(BZfE) – Rund ein Jahr nach Einführung des Nutri-Score nutzen 244 in Deutschland ansässige Lebensmittelunternehmen (Stand: 01.November 2021) das fünfstufige Nährwertlogo. Seit dem 6. November 2020 darf der Nutri-Score ergänzend auf der Verpackungsvorderseite bei Lebensmitteln aufgebracht werden. Die Produkte, die hierzulande den Nutri-Score tragen, stammen aus den unterschiedlichsten Branchen. Rund 470 Marken ziert das Label inzwischen – von Joghurt über Müsli, Tiefkühlgemüse, Pizza bis hin zu Snackartikeln und Backwaren. Nährwertkennzeichnung auf einen Blick.
Der Nutri-Score liefert eine bewertende Information über den Nährwert eines Lebensmittels. Das nachweislich gut verständliche Logo vermittelt über seine fünfstufige in Ampelfarben unterlegte Buchstabenfolge von A bis E auf einen Blick, ob ein Produkt im Vergleich zu einem ähnlichen Lebensmittel einen günstigen oder weniger günstigen Nährwert hat. Er eignet sich beispielsweise gut für den Vergleich von Lebensmitteln innerhalb derselben Produktgruppe wie bei Pizzen unterschiedlicher Hersteller, aber auch als Entscheidungshilfe bei der Frage welches Dessert soll es sein: „Pudding oder Fruchtjoghurt?“. Nicht aussagekräftig ist der Nutri-Score hingegen beim Vergleich von Lebensmitteln unterschiedlicher Produktgruppen, etwa für einen Nährwertvergleich von Käse mit Schokolade.
Der Nutri-Score ist in Europa auf Erfolgskurs. Sieben europäische Staaten, darunter Deutschland setzen sich gemeinsam für seine Verwendung ein. Neben Deutschland haben sich Frankreich, Spanien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg sowie – als einziger Nicht-EU-Staat – die Schweiz dieser Initiative angeschlossen. Im Januar 2021 haben sie ein staatenübergreifendes Koordinierungsgremium eingerichtet, dessen Ziel es ist, die Anwendung des Nutri-Score zu erleichtern. Ein weiterer Bestandteil der Kooperation ist das gemeinsame Wissenschaftliche Gremium, in dem unabhängige Wissenschaftler der beteiligten Staaten über mögliche Weiterentwicklungen des Nutri-Score-Systems beraten. Deutschland wird in diesem Gremium durch einen Experten des Max Rubner-Instituts (MRI) vertreten.
Zuspruch bekommt der Nutri-Score außerdem aus der Wissenschaft: Rund 300 namhafte Wissenschaftler aus 32 europäischen Staaten sind nach Auswertung von mehr als 40 wissenschaftlichen Studien davon überzeugt, dass der Nutri-Score eine gesündere Ernährungsweise unterstützen kann. Mit einem offenen Brief vom März 2021 fordern sie seine EU-weit verbindliche Einführung.
Bei den Verbrauchern ist der Nutri-Score mittlerweile ebenfalls gut bekannt – Tendenz steigend: Nach dem BMEL-Ernährungsreport kannten im Januar 2021 bereits 44 Prozent der Verbraucher in Deutschland das Nährwert-Logo, 45 Prozent gaben an, beim Einkauf regelmäßig darauf zu achten. Im April 2021 lag der Bekanntheitsgrad des Logo laut einer Yougov-Umfrage schon bei knapp 60 Prozent. Mehr als die Hälfte von ihnen gab in dieser Umfrage an, sich beim Einkauf von dem neuen Logo beeinflussen zu lassen.
Der Nutri-Score wurde auf Initiative des französischen Gesundheitsministeriums von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt. Aktuell prüfen die Mitlieder des Wissenschaftlichen Gremiums der sieben Unterstützer-Staaten erste Stellungnahmen, die von Wirtschaftsbeteiligten, Verbraucher- und Gesundheitsverbänden zur Weiterentwicklung des Nutri-Score eingereicht wurden. Erste Empfehlungen des Gremiums werden für Ende 2021/Anfang 2022 erwartet. Die EU-Kommission hat in ihrer „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie angekündigt, bis Ende 2022 einen Legislativvorschlag für eine EU-weit einheitliche und verbindliche erweiterte Nährwertkennzeichnung vorlegen zu wollen.
Dr. Christina Rempe, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
https://www.bzfe.de/lebensmittel/einkauf-und-kennzeichnung/kennzeichnung/nutri-score/
https://www.youtube.com/watch?v=-46KBQzqWz0&t=22s
(Bildquelle: Logo)