(BZfE) – Die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schlehdorn oder Schwarzdorn genannt, wächst an sonnigen Waldrändern und Wegen als beinahe undurchdringliche und dornenreiche wilde Heckenpflanze. Im Frühjahr gehört das Gehölz zu den ersten blühenden Sträuchern. Die üppige Blüte der Schlehe verströmt mit ihren unzähligen kleinen weißen Blüten einen leichten Mandelgeruch. Im Spätsommer zeigen sich schließlich die runden, haselnusskerngroßen schwarzblauen Früchte, die nicht nur optisch an kleine Pflaumen erinnern. Der Gattungsname Prunus deutet schon darauf hin, dass Pflaume (Prunus domestica), Zwetschge und Mirabelle die nächsten Verwandten der Schlehe sind.
Erntereif sind die Früchte zwar schon ab September/Oktober, aber es ist ratsam, sie bis in den Winter hinein noch am Strauch oder Baum hängen zu lassen: Erst ein paar Frostnächte unterstützen die Pflanze dabei, ihre bitter schmeckenden und adstringierend wirkenden Gerbstoffe abzubauen und genussreif zu werden. Auch nach Frosteinwirkung haben sie zwar noch eine säuerliche Note, schmecken aber insgesamt angenehm süß und fruchtig und sind weicher als noch im Herbst.
Schlehen können roh gegessen werden, vorzugsweise werden sie jedoch zu Fruchtaufstrich und Saft verarbeitet. Wie für die meisten Mitglieder dieser Pflanzengattung typisch, enthalten die Kerne das Glycosid Amygdalin, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Auch wenn der Gehalt gering ist, sollten die Kerne beim Rohverzehr nicht mitgegessen und bei der Verarbeitung entfernt werden, insbesondere wenn Fruchtaufstrich und Co. auch für Kinder gedacht sind. Für die Fruchtaufstrichherstellung sollten die Früchte daher zunächst in ausreichend Wasser gekocht werden, bis sie weich sind. Anschließend abtropfen lassen und durch ein feines Sieb passieren. Erst dann wird die Fruchtmasse mit Gelierzucker nach Rezept aufgekocht und schließlich abgefüllt.
Schlehen sind wie die allermeisten Früchte energiearm. Sie enthalten pro 100 Gramm etwa neun Gramm Gesamtzucker und ebenso viel Ballaststoffe. Der Zuckergehalt verteilt sich etwa zu gleichen Teilen auf Fruktose und Glukose. Unter den Vitaminen sind in erster Linie Vitamin C sowie Carotinoide zu nennen; bei den Mineralstoffen und Spurenelementen sind es Kalium und Eisen. Ferner kann man davon ausgehen, dass Schlehen ein großes Spektrum an sekundären Pflanzenstoffen aufweisen.
Schon in der Antike und im Mittelalter wurden Schlehen als Heilpflanze genutzt. Sowohl die Benediktinerin Hildegard von Bingen als auch der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp erwähnten die Heilkraft der Früchte.
Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de