In meinem Beitrag Wenn Sohnemann alleine kocht... ging es unter anderem darum, dass er unbedingt etwas „Gesundes“ kochen wollte. Nachdem ich den Text geschrieben hatte, stellte eine Kollegin die Frage in den Raum: „Ist es eigentlich gut, Kindern gegenüber das Essen in gesund und ungesund einzuteilen?“ Wenn sie eine Schale mit Gurken und Paprika auf den Tisch stellt, ist das bei ihr nichts „Gesundes“, sondern etwas „Buntes“ oder „Frisches“. Interessanter Ansatz, finde ich!
Das Bundeszentrum für Ernährung hat dazu einen Artikel veröffentlicht: Tabuwörter in der Ernährungsbildung. Der Inhalt: Kinder sollen nicht lernen, Lebensmittel zu verdammen, weil sie zum Beispiel das Etikett „ungesund“ haben. Oder noch schlimmer: "gesund" mit "schmeckt nicht" gleichsetzen – nur weil sie vielleicht den gesunden Brokkoli oder das gesunde Vollkornbrot (zurzeit) nicht mögen. Vielmehr sollen Kinder angeregt werden, die Vielfalt des Essens zu genießen – ohne sich allzuviele Gedanken darüber zu machen.
Bei uns zu Hause lief das bisher ganz gut. Gesund oder ungesund ist am Tisch kein Thema. Auch, dass mein Sohn „gesundes Essen“ im Kindergarten kennengelernt hat, hatte darauf keinen Einfluss. Meine Kinder liiiieeeeeben aber auch beide Rohkost. Tomaten, Gurken, Paprika verschwinden oft als erstes im Mund. Deshalb bin ich da recht gelassen.
Was sich hier aber zeigt: Ich habe die Schere im Kopf! Ich mache mir keine Gedanken, weil meine Kinder viel Gemüse und Obst essen – was ich als „gesundes Essen“ einstufe. Davon lasse ich sie gerne so viel essen, wie sie möchten. Wenn sie allerdings dabei sind, sich die dritte Scheibe Wurst pur in den Mund zu schieben, kommt der mahnende Einwurf: „Nur, wenn du dazu auch ein Brot isst!“
Womit wir mitten im Thema sind. Denn was kommt im Zweifelsfall bei den Kindern an – ähnlich vielleicht der Einteilung in gesund und ungesund? Das eine MUSS ich essen, das andere DARF ich NICHT essen. Ob ich damit dazu beitrage, dass meine Kinder Brot ab sofort lieber mögen...?
Außerdem: Morgens essen sie Brot oder Müsli, mittags in der Regel Nudeln, Kartoffeln oder Reis. Sie haben abends also schon eine Menge Kohlenhydrate gegessen. Vielleicht brauchen sie gar keine mehr. Fleisch gab es dagegen manchmal den ganzen Tag noch nicht, so dass sie das jetzt nachholen.
Die Ernährungspyramide: Ein Anhaltspunkt für vielseitiges Essen und Trinken
Egal ob Süßes, Brot, Gurken oder Fleisch: Wenn wir immer nur das Gleiche essen, führt das in der Regel zu Mangelerscheinungen, die uns krank machen. Auch gibt es natürlich Lebensmittel, die uns besser mit Nährstoffen und Vitaminen versorgen als andere. Hier gibt die Ernährungspyramide einen guten Anhaltspunkt dafür, wie eine vielfältige Ernährung aussehen kann.
Was wir bei all dem nicht vergessen dürfen: Wir sind die Vorbilder. So lange wir abwechslungsreich essen, tun das hoffentlich auch unsere Kinder (wenn auch nicht zu jeder Zeit). Sollte das irgendwann nicht mehr funktionieren, ist vor allem Geduld gefragt. Und eine neue, bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema...
Wie viel Wert legt ihr auf eine vielseitige Ernährung? Müssen eure Kinder bestimmte Lebensmittel essen? Spielt das Wort „gesund“ dabei eine Rolle? Habt ihr Erfahrungen damit, wie sich das auf das Essverhalten auswirkt? Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen in einem Kommentar zu diesem Text mit mir teilt!
Kommentare (2)
Vielen Dank für den Artikel. Ich gebe dem obigen Artikel vollkommen Recht, dass die Unterteilung in "gesund" und "ungesund" keinen allzu großen Stellenwert einnehmen sollte, um keine kontraproduktiven Effekte zu erzielen. Meiner Ansicht nach ist es allerdings dennoch wichtig, Kindern zu vermitteln, welche Lebensmittel "gesund" sind - und gleichzeitig zu erklären, weshalb sie es sind. Umgekehrt dasselbe mit "ungesunden" Lebensmitteln. Warum? Damit Kinder sich prinzipiell orientieren können.
Wichtig finde ich dabei, dass man es erläutert. Z.B. ist etwas "gesund" wenn der Körper es "braucht". Und "brauchen" tut er es, um zu wachsen, damit die "Körperpolizei" (Immunabwehr) funktioniert usw. "Ungesund" ist etwas, wenn es zwar vielleicht gut schmeckt, aber der Körper es eben "NICHT braucht". Sondern es sogar den Körper "stört" oder sogar krank machen kann (indem bspw. Zucker, Salz und Fett Blutgefäße, Bauchspeicheldrüse, usw. schädigen können - das ist besonders für kleinere Kinder vielleich noch etwas abstrakt, aber man kann es ja je Alter etwas angepasst formulieren).
Kürzlich erklärte ich meinem 5-jährigen Sohn, weshalb eine Möhre gesund ist. Dass da so viele wichtige Stoffe drin sind, die sein Körper zum Wachsen und gesund-bleiben braucht usw. Als er sie aß, sagte ich, dass sich sein Körper jetzt freut, dass er sie isst, weil dieser gleich die vielen guten Inhaltsstoffe bekommt. Als mein Sohn die Möhre aufgegessen hatte, meinte er: "Mama, ich habe richtig gemerkt, wie sich mein Körper gefreut hat, als ich die Möhre gegessen habe!".
Ein anderes Beispiel: bei einem Picknick zeigte ein anderes Kind, was es alles mitgebracht hatte: Kekse, Gummibärchen, Schokolade. Mein Sohn (damals noch 4) fragte: "Hast Du auch was Gesundes dabei?".
Ich finde es schon wichtig, dass Kinder nicht unreflektiert Kekse, Gummibärchen und Schokolade essen, sondern wissen, dass sie nicht gut für den Körper sind, obwohl sie schmecken. Nur zu essen, was schmeckt, finde ich nicht empfehlenswert. Das funktioniert nur solange das Kind in einem Umfeld aufwächst, in dem eine abwechslungsreiche Ernährung auf den Tisch kommt und in erster Linie eben "gesunde" Lebensmittel. Zu beachten ist jedoch, dass das nicht in allen Familien der Fall ist, da auch die Bezugspersonen sich nicht immer dessen bewusst sind, was "gesund" und "ungesund" ist (und warum) und welchen wichtigen Stellenwert Ernährung prinzipiell für unsere Gesundheit hat. Hier ist es besonders wichtig, dass Einrichtungen wie Kita und Schule adäquate Informationen in den Alltag einbringen.
... für den ausführlichen Kommentar zu diesem komplexen Thema.