Form, Größe oder Farbe nicht genügen. Sie werden weiterverarbeitet oder vernichtet.
Neben dem Verlust von ansonsten einwandfreien Lebensmitteln sind auch Auswirkungen auf die Umwelt feststellbar, so die Studie. Ein Beispiel ist Kohlrabi, der mit makellosem Blatt vermarktet werden soll. Ein sattgrünes Laub wird oft vom Handel gewünscht, da es für den Verbraucher ein Symbol für Frische ist – auch wenn das Blattgrün nicht gegessen wird und sogar die Haltbarkeit der Knollen verringert. Die dafür eventuell notwendigen höheren Pflanzenschutzmittel- und Stickstoffaufwendungen schaden unter Umständen der Bodenqualität, den Ökosystemen in Grund- und Fließgewässern und der biologischen Artenvielfalt. Ein weiteres Beispiel ist Blumenkohl, der in Deutschland nicht nach Gewicht, sondern nach Stückzahl vermarktet wird. Daher soll er einheitlich groß sein.
Umweltfolgen könnten nach Meinung des UBA reduziert werden, wenn der Lebensmitteleinzelhandel flexibler bezüglich Optik und Ästhetik landwirtschaftlicher Produkte werden würde. Und Verbrauchern muss vermittelt werden, dass nicht makelloses Obst und Gemüse genauso gut schmeckt und dieselben Nährstoffe hat.
Inzwischen gibt es laut UBA auch alternative Ansätze, die eine möglichst ressourcenschonende Erzeugung zum Ziel haben. Der Lebensmittelhandel hat zum Beispiel Vermarktungsstrategien für Erzeugnisse entwickelt, die aufgrund optischer Makel üblicherweise nicht in den Handel kämen. Allerdings machen diese positiven Beispiele bislang nur einen sehr kleinen Anteil der Produkte des Lebensmittelsortiments aus, erklärt das UBA. Wünschenswert wäre, dass das Angebot größer wird, damit der Konsument auch entscheiden kann. Denn was nicht da ist, wird auch nicht nachgefragt.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
www.umweltbundesamt.de/publikationen/umwelt-klimarelevante-qualitaetsstandards-im
www.bzfe.de/inhalt/essen-und-klimaschutz-2335.html
Unterrichtsmaterial „Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun?“
www.ble-medienservice.de/3659/was-hat-mein-essen-mit-dem-klima-zu-tun
Heft „Mein Essen - Unser Klima“
https://www.ble-medienservice.de/1577/mein-essen-unser-klima