(BZfE) – Kinder schmecken anders als Erwachsene. Sie mögen es gerne süß, sind aber gleichzeitig weniger empfindlich für den süßen Geschmack von Lebensmitteln. Das berichten Wissenschaftler der University of Illinois in der Fachzeitschrift „Nutrients“. Für die Studie wurden verschiedene Untersuchungen ausgewertet, an denen insgesamt knapp 500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beteiligt waren. Die Wissenschaftler ließen die Probanden unterschiedliche Zuckerlösungen im Vergleich zu Wasser verkosten.
Zunächst wurde die geringste Konzentration bestimmt, bei der die Teilnehmer den Zucker noch herausschmeckten. Kinder konnten die Süße noch erkennen, wenn ein Zuckerwürfel in fünf Wassergläsern (je 230 ml) gelöst war. Jugendlichen und Erwachsenen gelang das auch bei geringeren Konzentrationen (4 g in 6 bzw. 7 Gläsern). Somit brauchen Kinder im Vergleich zu Erwachsenen rund vierzig Prozent mehr Zucker, damit es auch süß schmeckt.
In einem nächsten Schritt bestimmten die Wissenschaftler die bevorzugte Zuckerkonzentration. Erwachsene favorisierten eine Süße ähnlich wie ein typischer Softdrink, der rund acht Zuckerwürfel pro Glas enthält. Kinder entschieden sich für im Durchschnitt 50 Prozent höhere Konzentrationen (12 Zuckerwürfel in einem Glas). Häufig wird vermutet, dass Kinder zuckerreiche Lebensmittel bevorzugen, weil sie den süßen Geschmack nicht so stark wahrnehmen. Dieser Zusammenhang ließ sich in der Studie aber nicht feststellen.
Offenbar ändern sich Wahrnehmungsschwelle und Vorliebe für Süßes im Laufe der Entwicklung, resümieren die Autoren. Im Teenageralter können eine andere Anatomie des Mundes und Speichelzusammensetzung dazu führen, dass Zucker in der Nahrung besser wahrgenommen wird. Wahrscheinlich bevorzugen Erwachsene eine weniger intensive Süße als Kinder, weil sich Aktivität und Struktur des Belohnungszentrums im Gehirn unterscheiden. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um die Resultate zu untermauern und die Hintergründe aufzuklären.
Aber warum mögen wir so gerne Süßes? Das ist nach Ansicht der Wissenschaftler ein Überbleibsel der Evolution. Der süße Geschmack war für den Frühmenschen ein Zeichen für energiereiche Nahrung wie Früchte. Wer Süßes gut herausschmecken konnte, hatte eine höhere Überlebenschance. In der heutigen Zeit geht es eher darum, Zucker in der Ernährung zu reduzieren und sich an einen geringeren Zuckergehalt zu gewöhnen.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.3390/nu12071918
www.bzfe.de/inhalt/wenn-kinder-kein-gemuese-moegen-30462.html
www.bzfe.de/inhalt/weniger-salz-zucker-und-unguenstige-fette-35035.html
Heft „Das beste Essen für Kinder - Empfehlungen für die Ernährung von Kindern“
www.ble-medienservice.de/1447/das-beste-essen-fuer-kinder-empfehlungen-fuer-die-ernaehrung-von-kindern?number=1447