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(BZfE) – Im Rheinland ist es der Karneval, in Bayern das Oktoberfest und ansonsten samstags die Fußball-Bundesliga – Anlässe, zu denen besonders viel Bier getrunken wird und damit häufig entsprechend Alkohol. Doch es geht auch anders. Alkoholfreies Bier ist im Trend. Inzwischen sind von den in Deutschland hergestellten 7.500 Biermarken mehr als 800 alkoholfreie Biere und Biermischgetränke, so der Deutsche Brauer-Bund.

Alkoholfreie Biere gibt es hierzulande seit mehr als fünfzig Jahren und ihr Absatz war bis 2007/2008 auf recht konstantem Niveau. Von da an wurden sie allerdings immer beliebter. Allein von 2011 bis 2021, also innerhalb von zehn Jahren ist die Absatzmenge um rund 74 Prozent gestiegen. Nahezu jeder zweite Deutsche (46 Prozent) trinkt alkoholfreie Biere – Tendenz steigend. Alkoholfreies Radler liegt mit 31 Prozent in der Beliebtheit vorne, dicht gefolgt von alkoholfreiem Weißbier (30 Prozent). Jeder Vierte (25 Prozent) bevorzugt alkoholfreies Pils.

Dass generell alkoholfreie Getränke immer beliebter werden, stellt auch der aktuelle Trendreport Ernährung 2023 fest. Alkoholfreie Produkte rangieren dort unter den zehn wichtigsten Ernährungstrends. Ob Radler, Weizen, Pils oder Kölsch – wie kommt der Alkohol aus dem Bier? Zunächst die gute Nachricht für alle Traditionalisten: Zur Herstellung von alkoholfreiem Bier werden keine anderen Zutaten verwendet als für „normales“ Bier auch. Also Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Auch der Brauprozess ist zunächst einmal gleich. Der Mälzer nimmt Getreide, meistens Gerste, und macht daraus Malz. Dazu weicht er die Gerste in Wasser ein. Diese keimt dann mehrere Tage und wird anschließend wieder getrocknet. Bei diesem Prozess wandeln natürliche Enzyme die Stärke im Getreidekorn in Zucker um.

In der Brauerei wird das Malz geschrotet und mit Wasser vermischt. Nachdem die unlöslichen Malzbestandteile abgetrennt und die so entstandene Würze mit Hopfen gekocht wurde, kommt Hefe hinzu, die wiederum den Zucker vergärt, also den Zucker in Alkohol umwandelt. Und nebenbei entstehen alle möglichen Aromastoffe, respektive durch den Hopfen, die den Biergeschmack ausmachen.

Um alkoholfreies Bier herzustellen, gibt es hauptsächlich zwei Möglichkeiten. Die erste: Man holt aus dem entstandenen Bier den Alkohol wieder heraus. Das Standardverfahren hierfür ist die Vakuum-Destillation beziehungsweise im Physikerdeutsch: „Rektifikation“ – die Trennung von Flüssigkeitsgemischen mit kleinen Siedepunktdifferenzen durch Verdampfen und Wiederkondensieren. Man lässt also den Alkohol verdampfen, aber nicht durch Erhitzen – dann würden ja ganz viele Aromastoffe verloren gehen – sondern bei niedriger Temperatur im (fast) Vakuum. Ein paar Aromastoffe verdampfen dann zwar mit, aber die kann man auffangen und hinterher wieder ins Bier zurückführen.

Die zweite Möglichkeit ist von Anfang an dafür zu sorgen, dass gar nicht erst so viel Alkohol ins Bier hineinkommt. Das erreicht der Brauer dadurch, dass er die Gärung vorzeitig abbricht, sobald ein Alkoholgehalt von maximal 0,5 Volumenprozent (abgekürzt = % vol) erreicht ist. Dazu werden spezielle Hefen eingesetzt und die Bildung von Alkohol durch starke Absenkung der Temperatur rechtzeitig angehalten. Das heißt allerdings auch, dass mehr Zucker im Bier bleibt – deshalb schmecken manche alkoholfreien Biere etwas süßer. Das Verfahren bietet sich vor allem bei solchen Bieren an, die ohnehin ein bisschen süß sein dürfen, Weizenbiere zum Beispiel. Bei herberen Bieren wie Pils nutzt man eher die Vakuum-Destillation.

Eine weitere Möglichkeit ist, mit Hilfe von dünnen Membranen und dem Verfahren der Umkehrosmose Alkohol aus dem Bier herauszupressen – die Aromastoffe bleiben dabei erhalten. Alle Verfahren beinhalten einen zusätzlichen energieaufwändigen Schritt. Denn entweder muss man das Bier zusätzlich abkühlen oder ein Vakuum erzeugen oder es mit Druck durch eine Membran pressen. Allerdings, in der Gesamtbilanz der Bierherstellung fällt dieser zusätzliche Energieaufwand fürs alkoholfreie Bier nicht wirklich ins Gewicht.

In Deutschland darf Bier bis zu einem Restalkohol-Gehalt von 0,5 % vol als alkoholfrei bezeichnet werden. Dieser Richtwert orientiert sich an der biersteuerrechtlichen Einordnung von Bier, wonach Bier einen Alkoholgehalt von mehr als 0,5 Volumenprozent haben muss, um als Bier zu gelten. Wird ein Bier jedoch mit 0,0 % vol Alkohol ausgelobt, dann ist auch tatsächlich ein so geringer Restalkohol enthalten, dass die Berechnung mathematisch gesehen 0,0 ergibt.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

brauer-bund.de/biervielfalt/biervielfalt-alkoholfreiesbier/

www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2022/PD22_31_p002

brauer-bund.de/wp-content/uploads/2022/02/european-beer-statistics-2020.pdf

Trendreport Ernährung 2023: www.nutrition-hub.de/post/trendreport-ernaehrung-10-top-trends-2023

(Bildquelle: Zamrznuti tonovi/stock.adobe.com)

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