(BZfE) – Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel setzt sich für mehr Nachhaltigkeit in den Supermarktregalen ein. Trotz positiver Entwicklungen, vor allem bei Umweltthemen, bleibt aber noch viel Luft nach oben. Zu diesem Resultat kommt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA).
Der Lebensmitteleinzelhandel spiele laut UBA eine bedeutende Rolle als Schnittstelle („Gatekeeper“) zwischen Produktion und Konsum. Durch Sortimentsgestaltung und Produktanforderungen bestimme er mit, welche Waren und Rohstoffe in welcher Form und zu welchem Preis produziert und konsumiert werden.
Bereits 2022 wurde im Auftrag des UBA ein Bewertungssystem entwickelt, um die Aktivitäten der acht umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands im Umwelt- und Klimaschutz systematisch zu erfassen und einzuordnen. Für die aktuelle Studie wurde es um die Nachhaltigkeitsaspekte, soziale Verantwortung und Tierwohl erweitert. Eingeschlossen waren alle Produkte des Food-Eigenmarken-Sortiments für das Jahr 2023.
Die Auswertung hat gezeigt, dass alle Unternehmen die Themen Umwelt, soziale Verantwortung und Tierwohl angehen. Eine einheitliche und durchgängige Nachhaltigkeitsstrategie, die eine grundlegende Transformation vom Einkauf bis zur Konsumentenansprache umfasst, konnten die Forschenden aber bei keinem Unternehmen erkennen.
Fortschritte gab es in erster Linie im Umweltbereich. Vor allem das Nachhaltigkeitsmanagement hat sich seit 2022 verbessert, sodass Defizite systematischer untersucht und messbare Ziele überprüft werden. Einzelne Unternehmen haben angekündigt, zur Senkung der Treibhausgasemissionen auf per Flugzeug importierte Lebensmittel zu verzichten. Andere Umweltdimensionen wie Biodiversität werden jedoch kaum berücksichtigt.
Beim Tierwohl hat der Handel seit einigen Jahren ein vierstufiges Kennzeichnungssystem etabliert, bei dem wichtige Bereiche wie Transport und Schlachtung jedoch nicht einbezogen sind. Nach Ansicht des UBA fehlen wirksame Schritte, um den Absatz von Fleisch höherer Haltungsformen zu fördern. Positiv seien Initiativen wie die Preisangleichung von Fleischprodukten und veganen Alternativen.
Nach Ansicht des UBA könnte der Lebensmitteleinzelhandel seinen Einfluss und seinen Handlungsspielraum noch stärker nutzen, um die notwendige Transformation des Ernährungssystems voranzutreiben. Es wird empfohlen, mehr Nachhaltigkeit von den Lieferanten einzufordern und Erzeugern für höhere Standards einen finanziellen Ausgleich zu bieten. Die Branche weist die Kritik jedoch zurück. „Der Handel ist weder Gatekeeper, noch kann und will er beliebig auf die Produzenten einwirken“, erklärt der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH).
Heike Kreutz, www.bzfe.de
Weitere Informationen:
humweltbundesamt.de/publikationen/wie-nachhaltig-sind-die-deutschen-supermaerkte
Nachhaltig einkaufen– was bedeutet das? bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf
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