(BZfE) – Im Teenageralter leiden Mädchen häufiger an Depressionen. Jungs sind dann stärker betroffen, wenn sie ein zu hohes Körpergewicht haben. Noch deutlicher wirkt sich Mobbing auf die Psyche aus, hat eine schwedische Studie gezeigt.
Wenn Kinder und Jugendliche zu viele Pfunde auf die Waage bringen, werden sie oft ausgegrenzt und gehänselt. In der Jugend gewinnen Beziehungen außerhalb der Familie an Bedeutung. Werden die Heranwachsenden in diesem Umfeld nicht akzeptiert, können Ängste und Depressionen die Folge sein.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uppsala University wollten herausfinden, wie sich ein zu hohes Körpergewicht und Mobbing im Teenageralter auf das Wohlbefinden auswirken. Dazu begleiteten sie 14-jährige Jugendliche für einen Zeitraum von sechs Jahren. Zu Beginn der Studie (1.729), nach drei Jahren (1.481) und nach sechs Jahren (1.111) nahmen die jungen Probanden an Befragungen teil. Sie machten Angaben, ob sie in den vergangenen zwei Wochen depressive Symptome hatten. Dazu zählten etwa eine gedrückte Stimmung, Gereiztheit, aber auch Appetitlosigkeit und Schlafstörungen. Zudem berichteten sie über mögliche Mobbingerfahrungen im jeweils vergangenen Jahr – sei es durch Ausgrenzung und Hänseln, im Internet oder sogar körperlich durch Tritte oder Schläge. Das Körpergewicht wurde anhand des Körpermassenindex (BMI) und Normwertkurven eingeschätzt, da sich der normale Körperfettanteil in der Jugend je nach Alter und Geschlecht ändert.
Mädchen litten, unabhängig von ihrem Gewicht, häufiger unter depressiven Stimmungen. Bei den durchschnittlich 14-Jährigen waren 17 Prozent der Mädchen und 6 Prozent der Jungen betroffen. Bis zum Alter von 17 Jahren erhöhte sich der Anteil auf 32 bzw. 13 Prozent, mit 20 Jahren waren es 34 bzw. 19 Prozent.
Ein höherer BMI war langfristig mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Depressionen verbunden. Allerdings gab es geschlechtsspezifische Unterschiede. Bei Mädchen ließ sich kein Zusammenhang zwischen höherem BMI und Psyche nachweisen. Übergewichtige Jungen im Alter von 14 Jahren hatten dagegen im Vergleich zu Normalgewichtigen ein fünffach höheres Risiko, nach drei Jahren an depressiven Stimmungen zu leiden. Die Hintergründe sind noch nicht erforscht. Möglicherweise schätzen Mädchen ihr Körpergewicht falsch ein und leiden deshalb häufiger an einem geringen Selbstwertgefühl. Mobbing kann das Bewusstsein für Ideale noch verschärfen: Nach den Studienergebnissen war Mobbing unabhängig vom Geschlecht mit einem höheren Risiko für Depressionen verbunden, das den Einfluss des Körpergewichts bei weitem überstieg. Dieser Zusammenhang ließ sich selbst nach sechs Jahren noch nachweisen – vor allem bei übergewichtigen Jungen.
Offenbar beeinflussen sich ein zu hohes Körpergewicht, Mobbing und Depression gegenseitig, fassen die Forschenden im „Journal of Public Health“ zusammen. In weiteren Studien sollen die Hintergründe näher erforscht werden. Mobbing kann der mentalen Gesundheit über einen sehr langen Zeitraum schaden. Daher sei es besonders wichtig, in Schulen frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
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https://doi.org/10.1007/s10389-020-01460-3
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