Wer heute mit seinen Kindern auf den Spielplatz zieht, braucht schon fast eine Reisetasche: Sandspielzeug, Windeln, Flasche und – ganz wichtig: das obligatorische Fresspaket. Die einen haben Bananen, Trauben und Apfel-Chips dabei, die anderen Maiswaffeln und Hirsekringel. Und dann gibt es noch die ganz gefährlichen: die Eltern, die ihre Kinder vor den Augen meines Sohnes mit Keksen und Schokolade füttern. Hier lernt er die böse, böse Welt kennen...
Nein, Quatsch beiseite: Auch mein Kleiner kennt inszwischen Gummibärchen und Schokolade und weiß auch ganz genau, wo er bei uns in der Stadt die Eisdiele findet. Obwohl ich eigentlich eher der Maiswaffel-Fraktion angehöre. Aber was mir an den Spielplatz-Fresspaketen so aufstößt, ist die Kultur des unaufhörlichen Essens: Kaum sind die Trauben in der einen Box leer, wandern die Kinder zur nächsten Mama, die ihnen Kekse, Brezeln oder Kringel anbietet. Damit geht's dann wieder kurz in den Sandkasten, nur um bald darauf schon wieder in Mamas Tasche zu kramen. "Magst du vielleicht was trinken?" - "Nein, Hunger!". Baff.
Meist nimmt er die Flasche dann doch. Doch bis zum Abendbrot hat er trotzdem so viel in sich hineingestopft, dass er zwar noch Paprika und Oliven nascht. Ein Brot isst er an so einem Tag aber nur noch selten. Am liebsten würde er schnell wieder vom Tisch verschwinden, nur um dann eine halbe Stunde später wieder zu verkünden: "Hunger!"
Sind wir doch mal ehrlich:
Klar haben unsere Kinder hin und wieder Hunger. Aber wenn sie zu den geregelten Mahlzeiten ihre Portion bekommen, benötigen sie nicht im 10-Minuten-Abstand Nachschub. Wenn Kinder nach Essen betteln, hat das meist einen ganz anderen Grund:
- Entweder sie werden mit den Reizen des Essbaren überflutet (wie auf dem Spielplatz, wo überall die Tüten, Dosen und Boxen lauern)
- oder ihnen ist langweilig (weil niemand ihren Sandkuchen kaufen will)
- oder sie wünschen sich die Aufmerksamkeit ihrer Eltern (die sie oft ja den ganzen Morgen nicht gesehen haben).
Und sind wir mal noch ehrlicher:
Wenn wir unsere Kinder pausenlos mit Essen füttern, tun wir das, weil wir ihnen diese Aufmerksamkeit gerade nicht schenken wollen: weil wir uns unterhalten wollen, weil wir keine Lust haben, im Sand zu buddeln oder es ganz banal eine einfache Lösung ist.
Ich weiß: Mein Sohn hat Hunger, wenn er aus der Kita kommt. Sonst würde er nicht zwei Bananen auf einmal verdrücken. Aber meine Lösung diesen Sommer lautet: Wir nehmen uns am frühen Nachmittag Zeit für ein Picknick. Da darf er dann so viel essen, wie er braucht. Und dann geht es zum Spielen.
Ich bin gespannt, wie lange ich es durchhalte.
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