Das war doch mal perfektes Timing: Gerade hatte ich meinen Beitrag zur Haferwurzel mit dem Tipp zur Saatgutbörse Gartenschätze fertig geschrieben, da mailte mir Julia Icking und fragte, wie das denn eigentlich mit den alten und den samenfesten Gemüsesorten sei. Wenn das kein Fingerzeig ist, das Thema aufzugreifen, schließlich liegt beides nahe beieinander :-) .
Fangen wir mit den alten Sorten an. Grundsätzlich bin ich ein Fan alter Sorten, egal, ob es sich um Gemüse, Obst oder Zierpflanzen handelt. Sie anzubauen, ist schon deshalb sinnvoll, weil wir damit wichtige genetische Ressourcen erhalten. Viele alte Sorten besitzen nämlich zum Beispiel eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber bestimmten Schaderregern oder Klimaeinflüssen und können verwendet werden, um jüngere, aber anfälligere Züchtungen zu verbessern. Davon abgesehen tragen alte Sorten natürlich auch ganz allgemein zur Biodiversität bei und sind ein lebendiger Teil Kulturgeschichte.
Aus Verbrauchersicht sind meine ganz persönliche Erfahrungen mit alten Sorten gemischt: Gerade beim Obst fand ich bislang noch alle probierten alten Sorten deutlich aromatischer als die Standardsorten. Apfelallergikern wird auch immer wieder empfohlen, sich durch alte Sorten zu testen, da vielen von diesen besser verträglich seien.
Beim Gemüse merke ich mitunter, was Gewöhnung ausmacht – leider. Was vom Bekannten abweicht, geht hier oft nicht so richtig an mich ran, das betrifft in erster Linie manche alte Gemüseart aber eben auch einige alte Sorten: Und wenn ich zehnmal weiß, dass Bitterstoffe gesund sind, der mildere Spinat ist mir einfach lieber als seine heimische Vorgängerin, die Melde. Auch alte Tomatensorten sind nicht per se lecker, nur weil sie eine Geschichte haben, hier hilft nur Aussäen und Probieren.
Bei den Zierpflanzen, naja, da kommt es wieder ganz aufs individuelle ästhetische Empfinden an – zu viel Gerüsche ist wie ihr wisst nicht meins, egal ob es von alten oder neuen Sorten stammt.
Alte Sorten haben in jedem Fall einen entscheidenden Vorteil: Sie sind samenfest. Das bedeutet, wenn ich von meiner Pflanze Saatgut gewinne und es im nächsten Jahr aussäe, haben die sich daraus entwickelnden Pflanzen die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze. Einmal gekauft, kann ich die jeweilige Sorte also immer weiter und weiter vermehren – und zum Beispiel verschenken oder auf Saatgutbörsen gegen andere Samen eintauschen.
Genügend Gründe, sich für samenfeste Sorten zu entscheiden? Das würde ich auf jeden Fall unterschreiben – und trotzdem hin und wieder auch zu nicht samenfesten Züchtungen greifen. Weshalb, dazu mehr im nächsten Post ;-).
Kommentare (1)
Liebes Löwenszähnchen, vielen Dank für die Infos zu den alten und samenfesten Sorten. Ich ziehe nun auf meiner Fensterbank samenfeste Tomaten und Paprika vor. Ich bin auf den Ertrag gespannt und auch darauf ob es mir tatsächlich gelingt, Saatgut für die nächste Saison zu gewinnen. Drück mir die Daumen! Viele Grüße Julia