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Zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn. All das kann Gemüse sein, wenn es vom Feld kommt. Eine gesetzliche Vorschrift, dass Gurken gerade sein müssen, gibt es zwar schon seit zehn Jahren nicht mehr, trotzdem erwarten das viele Verbraucher. Händler mögen gerade Gurken, weil sie leichter zu verpacken sind. Auch gleichgroße Kohlrabi, die ordentlich in ihrer Kiste liegen und Zitrusfrüchte ohne Schalenfehler verkaufen sich besser. Aber was passiert mit dem Obst und Gemüse, das nicht den Anforderungen des Handels und den Erwartungen der Kunden entspricht?

Krummes Gemüse, gebogene Paprika, zweibeinige Möhre, Mandarine mit Schalenfehler, verformte Avocado
Julia Icking, Bonn

Ganz genau weiß ich das nicht, denn es gibt natürlich viele Möglichkeiten: Kartoffeln werden zu Kartoffelpuffern. Apfelmus sieht man nicht mehr an, ob die Äpfel Schalenfehler hatten und als Tierfutter ist auch eine Verwertungsmöglichkeit. Trotzdem landen in Deutschland nach Angaben des WWF rund ein Drittel der für den menschlichen Verzehr erzeugten Lebensmittel auf dem Müll. Das sind etwa 18 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Gründe reichen von Ernteverlusten auf dem Feld bis zu Konsumverlusten nach dem Einkauf. Ich finde die Zahl so erschreckend groß, dass mir das Aussortieren krummer Gurken absurd erscheint.

Krummes Gemüse vermarkten

Hier setzt ein Münchner Start-up an und nimmt Landwirten, die ganze Ernte ab. Egal ob die Möhre dreibeinig oder der Apfel fleckig ist. Die Idee finde ich gut und ich probiere ihren Versand aus. Das Bestellen ist einfach: Registrieren, Größe und Art der Kiste auswählen, Lieferangaben machen. Bezahlt wird online. Nun heißt es warten, denn zwischen Bestellung und Lieferung vergehen ein paar Tage. Hier in Bonn wird Donnerstags per Paketbote geliefert. Obst und Gemüse per Paket finde ich ein bisschen befremdlich, aber abwarten.

Was ist drin?

Ein großer, stabiler Karton mit dem Logo der Firma steht in meiner Küche. Neugierig öffne ich ihn und blicke auf Obst und Gemüse in einer Art Gitter aus Pappe. Beim Ausräumen inspiziere ich jedes Stück: Die Avocado hat eine dicke Nase, die Spitzpaprika sind kräftig gebogen und die Schale des Granatapfels ist schorfig. Keine Normware - trotzdem bin ich ein bisschen enttäuscht, denn ich hatte heimisches Obst und Gemüse erwartet. Die Erklärung ist einfach: Es gibt Lieferungen, die erst hier in Deutschland abgewiesen werden, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen. Dann kauft das Start-up die Ware und packt sie in seine Kisten. Was sonst mit der Ware geschehen würde, kann ich nur mutmaßen, ich tippe: Müll.

In der ersten Woche war ich ein bisschen enttäuscht. Außer zwei angeschnittenen Süßkartoffeln und einer zweibeinigen Möhre enthielt die Kiste nichts, was mich in meiner Biokiste gewundert hätte. Trotzdem wage ich einen zweiten Versuch. Diesmal bestelle ich nur Gemüse. An dem Donnerstag muss ich beim Auspacken mehr als einmal lachen: ein riesiger Kohlrabi, zwei Mini-Sellerie, Pastinaken von winzig-klein über völlig verwachsen bis zu riesig-groß sind dabei.

Männchen aus Mini-Sellerie, Mini-Pastinaken, zweibeiniger Möhre, krummer Paprika
große, kleine und verwachsene Pastinaken
Krummes Gemüse
großer Kohlrabi und kleine Sellerieknolle

Mein Fazit

Ich finde es gut, dass sich Menschen darum kümmern, Obst und Gemüse zu vermarkten, dass nicht den Kaufgewohnheiten im Supermarkt entspricht. Durch die vielen Sorten, die in den Kisten steckten, habe ich in den beiden Wochen ziemlich bunt gekocht.

Was mir nicht gefällt, ist der Verpackungsmüll. Auch wenn es Karton und Holzwolle sind, verglichen mit meiner Mehrweg-Biokiste ist es viel. Auf der Website des Anbieters steht, man arbeite an einer nachhaltigeren Verpackung. Das klingt gut.

Mein Fazit: Eine gute Idee mit einfacher Umsetzung per Onlineshop. Mir persönlich gefällt die Biokiste besser, weil ich den Inhalt beeinflussen kann. Andererseits war die Überraschung auch nicht schlecht. Vielleicht bestelle ich einfach ab und zu eine Kiste und freue mich über die Abwechslung.

Meine beiden Kisten kamen von etepetete. Bei meinen Recherchen habe ich weitere Unternehmen gefunden, die krummes Obst und Gemüse verkaufen:

Rübenretter

Rübenretter schreibt auf der Homepage: „Zu viel Gemüse und Obst gelangt nie in den Handel, weil es nicht den optischen Anforderungen entspricht oder schlicht überschüssig ist. Gegen diese Lebensmittelverschwendung möchten wir mit euch zusammen vorgehen.“ Die Rübenretter retten auch konventionelles Obst und Gemüse, bio überwiegt.

Querfeld.bio

Querfeld.bio sagt: „Wir verkaufen schräges Obst & Gemüse. All jene Früchte, die bereits bei der Ernte aussortiert werden, da sie nicht den optischen Vorstellungen des Handels entsprechen. Dabei ist krummes Obst und Gemüse genauso lecker und genauso gesund.“ Bei Querfeldein ist alles bio. Die Bestellung erfolgt per Mail oder telefonisch.

Etepetete

Etepetete beschreibt seine Kisten so: „Bei uns kommt alles in die Kiste: Wir pfeifen auf unnötige Normen und nehmen alles vom Feld. Egal ob krumm oder schief, Hauptsache es schmeckt, ist frisch und gesund.“ Bei etepetete ist alles bio.

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Kommentare (2)

Querfeld oder Querfeldein?
Sven / 19.02.2019 / 11:13 Uhr

Danke für den guten Bericht zu einem höchst relaventen Thema. Ich glaube allerdings, dass euch ist ein kleiner Fehler bei der Zusammenstellung der weiteren Anbieter unterlaufen ist: meintet ihr vielleicht querfeld aus München/Berlin (https://www.querfeld.bio) und nicht den Hofladen Querfeldein aus Pappelau?! Herzlich, Sven

Hoppla!
Julia Icking / 19.02.2019 / 11:30 Uhr

Vielen Dank fürs Aufpassen! Natürlich meinte ich querfeld.bio. Wird korriert. Wir freuen uns auch über Hinweise zu weiteren Vermarktern und Initiativen. VG Julia

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