(BZfE) – Wenn wir mehr Pflanzen auf unseren Tellern wollen, dann muss die Landwirtschaft sich umstellen und mehr Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst anbauen. Dass das für Landwirte eine Chance bedeuten kann, zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des Thünen-Institutes. Sie prognostizieren, dass mit einer Durststrecke am Anfang die Perspektiven langfristig richtig gut sein können. Regional betrachtet werde es aber auch Verlierer geben.
Die landwirtschaftliche Branche sieht die Umstellung des Essens hin zu mehr pflanzlichen und weniger tierischen Produkten bisher noch eher kritisch. Gerade zuletzt waren die Verbände der Fleischwirtschaft mit einem „Faktencheck“ Fleisch in die Offensive gegangen. Niemand müsse sich seinen „gesunden Fleischverzehr madig machen“ lassen. Aber ist das langfristig der Weg, die Branche fit für die Zukunft zu machen?
Gegen einen maßvollen Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten, die unter Beachtung aller Kriterien des Tierwohls und ökologischer Standards produziert worden sind, gibt es keinerlei Einwände. Im Gegenteil: Tierhaltung gehört unbedingt zur Landwirtschaft dazu. Mit einer Ernährung, wie die EAT-Lancet Kommission sie mit der Planetary Health Diet vorgeschlagen hat, würde der Fleischverbrauch stark sinken.
Weniger tierische Nahrungsmittel auf den Tellern würden natürlich zunächst starke Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion und für die Agrarmärkte insgesamt bedeuten. Denn in Deutschland wird bisher fast die Hälfte des gesamten landwirtschaftlichen Einkommens aus der Tierhaltung bezogen. Um die Folgen einer so transformierten Landwirtschaft abzumildern, würden laut der Thünen-Studie stark veränderte Transferzahlungen an die Landwirtschaft nötig sein. Es sei ratsam, dass die Landwirtinnen und Landwirte den Trend zu mehr Pflanzen im Auge behielten.
Menschen können sich nur in stärkerem Maße für pflanzenbasiertes Essen entscheiden, wenn es sehr bald in bedeutend größerer Menge und zu vertretbaren Preisen angeboten wird. Noch sind die Selbstversorgungsgrade von Obst und Gemüse sehr gering; bei Gemüse ging er zuletzt sogar zurück. Das Studien-Projekt des Thünen-Institutes, mögliche Folgen veränderter Ernährungsgewohnheiten auf die deutsche Agrarwirtschaft zu kalkulieren, läuft jedenfalls weiter.
Britta Klein, www.bzfe.de
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https://doi.org/10.1111/1477-9552.12530
(Bildquelle: Peter Meyer, BLE)