Vor einem Monat habe ich euch über meine Recherchen zur Herkunft von Milch berichtet. Mit ein bisschen Mühe, konnte ich einiges erfahren. Das hat mich neugierig gemacht, ob ich auch über andere Lebensmittel so viel herausfinden kann. Ich begebe mich auf die Suche.
Bei Obst und Gemüse ist es ganz einfach: Das Herkunftsland steht auf dem Etikett oder einem Schild am Regal. So kann ich bewusst entscheiden, ob ich lieber Biomöhren aus Israel oder konventionelle aus der Region kaufen möchte.
Milch, Fleisch und Eier
Über die Herkunft von Milchprodukten habe ich ja neulich schon geschrieben. Sie tragen ein sogenanntes Identitätskennzeichen, das auch für Fleisch vorgeschrieben ist. Es dient vor allem der Kontrolle durch die Behörden und gibt Aufschluss über den Ort des letzten wesentlichen Verarbeitungsschritts. Bei verpacktem Fleisch der gängigen Schlachttierarten muss das Etikett zusätzlich darüber Aufschluss geben, wo das Tier aufgezogen und geschlachtet wurde. Jedes Ei trägt einen Stempel, der Auskunft über die Haltung der Hennen sowie Land und Bundesland der Erzeugung gibt.
Pflanzliche Produkte
Bei anderen Lebensmitteln muss ich feststellen, dass es komplizierter ist. Für die Herkunft pflanzlicher Produkte scheint es keine gesonderte Kennzeichnungspflicht zu geben. Im Supermarkt drehe und wende ich die Verpackungen von Reis, Kichererbsen, weißen Bohnen, Mehl und Zucker und finde - nichts. Anders ist das bei Bioprodukten. Verpackte Bioprodukte müssen einen Hinweis auf die Herkunft der Rohstoffe tragen. Ich frage mich, warum Biohersteller das angeben müssen und konventionelle nicht. Schade eigentlich, denn ich war zum Beispiel sehr überrascht, als ich festgestellt habe, dass die Bio-Hirse in meinem Küchenschrank aus China stammt. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen.
Verarbeitete Produkte
Die Kennzeichnungspflicht endet, sobald ein Lebensmittel weiterverarbeitet wird. Wenn Fleisch für den Verkauf gewürzt oder Gemüse zu einer Gemüsepfanne verarbeitet ist, muss die Herkunft nicht mehr erkennbar sein. Argumentiert wird das vor allem mit dem zusätzlichen Aufwand und der fehlenden Flexibilität für die Hersteller. Wenn die Tomatenernte in Italien schlecht ausfällt und daher Ware aus Marokko in die Lasagne kommt, müsste das Etikett geändert werden. Das verursacht zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten. Klingt aber lösbar, finde ich.
Im April 2020 soll sich da auch etwas ändern: Zumindest für die Hauptzutat eines zusammengesetzten Lebensmittels muss dann die Herkunft erkennbar sein. Das finde ich gut und bin gespannt, wie die Regelung genau aussieht.
Fazit
Wer vor allem unverarbeitete Produkte kauft, kann bei Obst, Gemüse, Milch, Eiern und unverarbeitetem Fleisch erkennen, wo die Ware herkommt. Bei verpackten Lebensmitteln hat für mich der Biohandel die Nase vorn, denn ich kann erkennen, ob die Hirse in China oder Österreich gewachsen ist. Eine solche Kennzeichnung fände ich auch bei konventionellen Produkten prima. Deshalb freue ich mich, dass sich beim Thema Herkunftskennzeichnung etwas tut.
Kommentare (2)
Sehr geehrte Damen und Herren, gestern sah ich im Fernsehen den interessanten Beitrag und wollte deshalb wissen, woher mein "Dosenfutter" kommt. Es hieß, dass man auf dem Dosenaufdruck dies erkennen könnte. Könnten Sie mir bitte die Buchstabenfolge/Ziffern mitteilen, an denen ich erkennen kann, ob der Doseninhalt in China hergestellt wurde? Mit freundlichen Grüßen S. Germann-Pape
Liebe Frau Germann-Pape, danke für Ihre interessante Frage. Allerdings gibt es keinen festen Code für die Kennzeichnung des Herkunftslandes. Die neue Gesetzgebung ab April 2020 sieht vor, dass erkennbar ist, woher die primäre Zutat eines verarbeiteten Lebensmittels stammt. Wie genau, erklärt der Artikel https://www.lebensmittelklarheit.de/forum/ursprungsland-bei-konserven. Weitere Informationen zum Thema Kennzeichnung von Lebensmitteln bietet der Artikel https://www.bzfe.de/inhalt/grundkennzeichnung-475.html. Viele Grüße Julia Icking