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(BZfE) – Die Schweiz ist nicht nur das Land mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Schokolade, sondern auch berühmt für seine Schokoladenproduktion. Ein Problem gibt es dabei: Umwelt- und sozialverträglich angebauter Kakao als wichtigster Rohstoff ist nur begrenzt verfügbar und wird immer teurer. Daher hat sich ein schweizerisches Start-up aufgemacht, um Kakaopulver im Bioreaktor herzustellen.

Ähnlich wie bei der Herstellung von kultiviertem Fleisch kann auch Kakao-Biomasse in Bioreaktoren in einem kontrollierten Umfeld gezüchtet werden. Dazu werden Zellen aus Kakaobohnen entnommen und für zwei Monate im Brutschrank kultiviert. Im Bioreaktor vermehrt sich die Zellmasse in einer Nährlösung, bevor sie von der Flüssigkeit getrennt, gewaschen, getrocknet, gemahlen und geröstet wird. Noch findet dieser Vorgang im Labormaßstab statt. Doch schon bald soll das Kakaopulver in größeren Bioreaktoren hergestellt werden. Erst dadurch wird es möglich, das Produkt zu konkurrenzfähigen Preisen an Schokoladenhersteller zu verkaufen.

Aktuell kooperiert das schweizerische Start-up unter anderem mit einer benachbarten Schokoladenfabrik. Dort wird das Kakaopulver zu dunkler Schokolade verarbeitet, für die kein Milchpulver notwendig ist. Neben Zucker ist jedoch auch Kakaobutter eine der üblichen Grundzutaten für Schokolade. Diese ist natürlicherweise in den Kakaobohnen enthalten und muss ersetzt werden. Um auch dafür eine nachhaltige Alternative zu bieten, soll Fett aus Mikroalgen kultiviert werden.

Bis das Kakaopulver aus dem Bioreaktor kommerziell vertrieben werden kann, wird sicherlich noch einige Zeit ins Land gehen. Denn für Produkte aus der sogenannten zellulären Landwirtschaft sind aufwändige Zulassungsverfahren bei den zuständigen Behörden vorgeschrieben. Neben den Schweizern treiben auch Unternehmen aus Israel und den USA die Produktion von zellkultiviertem Kakaopulver voran. Wie bei zellbasiertem Fleisch und Fisch ist es wahrscheinlich, dass es in diesen Ländern schneller gehen wird, die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten und die Produkte auf den Markt zu bringen.

Zum Hintergrund: Kakao wird hauptsächlich in Westafrika angebaut, wo die Folgen der Erderwärmung schon jetzt deutlich zu spüren sind. Nicht nur Hitze und Trockenheit führen dazu, dass die Erntemengen sinken, sondern auch die vermehrt vorkommenden Starkregenereignisse mit Überschwemmungen. Dadurch hat sich der Kakao-Preis allein im vergangenen Jahr verdoppelt. Neben neugezüchteten Kakao-Sorten kann der biologische Anbau eine Lösung sein. Zusätzlich könnten Produkte aus dem Bioreaktor das Angebot an nachhaltig erzeugtem Kakao ergänzen. Neben einem geringen Flächen- und Wasserverbrauch haben sie auch den Vorteil, dass die Produktion unabhängig von Erntezeiten ist. Die Frage des Energieverbrauchs einer solchen Produktion im großen Stil ist allerdings noch zu klären.

Verbraucherinnen und Verbraucher können eine nachhaltige Kakaoproduktion unterstützen, indem sie ökologisch und fair hergestellte Schokolade kaufen.

Melanie Kirk-Mechtel und Britta Klein, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

Kakao – von der Bohne zum Kakaopulver und zur Schokolade: bzfe.de/lebensmittel/lebensmittelkunde/kakao

Augen auf beim Schoko-Kauf: bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/augen-auf-beim-schoko-kauf

Fleisch aus dem Labor – kultiviertes Fleisch unter der Lupe: bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/fleisch-aus-dem-labor

Kommt jetzt der Fisch aus Zellkultur?: bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/kommt-jetzt-der-fisch-aus-zellkultur

(Bildquelle: dima_pics/stock.adobe.com)

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