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(BZfE) – Etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, das sind rund drei Millionen Menschen sind durch materielle Ernährungsarmut betroffen. Das heißt, ihnen fehlen die finanziellen Mittel, um sich gesundheitsförderlich zu ernähren. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat untersucht, wie sich Kita- und Schulschließungen, Schließung der Tafeln usw. während der Pandemie auf von Ernährungsarmut gefährdete oder betroffene Menschen ausgewirkt hat. In seiner Stellungnahme „Ernährungsarmut unter Pandemiebedingungen“, die der WBAE am 21. März 2023 an Bundesminister Cem Özdemir übergeben hat, werden mögliche Maßnahmen gegen Ernährungsarmut untersucht und Empfehlungen gegeben, wie unter Krisenbedingungen - aber auch überhaupt - diese Empfehlungen umgesetzt werden könnten:

  • Zugang zu gesundheitsfördernder Ernährung für alle ermöglichen: Maßnahmen wären u.a. die Kosten einer gesundheitsfördernden Ernährung in der Berechnung staatlicher Grundsicherungsleistungen adäquat berücksichtigen, eine qualitativ hochwertige Kita- und Schulverpflegung durchsetzen und evidenzbasiert schrittweise beitragsfrei stellen, ein Bundesinvestitionsprogramm „Top-Mensa” für einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Kita- und Schulverpflegung auflegen
  • Systeme für unbürokratische finanzielle Transfers an vulnerable Gruppen entwickeln. Zum Beispiel: Finanz- und Datenbanksysteme für finanzielle Transfers an armutsgefährdete Haushalte entwickeln, die z. B. im Fall von unvermeidbaren Kita- und Schulschließungen oder bei plötzlichen hohen Preissteigerungen ohne Antragstellung eingesetzt werden können.
  • Tafeln und andere karitative Essensangebote stärker durch staatliche Maßnahmen unterstützen.

Aus Sicht des WBAE gehört zu den Maßnahmen auch, zu prüfen, ob eine gesetzliche Verpflichtung zur Abgabe von noch zum Verzehr geeigneten Lebensmitteln für Handel und Bäckereien sinnvoll ist.

  • Soziale Dimension von Ernährung adressieren. Angebote ausbauen, die die soziale Funktion von Ernährung in den Vordergrund rücken
  • Monitoring zur materiellen und sozialen Ernährungsarmut etablieren und weiterentwickeln. Zielgruppenspezifische Untersuchungen durchführen, um die Determinanten und Folgen von Ernährungsarmut zu erfassen

Der WBAE hat auch Empfehlungen für den Fall von unvermeidbaren Schließungen bzw. massiven Einschränkungen des Kita- und Schulbetriebs formuliert. Dazu gehören Notfallpläne, die Sicherstellung von Notbetreuung und Verpflegung mit einer warmen Mahlzeit.

Der WBAE weist darauf hin, dass unabhängig von Pandemien, die Risiken materieller und sozialer Ernährungsarmut in Deutschland weiter unterschätzt werden. Ernährung sei ein Querschnittsthema, weshalb die Empfehlungen nicht nur das BMEL, sondern unterschiedliche Ministerien und Behörden adressierten. Im Rahmen der geplanten Nationalen Ernährungsstrategie der Bundesregierung sollte dem Thema Ernährungsarmut herausgehobene Bedeutung zugemessen werden.

Die Stellungnahme kann im Internet  heruntergeladen werden unter www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/beiraete/agr-veroeffentlichungen.html

Derzeit wird federführend durch das BMEL eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung erarbeitet, die dazu beitragen soll, gute Ernährungsweisen für alle Menschen so einfach wie möglich zu machen. Das soll erreicht werden, indem etwa entsprechend vorteilhafte Ernährungsumgebungen und -muster gefördert und geschaffen werden, die es Menschen einfach machen, sich gut zu ernähren – von der Säuglings- und Kinderernährung, der Kita und Schule über die Betriebskantine bis zum Supermarktregal.

www.bzfe.de

Hintergrund:

Der WBAE ist ein interdisziplinär besetztes Gremium, das das BMEL bei der Entwicklung seiner Politik in diesen Bereichen berät. Der Beirat umfasst derzeit 18 Wissenschaftler:innen, arbeitet unabhängig auf ehrenamtlicher Basis und erstellt Gutachten und Stellungnahmen zu selbst gewählten Themen. Zu den Aufgaben des Beirats gehört es insbesondere, die Ziele und Grundsätze der Agrar- und Ernährungspolitik zu überprüfen, gesellschaftliche Anforderungen an sowie Entwicklungen des Agrar- und Ernährungssystems zu analysieren und zu bewerten und Vorschläge für die Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungspolitik zu machen.

Weitere Informationen:

https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/21-03-2023-ernaehrungsarmut-in-deutschland-erfordert-politisches-handeln/

https://www.nqz.de/service/aktuelles/relevanz-der-kita-und-schulverpflegung-fuer-die-bekaempfung-von-ernaehrungsarmut

https://www.nqz.de/service/aktuelles/aus-pandemiefolgen-lernen-ernaehrungssicherheit-durch-schulverpflegung

(Bildquelle:Антоний/stock.adobe.com)

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