Wenn Gärtner stundenlang nur noch in Vogel-Strauß-Haltung durchs Beet stolpern, weiß man: es ist Herbst, die Saison für frühjahrsblühende Zwiebelblumen hat begonnen. Mit den Zwiebelblumen, wie mit den Knollenpflanzen, ist es eine Last und eine Lust gleichermaßen. Der Suchtfaktor ist definitiv sehr hoch. Mit kaum einer anderen Pflanzengruppe lassen sich so leicht sichere Erfolge feiern und tolle Effekte erzielen und man kann das Stecken der Zwiebeln bequem über mehrere Wochen verteilen. Selbst im November ist prinzipiell noch Zeit, vorausgesetzt, der Boden ist frostfrei und der Gärtner entsprechend kälteresistent. Hartgesottene, Vielpflanzer und alle jene, die schlicht einen günstigeren Zeitpunkt verpasst haben, sieht man gelegentlich sogar mit Stirnlampen durchs Staudenbeet geistern. (Ich habe das natürlich noch nie gemacht – schließlich haben wir eine Außenbeleuchtung...)
Sich bei der riesigen Auswahl an Arten und Sorten zu entscheiden – nahezu unmöglich, also ziehen jedes Jahr weitere Bewohner in den Garten ein. Was vor allem bei besonders prächtigen Tulpensorten ohnehin empfehlenswert ist, denn sie sind meist kurzlebig und verabschieden sich mitunter schon nach zwei, drei Jahren wieder aus dem Beet, weshalb am besten laufend für Nachschub gesorgt wird. (In Gärten, die bei Wühlmäusen als All-Inclusive-Ressorts gehandelt werden, setzt man die Zwiebeln am besten in Körbchen aus verzinktem, 0,7 mm starkem Drahtgeflecht. Die Maschenweite sollte maximal 13 mm betragen, denn Wühlmäuse sind Meister im Baucheinziehen.)
Schlimm beim Zwiebelsetzen sind allerdings die Momente, da das Schäufelchen oder der Blumenzwiebelpflanzer* beim Einstechen in die Erde mit einem Mal seltsam satt durch etwas hindurchgleitet. Eine Zwiebel gesteckt, die andere zerstört, das passiert mit zunehmender Dichte im Beet immer mal wieder und lässt mich innerlich jedes Mal aufjaulen. Zumindest bei den hochpreisigen Zierlauchsorten wie dem allherrlichen 'Globemaster' – eine Zwiebel kostet im Schnitt fünf Euro, ist aber jeden einzelnen davon wert – merke ich mir daher ganz genau, wo sie wachsen oder markiere die Stellen mit einem kleinen Stäbchen.
Hier mal eine Auswahl der Zwiebel- oder Knollenpflanzen, die sich in meinen Beeten tummeln und die ich jedem nur empfehlen kann, sortiert nach der Blütezeit
Winterlinge (Eranthis hyemalis)
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
Kleine Zwerg-Schwertlilie (Iris histrioides)
Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum)
Krokusse (Crocus spec.)
Traubenhyazinthen (Muscari azureum)
Märzenbecher (Leucojum vernum)
Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida 'GP Baker')
Balkan-Windröschen (Anemone blanda)
Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)
Tulpen (Tulipa spec.)
Narzissen (Narcissus spec.)
Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris)
Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta, H. hispanica)
Zierlauch (Allium spec.)
Blauer Lerchensporn (Corydalis elata 'Blue Summit')
Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium)
Rosen-Herbst-Krokus (Crocus pullchellus)
Ihr solltet ganz ehrlich auf keine einzige dieser tollen Pflanzen verzichten. In diesem Sinne: fröhliches Zwiebeln setzen!
*Blumenzwiebelpflanzer: Seltsam aussehendes aber gar nützliches Gerät, das einem überdimensionierten Apfelentkerner gleicht. Wird mit einer leichten Drehbewegung in den Boden gebohrt und entnimmt beim Herausziehen eine kleine Erdsäule. Durch Zusammenpressen des Griffs erweitert sich der Metallring, der die Erde festhält (wie bei einer Springform) und gibt sie frei – das Loch mit der nun darin ruhenden Zwiebel ist wieder perfekt verschlossen.
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