Kartoffeln im Gewächshaus anbauen – hallo, wer macht den sowas?! Ich mach' so was, wenn auch ungeplantermaßen und in der Erwartung, dass es sich als absoluter Schwachsinn entpuppen könnte. Eigentlich hatte ich dieses Jahr geplant, mein viel zu kleines Gemüsebeet zu einem Großteil mit Kartoffeln zu bestellen. Ausgesucht hatte ich mir dazu die mittelfrühe Sorte 'Bellinda', die sowohl geschmacklich als auch in puncto Ertrag, Hitzeverträglichkeit und Blattgesundheit zu den empfehlenswerten Sorten zählen soll. Bis die Pflanzkartoffeln eintrafen, war ich aber schon längst wieder der Versuchung erlegen, alle möglichen anderen Sachen auszuprobieren (u.a. die Milpa-Kombi, von der ich in meinem vergangenen Post berichtet habe). Ergo: Auf dem Beet blieb nur noch wenig Platz für meine sorgsam vorgetriebenen Kartoffelknollen. Nachdem ich zunächst alle noch verfügbaren Kübel mit Pflanzerde befüllt und mit Kartoffeln bestückt hatte, hatte ich immer noch einige Handvoll übrig. Und da ich nervlich gerade nicht in der Verfassung war, in meinem Bekanntenkreis nach Abnehmern zu suchen, beschloss ich kurzerhand, sie im Randbereich unserer Gewächshausbeete unterzubringen.
Wie dieses Experiment ausgehen würde, darauf war ich gleich in mehrerer Hinsicht sehr gespannt:
- Die „Grundbeete“ in unserem vom Vorbesitzer übernommenen Gewächshaus entstanden aus Zeitgründen mal wieder in einer improvisierten Hauruckaktion, indem wir die Bodenplatten entfernten und den dicken Unterbau aus Sand mit Kompost mischten – von Mutterboden keine Spur.
- Normalerweise achte ich insbesondere bei Tomaten auf einen weiten Pflanzabstand und entferne nach und nach die unteren Blätter, damit sich dort kein Spritzwasser absetzen und Pilzkrankheiten fördern kann. Pilzfreundlicher als bei meiner Kartoffel-Tomaten-Kombi geht’s aber kaum, denn es würde eng werden, das war mir von vornherein klar.
- Andererseits ging ich zumindest der Kraut- und Braunfäule an den Tomaten aus dem Weg, indem ich mit 'Phantasia' eine resistente Sorte verwendete. Und ich hatte mir vorgenommen, dieses Jahr noch mehr darauf zu achten, mit wenig Druck (= wenig Spritzwasser) und nur direkt an den Pflanzenfuß zu gießen.
- Würden dafür die Kartoffeln unter Kraut- und Knollenfäule leiden? Oder würden sie sich unter den Gewächshausbedingungen ganz wunderbar entwickeln – und was für Erträge würden sowohl die Tomaten- als auch die Kartoffelpflanzen in diesen beengten Verhältnissen wohl bringen?
Es hätte also durchaus spannend werden können, das gemischte Solanaceaen-Doppel. Wenn, ja, wenn, nicht die Kartoffeln im Gewächshausklima geradezu explodiert wären. Innerhalb von drei Wochen hatten sie die Tomaten, die ich eigentlich für die Grundbeete eingeplant hatte, schon deutlich überholt. Damit die armen Tomätchen überhaupt noch Licht abbekamen, brach ich anfangs noch regelmäßig die zur Beetmitte wachsenden Kartoffelblätter aus.
Bis zu diesem Wochenende, da musste ich mir eingestehen, dass die Tomaten in meinem Kartoffel-Dschungel schlicht keine Chance haben: Das Kartoffellaub hat die Meter-Grenze längst überschritten, ich kann gar nicht so viele Blätter ausbrechen wie innerhalb kürzester Zeit nachwachsen, während die Tomatenpflanzen kaum an Größe zulegen konnten. Und die Moral von der Geschicht': Unterschätz' Deine Kartoffeln nicht! Bin gespannt, wie sie sich im Laufe der Saison weiterentwickeln.
Die Tomaten jedenfalls habe ich erlöst und wieder ausgebuddelt; da sie ja über eine Phytophtora-Resistenz (Kraut- und Braunfäule-Resistenz) verfügen, dürfen sie sich nun in Töpfen im Freien entfalten – und werden die Kartoffeln in Sachen Wuchshöhe hoffentlich bald eingeholt haben.
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