(BZfE) – Motivierende Beratungen zu den Themen Ernährung, Bewegung und Genussmittelkonsum im Rahmen der gesetzlichen Schwangerschaftsvorsorge können die Gesundheit von Mutter und Kind nachweislich positiv beeinflussen – so die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts „Gemeinsam gesund: Vorsorge plus für Mutter und Kind“ (GeMuKi). Der Anteil der Schwangeren, die übermäßig an Gewicht zugenommen haben, konnte durch die Lebensstil-Intervention signifikant gesenkt werden. Perinatale Prävention wirkt also. Doch die Studie zeigt auch Hürden in der Praxis auf: Das Potenzial der Vorsorgeuntersuchungen wird nicht voll ausgeschöpft. Erste Ergebnisse und Erkenntnisse des in Baden-Württemberg mit fast 1.500 Teilnehmerinnen durchgeführten Projekts wurden jüngst vorgestellt.
Aus den praktischen Erfahrungen des GeMuKi-Projekts hat das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universitätsklinik zu Köln unter Leitung von Prof. Dr. Stephanie Stock im Rahmen der Evaluation die folgenden Empfehlungen und Erkenntnisse abgeleitet:
- „Sprechende Medizin“: Die Versorgung in der Schwangerschaft darf sich nicht ausschließlich auf die medizinische Betreuung konzentrieren, da lebensstilbedingte Faktoren großen Einfluss auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben. Beratungszeit zu Themen der Prävention sollte fest eingeplant werden.
- Zusammenarbeit von Ärztinnen, Ärzten und Hebammen stärken: Berufspolitische Konflikte und die daraus resultierende ablehnende Haltung einzelner Medizinerinnen, Mediziner und Hebammen gegenüber einer Zusammenarbeit gehen zu Lasten der Schwangeren. Damit Empfehlungen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil nachhaltig im Familienalltag umgesetzt werden, braucht es eine bessere Vernetzung der Berufsgruppen, damit Frauen einheitliche Botschaften zur Umsetzung erhalten.
- Risikofaktor Gewicht – über Folgen der übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft aufklären:
Ähnlich wie Nikotin oder Alkohol stellt die übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft einen Risikofaktor für die Gesundheit von Mutter und Kind dar. Vielen Menschen sind die Empfehlungen zur Gewichtszunahme in der Schwangerschaft noch nicht ausreichend bewusst. Hier sollte die Aufklärung von Schwangeren – auch durch Öffentlichkeitsarbeit – intensiviert werden.
Weitere Informationen:
Über die GeMuKi-Studie
Die GeMuKi-Studie, die für viereinhalb Jahre in Baden-Württemberg durchgeführt wurde, hat eine neue Versorgungsform untersucht: Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft, nach der Geburt und im ersten Lebensjahr wurden die Schwangeren beziehungsweise Eltern durch Frauenärztinnen und -ärzte, Hebammen sowie Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte mithilfe der Beratungsmethode „Motivierende Gesprächsführung“ umfassend zu den Themen Ernährung, Bewegung, Stillen und Genussmittelkonsum beraten. Weitere Informationen zum GeMuKi-Forschungsvorhaben finden Sie auf der Projekt-Homepage: www.gemuki.de
Das Netzwerk Gesund ins Leben war an der Studie von Beginn an als Projektpartner beteiligt. So wurden mitwirkende Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Hebammen basierend auf den Handlungsempfehlungen des Netzwerks fortgebildet. In den Beratungen der schwangeren Studienteilnehmerinnen kamen das Konzept der motivierenden Gesprächsführung und ausgewählte Medien des Netzwerks Gesund ins Leben zum Einsatz. Auch die Inhalte der App, die für die Studie entwickelt wurde, wurden mit dem Netzwerk Gesund ins Leben als Projektpartner abgestimmt.
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