In meiner Oster-Schatzkiste geht es ähnlich bunt zu wie beim Weihnachtsschmuck: Die Zahl der Hasen orientiert sich an der natürlichen Vermehrungsrate. Ausgeblasene Hühnereier mit Buntstiftkritzeleien aus meiner Kindheit ruhen neben gekauften, detailreich mit Hornveilchen oder Rosenblüten verzierten Gänseeiern. Einige von meinen Eltern liebevoll bemalte Stücke hüte ich wie meinen Augapfel und meiner Oma verdankt ein arg ramponiertes Paar aus Hahn und Henne seinen (für Außenstehende nicht nachvollziehbaren) Unantastbarkeitsstatus.
Im Mittelpunkt soll heute aber ein ganz besonderes Andenken an meine Oma stehen, das jedesmal einen Platz ganz oben im Osterstrauß bekommt: ein ausgeblasenes, in dezentem Hellbraun gefärbtes Ei mit zarten Gräser- und Blütenmotiven. Allerliebst, das ist das Wort, was mir bei Betrachten jedes Mal durch den Kopf schießt. Und gestern habe ich es endlich einmal geschafft, die Technik auszuprobieren, mit der es gemacht wurde.
Eigentlich klingt es ganz simpel: Man nehme ein ausgeblasenes Ei und lege angefeuchtete Gräserrispen, Blätter oder Blüten darauf. Dann stülpe man einen Nylonstrumpf darüber, binde ihn fest zu, damit nichts verrutscht und ab ins Farbbad – am besten natürlich aus Naturfarben. Durch einen Schuss Essig im Wasser nimmt die Schale die Farbe besser an.
Gewünschter Farbton | benötigtes Material |
Gelb | Kamille |
Orange | Karottenschalen |
Braun | Zwiebelschalen |
Grün | Brennnesseln |
Blau | Rotkohl (zerkleinerte Hüllblätter) |
Rot | Rote Zwiebelschalen |
Es gibt natürlich noch viele andere gut färbende Lebensmittel, aber Resteverwertung und Selbersammeln sind sicherlich am Sinnvollsten. |
Also ab in den Garten, gemeinsam mit dem lieben Kindlein, und schöne Motive gesucht (zum Glück gab es schon wieder schneefreie Flächen). Besonders geeignet erschienen uns klar umrissene Formen, etwa Blätter von Winterlingen und Walderdbeeren oder Farnspitzen. Vierblättrigen Klee haben wir zwar leider nicht gefunden, aber das Glück war uns dennoch hold. Mein Befürchtung, dass die Sache mit den grünen Schablonen völlig in die Hose gehen würde (ich bin nämlich ziemlich gut darin, gerade simpel klingende Dinge völlig zu verbocken), traf nämlich nicht zu. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl natürlich noch Luft nach oben ist.
Besonders schön fand ich die Färbewirkung der ausgekochten Zwiebelschalen, aber auch der Versuch, alten Kaffeesatz ein zweites Mal zu überbrühen, ist eine Wiederholung wert. Zuletzt haben wir die Eier noch mit etwas Öl eingerieben und fertig war die nostalgische Osterdekoration.
Meine Verbesserungsvorschläge an mich selbst nach dem ersten Versuch: Dünnere Söckchen oder Mullbinde verwenden. Eier erst nach dem Färben auspusten, dann muss man sie nicht umständlich beschweren, um sie unter Wasser zu halten. (Dabei entstehen nämlich unschöne Farbränder und die Blätter können verrutschen, was zu unscharfen Konturen führt.) Logischerweise sollte der Sud dann schon abgekühlt sein, sonst gibt's anstelle von Schmuck für den Strauß hartgekochtes Ei. Kalter Sud funktioniert aber auch, wenn man die Eier einfach über Nacht stehen lässt, habe ich bereits getestet :-). Übrigens, man braucht absolut keine reinweißen Eier, braune (Bio-)Eier eignen sich ebenso gut!
Vielleicht wiederholt der „Osterhase“ die Verziererei am Samstag sogar noch mal mit hartgekochten Eiern – aber nur, wenn er ganz besonders gut drauf ist ;-). Euch wünsche ich auf jeden Fall schon mal viel Spaß beim Nachmachen und ein schönes Osterfest.
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