(BZfE) – Wenn Frauen langfristig auf Fleisch und Fisch verzichten, haben sie offenbar schon im mittleren Alter ein höheres Risiko für einen Hüftbruch. Das lässt eine Studie der University of Leeds vermuten, an der über 26.000 britische Frauen beteiligt waren.
Ein Hüftbruch (Hüftfraktur) tritt oft als Folge von Stürzen auf und führt zu einer verringerten Lebensqualität und weiteren Gesundheitsproblemen. Ziel der Studie war, den Einfluss der Ernährungsweise näher zu beleuchten. Dazu wurden die teilnehmenden Frauen im Alter von 35 bis 69 Jahren nach ihrer Ernährungsweise in vier Gruppen eingeteilt: „regelmäßig“ Fleisch-Essende (mindestens fünf Portionen Fleisch pro Woche), „gelegentlich“ Fleisch-Essende (weniger als fünf Portionen pro Woche), Pescetarierinnen (kein Fleisch, aber Fisch) und Vegetarierinnen (weder Fleisch noch Fisch). Im Laufe des Beobachtungszeitraums von rund 22 Jahren wurden 822 Hüftfrakturen diagnostiziert.
Vegetarisch lebende Frauen hatten schon im mittleren Alter ein um 33 Prozent höheres Risiko für eine Hüftfraktur als „regelmäßig“ Fleisch-Essende. Für „gelegentlich“ Fleisch-Essende und Pescetarierinnen war kein Zusammenhang nachweisbar. Zudem hatten die Vegetarierinnen einen geringeren Körpermassenindex (BMI), was das Hüftfrakturrisiko erhöhen kann.
Im Vergleich zu anderen Ernährungsgruppen war bei Vegetarierinnen die Zufuhr an Nährstoffen wie Eiweiß, Vitamin D und Vitamin B12 sowie Omega-3-Fettsäuren verringert, während die Kalziumzufuhr ähnlich war. Solche Nährstoffe sind in tierischen Produkten häufiger vorhanden. Eine geringe Aufnahme kann die Knochenmineraldichte und die Muskelmasse verringern und dadurch zu einem erhöhten Hüftfrakturrisiko führen. Allerdings ließ sich in der Studie kein direkter Zusammenhang nachweisen.
Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, allein in Deutschland sind es inzwischen um die 7,9 Millionen. Es gibt Belege, dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vorbeugt. Allerdings ist eine vegetarische Ernährung sehr individuell und kann, ebenso wie eine fleischhaltige Kost, mehr oder weniger gesundheitsförderlich sein. „Nach unserer Studie gibt es möglicherweise Bedenken bezüglich des Hüftfrakturrisikos bei vegetarisch lebenden Frauen. Das ist jedoch keine Warnung vor dem Verzicht auf Fleisch. Wie bei jeder Ernährungsweise ist es wichtig, die persönlichen Umstände zu kennen und zu wissen, welche Nährstoffe für eine ausgewogene Ernährung nötig sind“, fasst James Webster von der University of Leeds zusammen.
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, sind keine ursächlichen Beziehungen nachweisbar. Möglicherweise gibt es noch unbekannte Faktoren, die das erhöhte Knochenbruchrisiko erklären, steht in der Fachzeitschrift „BMC Medicine“. Daher sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Resultate – eventuell auch für Männer – zu bestätigen und die Hintergründe für das erhöhte Risiko zu beleuchten.
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
BMC Medicine, Online-Veröffentlichung doi.org/10.1186/s12916-022-02468-0
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/173636/umfrage/lebenseinstellung-anzahl-vegetarier
www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/in-bestimmten-lebensphasen/ue60-das-beste-alter
Vegetarische Variante der BZfE-Ernährungspyramide:
www.bzfe.de/lebensmittel/trendlebensmittel/vegane-lebensmittel
Broschüre „Vegetarisch essen und trinken mit der Ernährungspyramide - Informationen für Verbraucher*innen“, Bestell-Nr. 0122, kostenloser Download, www.ble-medienservice.de/0122/vegetarisch-essen-und-trinken-mit-der-ernaehrungspyramide-informationen-fuer-verbraucher-innen
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