Unser Haus hat aus gartenbaulicher Sicht einen entscheidenden Fehler: Es hat keine oder nur sehr schmale Fensterbänke und je nach Zimmer entweder tiefe Räume oder kleine Fenster und Dachschrägen. Will sagen, viele unserer Zimmerpflanzen leiden eigentlich unter ständigem Lichtmangel. Der Sommer ist noch weitgehend okay, zumal sich dann zumindest einige Exemplare draußen in der Sommerfrische erholen dürfen. Aber der Winter setzt ihnen regelmäßig arg zu.
Wenn dann ab und an mal eine Pflanze besonders mitgenommen aussieht, landet sie dort, wo man sie nicht allzu sehr im Blick hat und es zumindest einen Tick heller und kühler ist als in den geheizten Räumen mit Dachschräge: auf der Treppe zum Dachboden. Die betreten wir nur selten, weshalb ich sie kurzerhand zum Bücherregal und Pflanzenerholungsheim umfunktioniert habe.
Soweit meine Definition. Bis mein Mann eines Tages knochentrocken meinte, das sei kein Erholungsheim, das sei doch wohl eher eine Sterbetreppe.
Ob es von dort schon mal irgendein Exemplar zurück in die Wohnräume geschafft hätte, fragte er auf meine empörte Reaktion hin. Zugegeben, als erstes zogen die Pflanzen vor meinem inneren Auge vorbei, die in der Tat nur noch die Heiligsprechung als Humus erfahren hatten. Aber, jaaa, es gab tatsächlich auch Rückkehrer – und gibt sie übrigens noch! Auf eine von ihnen bin ich besonders stolz, und das ist das Süßkraut.
Stevia rebaudiana aus Samen anzuziehen, sei recht schwierig, hatte ich immer wieder gelesen. Grund genug, mal auszuprobieren, ob dem wirklich so ist :-) . Tatsächlich war die Keimrate äußerst gering, aber da ich entsprechend großzügig ausgesät hatte, entwickelten sich doch drei Pflänzchen, die ich später in einem Topf zusammensetzte. Klein, aber fein waren sie, als der Herbst nahte, und sich die Frage der Überwinterung stellte. Im warmen Zimmer? Da war mir die Gefahr zu groß, dass sich Schädlinge über die zarten Wesen hermachen. Dunkel und kühl im Keller? Das hätte fast zwangsläufig den Tod durch Vergessen bedeutet. Blieb also die Sterbetreppe bei trockener Haltung. Und was soll ich sagen, am Ende des Winters hing zwar kein Blättchen mehr an den trockenen Stielen, aber ausnahmsweise sollte das auch so sein.
Stevia-Sud herstellen
1 Handvoll Stevia-Blätter mit einer Tasse Wasser aufkochen und zwei Minuten köcheln lassen. Durch ein Sieb abseihen und in zuvor im Wasserbad sterilisierte Fläschchen füllen. Optimal sind Apothekerfläschchen aus braunem Glas, auf die ein Deckel mit integrierter Dosierhilfe kommt. Nach dem ersten Aufschrauben bleibt die Dosierhilfe automatisch auf dem Fläschchen stecken.
Zwar litt ich in den nächsten Wochen still vor mich hin, wann immer Besucher zweifelnde Blicke auf die trockenen Strünke warfen – aus denen sich wirklich mitleidserregend milimeterfeine grüne Triebe schoben. Aber ich widerstand der Versuchung, jedes Mal lautstark zu erklären „das muss so sein“ und wartete ab. Kniff von Zeit zu Zeit die Triebspitzen ab, um eine besserer Verzweigung zu erzielen, und nach und nach waren die Pflänzchen endlich wieder als Stevia zu erkennen.
Die ausgekniffen Triebspitzen habe ich natürlich nicht weggeworfen, sondern direkt mit meiner kleinen Tochter geteilt, die von den wirklich krass süßen festen Blättchen hellauf begeistert war. Wenn mir die Pflanzen groß genug sind, werde ich die Triebspitzen auch mal länger wachsen lassen, um Stecklinge zu machen. Das ist nämlich definitiv die leichtere Vermehrungsmethode. Auch größere Koch- oder Backaktionen sollen noch folgen – wobei ich das getrocknete Kraut nicht so prickelnd finde und auf Stevia-Sud zurückgreifen werde.
Kommentare (0)