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Ich liebe Zwetschen. Pur vom Baum, auf dem Kuchen, als Mus und natürlich eingeweckt mit Zimt und Nelken. Bei letzterem frage ich mich rückblickend, wie ich es eigentlich so lange ohne diese Köstlichkeit aushalten konnte, die am Wochenende den zusätzlich servierten Vanillepudding locker an die Wand spielte.

Eingemachte Zwetschen in offenem Weckglas
juefraphoto / stock.adobe.com

Dass ich nun endlich mal wieder in den Genuss kam, ist einer mehrjährigen glücklichen Verkettung von Umständen zu verdanken:

  • Endlich ein eigener Garten – endlich die Gelegenheit, Pflaumenbäume zu pflanzen.
  • Endlich Pflaumenbäume – endlich Pflaumen aus eigener Ernte im Überfluss.
  • Überfluss muss blitzschnell haltbar gemacht werden – Pflaumen landen entsteint im Tiefkühler.
  • Tiefkühler wird benötigt – Pflaumen müssen raus, aber wohin?
  • Gewagtes Gedankenspiel: Da stehen doch ein paar Weckgläser im Keller, was wäre wenn...?

Das was wäre wenn, endete in der Erkenntnis, dass in mir eine unterdrückte Hauswirtschafterin schlummert, die gelegentlich mit Macht ihr Recht verlangt, dabei aber neben meinem freien Willen dummerweise auch mein Sprachzentrum unterdrückt – will sagen, wenn ich koche, verlerne ich im selben Moment das Lesen.

Dieses Phänomen begleitet mich schon mein Leben lang: Sonst durchaus eine begabte Querleserin, versagen die Filterfunktionen bei Rezepten kläglich. Beim normalen Kochen fehlen zum Glück meist nur Gewürze oder die Essenszeit verschiebt sich deutlich nach hinten, weil ich mal wieder Ziehzeiten übersehen habe. Wenn es um grundlegende Techniken geht, sind übersehene Details allerdings wirklich ungünstig – regen aber immerhin die Kreativität an.

So geschehen bei meinem ersten Einweckversuch: Im Keller die Weckgläser samt Gummis von einem zurückliegenden Suppenkauf. Im Tiefkühler die platzraubenden Zwetschen. Im Internet die Kurzanleitung fürs Einwecken im Backofen. Im Kopf tausend Dinge von A bis Y, die eigentlich noch vor den Zwetschen erledigt werden müssten.

Was ich also tat:

  • Backofen auf 180 °C vorheizen.
  • 1,5 kg Zwetschen auf die frisch gespülten Weckgläser verteilen, dazu 3 Nelken je Glas.
  • Zuckersirup herstellen aus 1.200 ml Wasser, 400 g Zucker, zwei Päckchen Vanillezucker und einer guten Prise Zimt.
  • Zuckersirup auf Gläser verteilen bis 2 cm unterhalb des Rands.
  • Glasdeckel samt Gummi drauf.
  • Gläser auf ein 1 cm hoch mit Wasser befülltes Backblech stellen.
  • 30 Minuten bei nun 75 °C ziehen lassen.

Was ich nicht tat:

  • Deckel mit Metallklammern fixieren.

Tja, dumm gelaufen, irgendwie hatte ich so überhaupt nicht über das physikalische Prinzip des Einweckens nachgedacht, sonst wäre ich vielleicht von selbst darauf gekommen, dass da etwas Entscheidendes fehlt. Denn der Unterdruck, der dafür sorgt, dass der mit einem Gummi versehene Glasdeckel später auch ohne Klammern fest und dicht schließt, baut sich erst während der Abkühlphase auf.

Darauf kam ich dann aber ziemlich schnell, als ich die Weckgläser voller Stolz aus dem Ofen holte und – für mich völlig überraschend – mühelos den Glasdeckel des ersten Glases abnehmen konnte.

Nachdem ich mich oft genug der Dummheit bezichtigt hatte, folgte die typische Trotzreaktion: Das muss doch auch ohne Klammern gehen!
Und siehe da: Der daraus resultierende gewagte Aufbau aus Zwiebeltöpfen, Süßigkeitenkisten und anderen schweren Gegenständen auf den glücklicherweise großen Weckgläsern funktionierte! 24 Stunden später hielten die Glasdeckel bombenfest auf den Gläsern. Bis auf das erste Glas natürlich, aber bei dem nutzten die Gelegenheit, um das Resultat umgehend zu probieren – lecker und Grund genug, um sich nun doch noch ein paar der hilfreichen Klammern anzuschaffen!

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