Ich hätte es wissen müssen! Es war klar wie Kloßbrühe oder zumindest wie Salbeitee!
Dieses Frühjahr hatte ich mich dazu entschlossen, meinen Salbei radikal zurückzuschneiden. Er war in den vergangenen Jahren zu einem echten Busch herangewachsen und hat mir in meinem winzigen Gemüsebeet zuletzt einfach zu viel Platz eingenommen.
Tatsächlich war ich mir jedoch einigermaßen sicher gewesen, dass er meine Radikalkur nicht oder nur schlecht überstehen würde: Normalerweise empfiehlt es sich beim Rückschnitt, die Schere nicht tiefer anzusetzen als dort, wo aus den verholzenden Trieben noch frische Spitzen sprießen. Ich trieb die Klingen hingegen gnadenlos bis ins scheinbar uralte Holz hinein, ganz nach dem Motto, „wachs oder stirb“. Für letzteren Fall hatte ich einige wenige Triebe geschont, von denen ich im Notfall noch schnell Stecklinge nehmen wollte.
Was soll ich sagen, Salbei ist echt hart im Nehmen. Aus dem verhutzelten, knorrigen Etwas, das nach meiner Sonderbehandlung noch übrig war (und das ich fast doch noch ganz herausgerissen hätte), entwickelte sich innerhalb weniger Wochen erneut ein vitaler Strauch. Vermutlich hätte man zum jetzigen Zeitpunkt schon keinen Unterschied mehr bemerkt, aber da ich den Salbei nun regelmäßiger beernte als zuvor, bleibt er bislang schön kompakt und ansehnlich.
Was das alles mit Wahrsagerei zu tun hat? Naja, zum einen werden Salbeiarten bis heute gerne zum Räuchern verwendet und der Azteken-Salbei (Salvia divinorum) kann sogar heftige Halluzinationen hervorrufen. Doch auch der Echte Salbei (Salvia officinalis) scheint durchaus gewisse Talente zu besitzen.
Denn die Erklärung für seine enorme Wüchsigkeit liegt rückblickend ganz klar auf der Hand: Er muss gewusst haben, dass wir vier dieses Jahr jeden, aber auch wirklich jeden Krankheitserreger zu uns nach Hause einladen würden. Der Verzehr von Salbeitee hat in der Folge Größenordnungen erreicht, die weit jenseits des Genusses liegen, aber hoffentlich dem einen oder anderen Keim erfolgreich den Garaus gemacht haben.
Salve Salvia, du schlaues Kraut, wir lieben dich!
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