(BZfE) – Heißgetränke, wie zum Beispiel wärmender Tee, sind in der kühlen Jahreshälfte Gold wert. Oder wie wäre es stattdessen mit einem Pülverchen zum Aufgießen mit heißem Wasser, das verspricht, das Immunsystem auf Trapp zu bringen? Der Markt bietet eine Vielzahl solcher Produkte, die meist in Form kleiner Portionsbeutel vordosiert sind. Dabei handelt es sich oft um Nahrungsergänzungsmittel, die zusätzliche Vitamine und andere Nährstoffe beinhalten. Aber ist das denn überhaupt nötig?
Viele dieser Getränkepulver sind hoch konzentriert. Sie liefern zum Beispiel hochdosiertes Vitamin C oder andere Nährstoffe, die für ihre unterstützende Rolle im Immunsystem bekannt sind und erwecken so den Anschein, dass hohe Dosierungen Besseres bewirken könnten. Tatsächlich ist das nicht der Fall. Im Gegenteil. Mitunter besteht die Gefahr einer Überdosierung von Nährstoffen, die im Einzelfall sogar die Funktion des Immunsystems nachteilig beeinflussen kann. Das gilt vor allem, wenn mehrere Heißgetränke pro Tag konsumiert werden.
Fachleute halten diese Nährstoff-Extras für die Allgemeinheit für überflüssig. Denn eine Zufuhr von Nährstoffen über die empfohlenen Zufuhrwerte hinaus bietet keinen Vorteil. Mit einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung lassen sich die Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr in der Regel erreichen.
Unser Immunsystem ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Art Schutzschild: Es hilft uns gesund zu bleiben, indem es zum Beispiel schädliche Bakterien, Viren oder Pilze abwehrt. Damit das gut klappt, müssen wir eine ausreichende Menge bestimmter Nährstoffe zu uns nehmen, unter anderem Vitamin C, Vitamin D und Zink. Auch die Vitamine A, B6, B12 und B9 (Folat) sowie die Mineralstoffe Selen, Eisen und Kupfer unterstützen die Funktion unseres Immunsystems. Damit darf auch geworben werden. Ausdrücklich erlaubt ist für diese Nährstoffe die Aussage „trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“ – allerdings nur, wenn eine übliche Portion des beworbenen Produkts eine gesetzlich bestimmte Mindestmenge dieser Vitamine oder Mineralstoffe enthält. Bei Nahrungsergänzungsmitteln gelingt das leicht, schließlich handelt es sich bei ihnen definitionsgemäß um Konzentrate. Wichtig zu wissen: Es darf nicht mit einer Vorbeugung oder Heilung von Krankheiten geworben werden. Die Aussage „stärkt die Abwehrkräfte“ zum Beispiel geht für Lebensmittel, also auch Nahrungsergänzungsmittel, zu weit.
Es gibt aber noch einen zweiten Grund, über solche Heißgetränke nachzudenken: In vielen stecken nämlich nicht nur Vitamine, sondern meist auch eine Menge Zucker. Hinweise dazu gibt die Zutatenliste. Dort stehen dann Begriffe wie Saccharose, Dextrose, Traubenzucker oder Fruktose, mitunter auch Fruchtsaftpulver, das ebenfalls zuckerhaltig ist. Welche Gesamtmenge Zucker die Produkte tatsächlich liefern, bleibt oft im Verborgenen. Denn Nahrungsergänzungsmittel müssen – anders als etwa Saft, Konfitüre oder Fruchtjoghurt – laut Gesetz keine Nährwerttabelle aufweisen.
Wer sich also an kalten Tagen wirklich etwas Gutes tun will, trinkt lieber einen Tee. Selbst zubereiteter Tee mit frischem Ingwer zum Beispiel wärmt immer.
Weitere Informationen:
Nahrungsergänzungsmittel – Antworten auf die wichtigsten Fragen: https://www.bzfe.de/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/
Klartext Nahrungsergänzung, ein Angebot der Verbraucherzentrale: www.klartext-nahrungsergaenzung.de
Mikronährstoffe und Co., eine Initiative des Bundesinstituts für Risikobewertung: https://www.mikroco-wissen.de/
Die Abwehrkräfte stärken – mit einer Extraportion Zucker? https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/die-abwehrkraefte-staerken-mit-einer-extraportion-zucker-78991
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