Der Geschmack der Kindheit prägt uns. So bleibt eine Freundin dem Rapshonig von der Ostseeküste treu, obwohl sie dort schon viele Jahre nicht mehr wohnt. Zu jeder Gelegenheit bekommt sie ein Glas Honig „von zu Hause“ geschenkt. Rapshonig aus einer anderen Region? Schmeckt nicht so gut. Aber wie kann es sein, dass dieselbe Honigsorte aus zwei Regionen so unterschiedlich schmeckt? Ich habe mich auf die Suche begeben.
Sortenhonig
Als sortenrein gilt Honig, wenn mindestens 60 Prozent des gesammelten Nektars von einer Blütenart stammen. Damit das gelingt, bringt ein Imker seine Bienen an Orte, wo es viele Blüten von einer Sorte gibt. Zum Beispiel in die Nähe eines blühendes Rapsfeldes. Hier sammeln die Bienen mehr oder weniger automatisch Rapshonig, denn das Angebot ist besonders groß. Wenn die Blüten keinen Nektar mehr liefern, wird der Honig abgefüllt.
Ein großes, blühendes Rapsfeld ist gut, aber keine Garantie. Ob die Bienen wirklich Rapshonig erzeugt haben, zeigt das Mikroskop und ein Geruchs- und Geschmackstest. Da die Bienen beim Nektarsammeln auch immer Pollen mitnehmen, sind diese Blütenpollen im Honig nachweisbar. Unter dem Mikroskop sieht jede Art anders aus. Durch Auszählen der einzelnen Pollen lässt sich herausfinden, wie hoch der Anteil einer bestimmten Sorte ist.
Geruch und Geschmack: Rapshonig riecht so ähnlich wie die Rapsblüten, nämlich ein bisschen streng und nach Kohl. Der Geschmack dagegen ist mild und erinnert an Blüten. Zusätzlich soll der Honig cremig sein. Das gelingt bei Rapshonig, wenn er lange gerührt wird.
Eine Eigenschaft der Bienen erleichtert es dem Imker, einen sortenreinen Honig herzustellen: Sie sind blütenstet. Das heißt, dass sie während eines Ausflugs nur die Blüten der gleichen Pflanze anfliegen. Gibt es eine ausreichende Anzahl in der Umgebung, so bleibt die Biene dieser Tracht treu. Tracht nennt der Imker das Angebot an Nektar und Pollen. Da an der Ostsee die Rapsfelder sehr groß sind, könnte es sein, dass der Honig besonders viel Raps enthält. Bis zu 90 Prozent können es sein. Und das natürlich nicht nur an der Ostsee.
Regionaler Honig
Am schönsten finde ich es immer, wenn ich Honig aus meinem direkten Umfeld bekomme. Einige Straßen weiter stehen in einem Garten mehrere Bienenvölker. Aber auch Freunde pflegen Bienen und geben ab und zu ein Glas ab. Dann finde ich den Geschmackstest immer besonders spannend, denn im Gegensatz zum Sortenhonig bringt jedes Glas seinen eigenen Geschmack mit. Dann heißt es bei uns am Frühstückstisch: „Soll ich den Honig vom Hardtberg auf den Tisch stellen?“
Damit ein Honig regional ist, muss die gesamte Menge aus der genannten Region stammen. Da es in der Stadt viele verschiedene Blüten gibt, handelt es sich meistens um sogenannten Blütenhonig. Je nachdem, wann er geschleudert wird, kann es Frühlingstracht oder Sommertracht sein.
Fleißige Bienen
Eine Biene muss rund 40.000-Mal ausfliegen, um ein 500-Gramm-Glas Honig zu erzeugen. Ein Bienenvolk erzeugt 20-30 Kilo pro Jahr, eine einzelne Biene in ihrem kurzen Bienenleben etwa einen Teelöffel. Statistisch betrachtet verbraucht jeder Deutsche im Jahr ein Kilo Honig. Wer noch mehr über Honig wissen möchte, klickt in die Rubrik „Vom Acker bis zum Teller - Honig“.
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