(BZfE) – Wer jetzt über einen Weihnachtsmarkt geht, wird vermutlich den Duft frisch gerösteter Maronen wahrnehmen: quasi warmes Finger Food in Tüten. Denn Herbst und Winter sind Maronenzeit. Jede Marone ist eine Esskastanie, aber nicht jede Esskastanie ist eine Marone, auch wenn beide Begriffe im Allgemeinen synonym verwendet werden.
Klingt kompliziert aber wir klären auf: Bei beiden Arten handelt es sich um Edelkastanien, aber erst durch Züchtung wird aus der wilden Esskastanie (Castanea sativa) eine „Maroni“. Maronen sind etwas größer und runder als gewöhnliche Esskastanien, lassen sich leichter schälen, da die Schale etwas weicher ist, und vor allem sind sie aromatischer.
Was wir gemeinhin Kastanien nennen sind Rosskastanien (Aesculus hippocastanum), die trotz der äußerlichen Ähnlichkeit und Namensgleichheit botanisch nichts miteinander gemein haben. Laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Universitätsklinikums Bonn sind sie sogar gering giftig. Zum Glück lassen sich Rosskastanien leicht von Esskastanien unterscheiden, wenn man sie selber sammeln möchte. Denn in vielen Parks und Laubwäldern sind Esskastanien durchaus zu finden, respektive im Südwesten Deutschlands: Die Kapselfrüchte der Rosskastanie befinden sich in einer harten, stacheligen Fruchthülle. Die Hülle der Maronen besteht hingegen aus vielen weichen Stacheln. Bei der Rosskastanie sind die Kapselfrüchte kugelig bis birnenförmig. Die Form der Esskastanie ist eher flach und spitz.
Die Esskastanie ist ein uraltes Buchengewächs, welches angeblich schon in der Bronzezeit (1.500 – 1.000 v.Chr.) im südlichen Italien vorhanden gewesen sein soll. Über die Jahrhunderte erfuhren ihre Früchte eine wechselvolle Kulturgeschichte und Wertschätzung. Für die Römer und Griechen der Antike war die Esskastanie eine Delikatesse, für Karl den Großen war sie ein sehr praktisches Lebensmittel, so dass er gegen Ende des 8. Jahrhunderts verfügte, dass auf allen Krongütern Esskastanien anzupflanzen seien. Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Esskastanie dann in den Bergregionen Südeuropas ein sättigendes Grundnahrungsmittel der ärmeren Landbevölkerung. Folgerichtig haftete ihr der Ruf des „Brots der Armen“ an.
Über die heutige Wertschätzung der glänzenden, dunkelbraunen Nüsse – etwa frisch geröstet auf die Hand – braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Zu Gans und Wild passen Maronen ausgezeichnet, ebenso zu Rotkohl und vielen vegetarischen Gerichten. Auch getrocknet, fermentiert, zu Mehl gemahlen, zu Flocken gehackt, geröstet lassen sie sich vielseitig verwendet. Nicht zu vergessen berühmte (und im Hinblick auf den Energiewert auch ein bisschen gefürchtete) Süß- und Nachspeisen.
Apropos Energiewert: selbiger liegt laut Bundeslebensmittelschlüssel für geröstete Maronen mit rund 275 Kilokalorien deutlich unter dem anderer Nüsse. Dies ist dem relativ geringen Fettanteil von 11 Gramm geschuldet, wobei der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren bei rund drei Gramm und der Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren bei gut sechs Gramm liegt. Auch der Proteingehalt ist mit circa drei Gramm eher bescheiden. Dagegen ist der Anteil der Kohlenhydrate mit rund 38 Gramm wiederum im Vergleich zu anderen Schalenfrüchten sehr hoch. Auf Stärke entfallen dabei 25 Gramm, der Gesamtzuckergehalt kommt auf fast 13 Gramm; der Gehalt an (hauptsächlich wasserunlöslichen) Ballaststoffen beträgt fast acht Gramm. Alle Angaben beziehen sich jeweils auf 100 Gramm. Von den Vitaminen ist Vitamin C und bei den Mineralstoffen Magnesium und Kalium in nennenswerten Mengen enthalten.
Maronen kann man zwar auch roh essen, dazu müssen sie zuvor von ihrer Schale und der darunterliegenden Samenhaut befreit werden. Sie haben einen leicht nussigen, aber sehr dezenten Geschmack und gelten als eher schwer verdaulich und blähend. Ein kulinarisches Vergnügen sind sie also nicht unbedingt. Das typische Aroma und die Süße bilden sich erst beim Rösten oder Kochen.
Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de
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