(BZfE) – Brauchen wir tierische Lebensmittel? Tragen tierische Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung bei? Wie umweltschädlich sind tierische Lebensmittel? Fragen, die polarisieren und in Politik, Forschung und Gesellschaft kontrovers diskutiert werden. Daten und Fakten rund um tierische Lebensmittel hat ein internationales Wissenschaftsteam zusammengetragen, global die Auswirkungen auf Ernährung und Umwelt je nach Ausgangssituation, Standort und Bedürfnissen der Menschen betrachtet sowie Vor- und Nachteile tierischer Lebensmittel aufgelistet.
Unbestritten ist, dass vor allem die intensive nicht-flächengebundene Tierhaltung negative Umwelt- und Klimawirkungen hat. Eine starke Verringerung des Konsums tierischer Lebensmittel hat in reichen Ländern das größte Potenzial, den ökologischen Fußabdruck des Ernährungssystems zu reduzieren. Ganz ohne Tierhaltung wird es aber nicht gehen, denn es gibt zahlreiche Standorte auf der Welt mit schlechten Böden, die für den Ackerbau ungeeignet sind und nur mit Hilfe von Wiederkäuern für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden können. Wenn Tierhaltung betrieben wird, sollten Tier- und Pflanzenproduktion stärker im Sinne einer Kreislaufwirtschaft verknüpft werden, um negative Umweltwirkungen zu minimieren und Ressourcen zu schonen, so die Autoren der Studie.
Die Studie geht auch der Frage nach, welche Rolle der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln in unserer Ernährung spielt. Global gesehen, gibt es hier durchaus unterschiedliche Betrachtungsweisen.
Bekannt ist, dass ein zu hoher Konsum von rotem Fleisch, von verarbeiteten tierischen Lebensmitteln und gesättigten Fettsäuren sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes erhöhen. Das ist bisher vor allem in industrialisierten Ländern der Fall. Hier müsste der Konsum tierischer Lebensmittel zugunsten pflanzlicher Lebensmittel deutlich verschoben werden.
In anderen Ländern und Gesellschaften dagegen würde ein Mehr an tierischen Lebensmitteln helfen, die Ernährungssituation der Menschen zu verbessern. Mineralstoffe wie Eisen und Zink aus tierischen Lebensmitteln können eine pflanzliche Ernährung ergänzen und so Mangel- und Unterernährung verringern. Das trifft vor allem auf viele afrikanische und asiatische Länder zu.
Die Forschenden kommen in der Studie „Friend or Foe? The Role of Animal-Source Foods in Healthy and Environmentally Sustainalbe Diets“ zu dem Schluss, dass es nicht die EINE Antwort darauf gibt, ob Fleisch und tierische Lebensmittel Freund oder Feind sind. Vielmehr seien jeweils die lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten sowie deren Ernährungs- und Umweltbedingungen zu betrachten. Die Ergebnisse der Studie sind im Journal of Nutrition veröffentlicht.
Renate Kessen, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
The Journal of Nutrition; doi.org/10.1016/j.tjnut.2022.10.016